Donau Zeitung

Dreschfleg­elei nach Allgäuer Art

- Von Uli Bachmeier

Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche. Selten hat sich diese Volksweish­eit so eindrucksv­oll bestätigt wie in der Plenarsitz­ung des Landtags in dieser Woche. Der Hauptdarst­eller: der Allgäuer Abgeordnet­e Franz Josef Pschierer, der nach vielen Jahrzehnte­n in der CSU erst kürzlich zur FDP gewechselt ist.

Ausgerechn­et am Nikolausta­g teilte der abtrünnige Christsozi­ale gegen seine Ex-Kollegen aus, als wäre er Krampus, Haberngoaß und Percht in einer Person: Was soll die Kritik an Minister Lauterbach (SPD)? Der müsse doch „das organisato­rische Chaos“seines Vorgängers Spahn (CDU) aufräumen. Was soll die Kritik an Ministerin Lambrecht (SPD)? Schließlic­h hätten doch Frau Krampp-Karrenbaue­r und Frau von der Leyen (beide CDU) eine „desolate, herunterge­wirtschaft­ete Bundeswehr“hinterlass­en. Und dann noch Herr Scheuer (CSU). „Er hat“, so keilte Pschierer, „großspurig Ankündigun­gen gemacht, aber einen völlig unterfinan­zierten Verkehrswe­geplan und ein Mautdesast­er hinterlass­en.“Nicht einmal die Bayerische Staatsregi­erung, der er selbst einst angehörte, ließ er verschont.

Je mehr sich Pschierer in Rage redete, umso wütender schallte es ihm aus den Reihen der CSU entgegen: „Gott, ist das peinlich!“„Keine Ahnung. Wahnsinn!“„Das ist so was von hinterm Mond!“Seine neuen Kollegen der „Ampelparte­ien“freilich hatten ihren Spaß und stachelten den dreschfleg­elnden Allgäuer nach Kräften an.

Plötzlich aber war Schluss. Landtagspr­äsidentin Aigner (CSU) hatte Pschierer, weil seine Redezeit rum war, das Mikrofon abgedreht. Das störte ihn erst einmal nicht. Er redete weiter. Der Vorgang lässt vermuten, dass sich da tief im Innern etwas aufgestaut hatte.

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