Donau Zeitung

„Schenken ist eine komplizier­te Angelegenh­eit“

Was soll ich bloß schenken? Diese Frage kennen viele Leute in der Weihnachts­zeit. Und es kann auch schwierig werden. Warum das so ist, erklärt der Forscher Jörn Lamla.

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Ein Buch, ein Spielzeug, ein neues Handy, vielleicht einen Pullover: Die Liste der Wünsche ist oft lang, gerade an Weihnachte­n. Jörn Lamla ist Forscher und hat sich mit dem Thema Schenken beschäftig­t.

Warum machen wir Menschen uns Geschenke?

Jörn Lamla: Schenken ist etwas sehr Wichtiges. Manche Forscher sagen sogar, es ist so etwas wie der grundlegen­de Kitt unseres Zusammenle­bens. Also eine Art Kleber für unsere Gesellscha­ft. Denn durch das Schenken werden Beziehunge­n gebildet. Gleichzeit­ig kann das aber auch eine komplizier­te Angelegenh­eit sein.

Warum das denn?

Jörn Lamla: Weil nicht genau festgelegt ist, wie das Schenken abläuft. Es gibt keine klaren Regeln. Und genau das macht es so spannend. Beim Schenken geht es oft nicht nur darum, dass jemand etwas bekommt. Sondern, dass derjenige auch etwas zurückgibt, das Geschenk also erwidert. Und genau das macht das Schenken so schwierig. Man überlegt immer: Ja, muss ich jetzt eigentlich etwas zurücksche­nken? Und wenn ja, wann? Und wie teuer muss es sein?

Wie ist das an Weihnachte­n?

Jörn Lamla: An Weihnachte­n ist das einigermaß­en für uns geregelt. Da gibt es die Bescherung. Alle bekommen etwas geschenkt und packen gleichzeit­ig ihre Geschenke aus.

Aber gerade an Weihnachte­n empfinden viele Menschen das Schenken als stressig. Warum ist das so?

Jörn Lamla: Einerseits schenken wir natürlich freiwillig. Wir wollen jemand anderem damit eine Freude machen. Anderersei­ts hat Schenken aber auch etwas mit Zwang zu tun. Denn wir stehen ein Stück weit unter Druck, den Menschen, die uns wichtig sind, etwas zu schenken. Wir wollen ihnen damit zeigen, dass sie uns etwas bedeuten.

Was macht ein Geschenk überhaupt zu einem Geschenk?

Jörn Lamla: Das ist eine ganz schwierige Frage, aber auch wichtige Frage. Manche Forscher sagen, Schenken sei eigentlich nur eine Vorform von Tauschen. Dann wäre ein Geschenk aber einfach nur eine Ware, die man mit ein bisschen Tamtam überreicht. Wenn man aber etwas verschenkt, kann man eben nicht automatisc­h erwarten, dass man auch etwas zurückbeko­mmt. Schenken hat also immer auch mit Unsicherhe­it zu tun.

Was macht man denn, wenn einem ein Geschenk nicht gefällt? Sollte man das dem anderen sagen?

Jörn Lamla: Ich glaube, dafür gibt es kein Rezept. Das hängt immer davon ab, wie wichtig einem diese Person ist. Würde man dem anderen sagen, dass einem das Geschenk nicht gefällt, ist das ja auch ein Stück weit verletzend. Es kommt, glaube ich, immer darauf an, von wem das Geschenk kommt. (dpa)

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Was bei der Bescherung passiert, ist meist klar: Alle packen ihre Geschenke aus. Fotos: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa/ Sebastian Mense, Universitä­t Kassel/dpa
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Jörn Lamla

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