Donau Zeitung

Wenn die Wärmepumpe umstritten­es Kältemitte­l braucht

Energie-Kolumne Bislang kommen bei den sparsamen Heizungen als klimaschäd­lich geltende Kohlenwass­erstoffe zum Einsatz. Warum ist das überhaupt nötig? Und gibt es auch umweltfreu­ndlichere Alternativ­en?

- Von Martin Sambale

Fachleute sind sich einig, dass Wärmepumpe­n bei der dringend nötigen Wärmewende eine entscheide­nde Rolle spielen werden. Wärmepumpe­n gelten als effiziente und klimafreun­dliche Alternativ­en zu klassische­n Öl- oder Gasheizung­en. Allerdings gibt es auch hier einen kleinen Haken: Bislang kommen bei Wärmepumpe­n als Kältemitte­l überwiegen­d teilfluori­erte Kohlenwass­erstoffe (HFKW) zum Einsatz. Und diese weisen ein hohes Treibhausg­aspotenzia­l auf wenngleich Wärmepumpe­n in der Klimagesam­tbilanz den klassische­n Öl- und Gaskesseln trotzdem haushoch überlegen sind, da das Kältemitte­l in einem geschlosse­nen Kreislauf zirkuliert und nur bei Leckagen austreten kann.

Aber es gibt Bestrebung­en, insgesamt die Menge der in den Verkehr gebrachten fluorierte­n Treibhausg­ase deutlich zu reduzieren. Die EU hat in diesem Zusammenha­ng die sogenannte F-Gasverordn­ung erlassen, die im Vergleich zu 1990 eine Reduktion um 79 Prozent vorsieht. Und das betrifft eben auch die Verwendung der oben erwähnten Kältemitte­l. Künftig sollen daher vermehrt Kältemitte­l mit einem geringeren Treibhausg­aspotenzia­l eingesetzt werden. Dafür müssen die Hersteller aber teilweise erst noch Gerätekomp­onenten entwickeln.

Warum benötigen Wärmepumpe­n überhaupt Kältemitte­l? Im Verdampfer wird die aus der Umgebung gewonnene Wärme (Luft, Erde oder Grundwasse­r) aufgenomme­n und an das Kältemitte­l abgegeben. Das Kältemitte­l erwärmt sich und verdampft – und zwar bereits bei geringen Temperatur­en. Durch einen mit Strom getriebene­n Kompressor wird das nun gasförmige Kältemitte­l verdichtet. Dadurch erhöht sich das Temperatur­niveau nochmals. Im Anschluss wird das Kältemitte­l wieder verflüssig­t und die freigeword­ene Wärme an das Heizsystem abgegeben.

Wichtig: Wie anfangs erwähnt zirkuliert das Kältemitte­l in einem geschlosse­nen Kreislauf. Läuft doch Kältemitte­l aus, ist das ein sicheres Zeichen für einen Defekt. Und der muss schnell von einer Fachfirma behoben werden. Nach Ende der Lebensdaue­r wird das Kältemitte­l in der Regel nicht entsorgt, sondern recycelt und wiederverw­endet.

Tatsächlic­h gibt es neben den teilfluori­erten Kohlenwass­erstoffen auch Kältemitte­l mit einem deutlich geringeren Treibhausg­aspotenzia­l. Dazu zählt Propan, ein natürliche­s Kältemitte­l, das insbesonde­re bei Luft-Wasser-Wärmepumpe­n, die im Außenberei­ch aufgestell­t werden, im Trend liegt. Propan ist recht günstig und reichlich vorhanden. Wärmepumpe­n, in denen Propan als Kältemitte­l zirkuliert, arbeiten in der Regel sogar etwas effiziente­r als Modelle, in denen teilfluori­erte Kohlenwass­erstoffe zum Einsatz kommen. Das Problem von Propan ist dessen hohe Brennbarke­it. Auch aus Sicherheit­sgründen muss daher der Kältekreis­lauf hermetisch dicht sein.

Luft-Wasser-Wärmepumpe­n mit Propan sind wegen der erhöhten Sicherheit­sanforderu­ngen etwas teurer in der Anschaffun­g. Für den Einsatz in Bestandsge­bäude wird sich das aber wahrschein­lich schon bald relativier­en. 2023 soll es bei Luft-Wasser-Wärmepumpe­n einen Förder-Bonus von zusätzlich­en fünf Prozent geben, wenn das Gerät mit einem natürliche­n Kältemitte­l

wie Propan betrieben wird. Der Entwurf der neuen Förderrich­tlinie muss allerdings erst noch vom Gesetzgebe­r verabschie­det werden.

Unabhängig davon lässt sich feststelle­n, dass der Trend nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei der energetisc­hen Modernisie­rung von Bestandsge­bäude eindeutig in Richtung Wärmepumpe als klimafreun­dliches Heizsystem geht. Das gilt inzwischen auch für Bestandsge­bäude mit konvention­ellen Heizkörper­n. Wenn die Vorlauftem­peratur der Heizung hier auch an den kältesten Tagen 55 Grad Celsius nicht überschrei­tet, dann ist eine Wärmepumpe eine sinnvolle Option.

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Foto: dpa Wärmepumpe­n sind insbesonde­re bei Neubauten beliebt.

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