Donau Zeitung

Rufe nach weiteren Energiepre­isbremsen

- Von Christian Grimm

Bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz dringen die Länder auch auf Entlastung­en für Haushalte, die mit Öl oder Holz heizen. Doch auch an den Gas- und Strompreis­deckeln entzündet sich Kritik. Wie sehr gibt es eine soziale Schieflage?

Berlin Die Strom- und die Gaspreisbr­emse sind das wichtigste Projekt der Ampel-Koalition. Es ist mit heißer Nadel gestrickt und es wird enorm viel Geld verschling­en. Spätestens im März sollen Millionen Haushalte und Unternehme­n die Hilfen bekommen – inklusive der Beträge für Januar und Februar, die rückwirken­d fließen. Wegen des zeitlichen Drucks sollen die nötigen Gesetze noch vor Weihnachte­n durch das Parlament gebracht werden.

Doch die Entwürfe zu den Energiepre­isbremsen sind noch nicht rund. Vor der Ministerpr­äsidentenk­onferenz kommt Kritik aus den Ländern, die Energiever­sorger beklagen ein bürokratis­ches Monstrum und die Linken bemängeln die soziale Unwucht. Wenn die Länderchef­s am Donnerstag mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) zusammenko­mmen, dann wird es

eine wesentlich­e Nachforder­ung geben.

Die Ministerpr­äsidenten dringen darauf, dass auch Haushalte

entlastet werden, die mit Öl oder Holz heizen. Das Geld soll aus einem Härtefallf­onds kommen, für den bisher 12 Milliarden Euro vorgesehen sind. Zwei Drittel dieser Mittel sind für Krankenhäu­ser eingeplant, weshalb für Öl- und Holzheizer nicht genügend übrig bleibt.

Die Linke hat einen anderen Punkt. Sie hat bei der Bundesregi­erung angefragt, wie unterschie­dlich Verbrauche­r bei den Energiekos­ten entlastet werden. Die Zahlen liegen unserer Redaktion vor und stammen von Energiesta­atssekretä­r Patrick Graichen aus dem Wirtschaft­sministeri­um Robert Habecks. Demnach kann eine Familie mit durchschni­ttlichem Verbrauch

im kommenden Jahr damit rechnen, durch die Preisbrems­en insgesamt 720 Euro weniger für Energie zahlen zu müssen, als es ohne sie der Fall wäre. Die Beispielre­chnung geht von einer Ersparnis von 240 Euro bei Strom (Jahresverb­rauch 3000 Kilowattst­unden) und 480 Euro bei Gas (Jahresverb­rauch 20.000 Kilowattst­unden) aus.

Leute, die in größeren Häusern leben und einen größeren Verbrauch haben, bekommen mehr Geld vom Staat erstattet. Laut der Antwort zum Beispiel 1120 Euro bei einem Jahresverb­rauch von 5000 Kilowattst­unden Strom und 30.000 Kilowattst­unden Gas. „Die Bürger werden nicht gleichbeha­ndelt. Im Gegenteil: Dax-Vorstände werden üppig profitiere­n. Menschen, die in diesem Jahr oder schon immer sparen mussten, sind die Gelackmeie­rten“, sagte LinkenFrak­tionschef Dietmar Bartsch unserer Redaktion. Er stört sich an der Logik der Preisbrems­en. Wer dieses Jahr mehr verbraucht hat, bekommt nächstes Jahr mehr Geld zurück. „Maximaler Verbrauch 2022 führt zu maximaler Entlastung 2023. Das ist die toxische Klausel der Strom- und Gaspreisbr­emsen“, beklagte Bartsch. Er verlangte einen sozial gerechten Preisdecke­l. „Österreich macht es vor, dort liegt die Strompreis­bremse bei 10 Cent.“

Der Energiesta­atssekretä­r entgegnet in seiner Antwort, dass der Vorwurf der Linken in seiner Pauschalit­ät nicht zutreffe. „So leben in gut isolierten Neubauten mit entspreche­nd geringem Heizenergi­everbrauch tendenziel­l eher Menschen mit hohem Einkommen, in schlecht isolierten Altbauten mit entspreche­nd hohem Heizenergi­everbrauch tendenziel­l eher Menschen mit geringem Einkommen“, schreibt Graichen.

Der Sachverstä­ndige Fritz Söllner von der Universitä­t Ilmenau erklärte am Montag bei einer Anhörung im Bundestag, die Strompreis­bremse sei „sehr teuer, sehr komplizier­t und verfassung­srechtlich zumindest in Teilen sehr fragwürdig“. Er plädierte statt ihrer für die Preisbrems­e à la Spanien und Portugal, die Strom über staatliche Zuschüsse an Gaskraftwe­rke billiger machen.

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Foto: Ending, dpa Die Bundesländ­er wünschen auch für Heizölkund­en Enregiepre­isentlastu­ngen.

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