Jugend wünscht sich eine bessere Anbindung
Bei einer landkreisweiten Jugendbefragung äußerten sich die Teilnehmer über ihren Heimatort Holzheim meist positiv. Nur der ÖPNV lässt zu wünschen übrig.
Holzheim Was bewegt die Jugendlichen im Landkreis? Mögen sie ihren Wohnort oder wollen sie lieber weg, wenn sie erwachsen sind? Diese Fragen waren Teil einer groß angelegten Jugendstudie, die im Jahr 2021 und 2022 im Kreis durchgeführt wurde. Federführend waren dabei der Kreisjugendring und Donautal-Aktiv, finanziert wurde das Projekt von der EU. In Holzheim haben 70 Jugendliche teilgenommen. Im Holzheimer Gemeinderat wurde nun vorgestellt, was die Jugend am Ort besonders beschäftigt.
Fast 90 Prozent der 70 Jugendlichen sind laut der Umfrage aktiv in Vereinen und Gruppen. Deren Unterstützung sieht Boris Schenk, der Geschäftsführer des Kreisjugendrings Dillingen, deshalb als klare Aufgabe für den Gemeinderat. Denn: „Jugendliche, die in Vereinen aktiv sind, haben mehr soziale Kontakte. Sie haben viele Leute, die sie fragen können.“Das seien Netzwerke, die auch die Gemeinde voranbringen würden.
Und wenn diese Netzwerke nur eine Generation ausfallen würden, wäre das mit keinem Geld wiederzubeleben.
Dass 80 Prozent der Jugendlichen gerne in ihrem Wohnort leben und weitere 17 Prozent „eher gerne“, sieht Schenk als hervorragendes Ergebnis. Dennoch solle man sich darauf nicht ausruhen. Der Referent wies darauf hin, dass auch in Holzheim der Anteil der Über-65-Jährigen prozentual mehr steige als bei den anderen Altersgruppen. Diese Leute könnten, so Schenk, zum Beispiel Ehrenämter in den Vereinen übernehmen.
Bürgermeister Simon Peter verwies darauf, dass schon sein Vorgänger Erhard Friegel die Jugendlichen in Orten, wo sie noch nicht in Vereinen organisiert waren, unterstützte, diese zu gründen. Wichtig sei auch, dass die jungen Leute selbst aktiv seien, damit Geld in die Kasse käme. Das sei ein wichtiger Schritt gewesen, Grundstrukturen hineinzubringen, bestätigte Schenk. Die Jugend dürfe sich aber nicht vergessen vorkommen, weil sich die Politik mehr an
der größeren Gruppe der Älteren orientiere. Wenn ein Ort für die Jüngeren nichts biete, bestehe die Gefahr, dass diese wegziehen.
Übrigens zeigte die Befragung, dass eher Mädchen als Jungs zu einem Wegzug bereit wären. Das hieße bei der strategischen Entwicklung der Gemeinde beispielsweise zu überlegen: Was können wir für die Mädchen tun? Das Gremium
sollte sein Augenmerk auf Wohnraum für junge Leute legen, die nicht mehr bei den Eltern, aber dennoch im Ort leben möchten, etwa in Wohngemeinschaften.
Schenk gab zudem zu bedenken, dass Jugendliche ohne Führerschein auf dem Land gegenüber Jugendlichen in der Stadt benachteiligt seien. Auf dem Land könne man schließlich nicht einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem Ausbildungsplatz in einen anderen Ort fahren. Wer in Holzheim lebt, aber beispielsweise in Zöschingen eine Ausbildung macht, hat da ein Problem. Schenk regte an, dass die Gemeinde eine Abfrage machen könnte, wer entsprechende Schwierigkeiten habe und eventuell ein Shuttleservice eingerichtet werden könnte.
Immerhin haben die Holzheimer Jugendlichen den Unternehmen im Landkreis gute bis sehr gute Bewertungen im Bereich Arbeit und Ausbildung gegeben, aber bei der Mobilität finden knapp zwei Drittel, dass der ÖPNV dringend verbessert werden müsste. In der Umfrage gaben die Jugendlichen auch an, sich kostenloses öffentliches WLAN zu wünschen, denn ein teurer Mobilfunkvertrag gehe ebenso ins Geld wie ein eigenes Auto.
Den Vorschlag, eine Jugendbürgerversammlung zu organisieren, um ins Gespräch zu kommen, fand Bürgermeister Peter gut. Denn, wie Schenk meinte: „Man sollte nicht erst was machen, wenn schon was passiert ist.“