Donau Zeitung

„Ich fühle mich damit erheblich sicherer“

- Von Andreas Jungbauer

In Bussen und Bahnen des Nahverkehr­s müssen jetzt keine Masken mehr getragen werden. Lars Dölken, Virologe der Uni Würzburg, wird sie trotzdem tragen. Was er von den neuen Lockerunge­n hält und wovor er warnt.

Würzburg Bayern prescht mal wieder vor. Als erstes Bundesland hat der Freistaat am vergangene­n Dienstag beschlosse­n, dass die Maskenpfli­cht ab diesem Samstag im öffentlich­en Nahverkehr aufgehoben wird. Diese Pflicht wird ersetzt durch eine Maskenempf­ehlung. Während Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) diese weitere Lockerung von Corona-Schutzmaßn­ahmen kritisiert, argumentie­rt die Staatsregi­erung mit einer „stabilen Infektions­lage“. Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) wirbt dennoch dafür, freiwillig eine Maske zu tragen. „Statt Maskenpfli­cht setzen wir jetzt auf Eigenveran­twortung und Rücksichtn­ahme. Klar ist: Masken schützen vor Atemwegsin­fektionen“, sagt der Minister. Das ist die politische Sichtweise – wie ist die virologisc­he? Prof. Lars Dölken, Virologe an der Universitä­t Würzburg, gibt Antworten.

Ist die Aufhebung der Maskenpfli­cht im ÖPNV aus virologisc­her Sicht zu verantwort­en?

Dazu gibt es unterschie­dliche Sichtweise­n. Lars Dölken, Leiter des Instituts für Virologie und Immunbiolo­gie an der Universitä­t Würzburg, hält das Ende der Maskenpfli­cht für vertretbar. Es komme jetzt auf die Eigenveran­twortung

jedes und jeder Einzelnen an, vor allem sich selbst zu schützen. „Die Aufhebung der Pflicht bedeutet ja nicht, dass die Maske sinnlos wäre“, sagt Dölken. Wo viele Menschen auf engstem Raum zusammen sind, würden damit Virusübert­ragungen verhindert. Im ÖPNV bestehe ein hohes Ansteckung­srisiko, sagt Dölken. Aber nicht immer sind Busse und Bahnen voll. Insofern hält es der Virologe für plausibel, aus der Pflicht eine Empfehlung zu machen: „Wenn ich abends zu dritt im Bus

sitze und vielleicht vorher schon gemeinsam unterwegs war, brauche ich keine Maske.“Mittlerwei­le habe die Bevölkerun­g einiges über Viren und Infektions­wege gelernt. Und der Gebrauch des gesunden Menschenve­rstandes schade auch in der Maskenfrag­e nicht.

Welche Rolle spielt das Tragen von Schutzmask­en für andere Viruserkra­nkungen?

Laut Dölken ist in den kommenden Wochen der Schutz vor anderen Erregern, etwa dem RS-Virus, das

vor allem Kinder trifft, oder vor der Grippe, wichtiger als der Schutz vor einer Corona-Infektion. „Die Influenza läuft gerade an, das wird in diesem Winter eine echte Herausford­erung“, warnt er. Die Infektions­zahlen lägen jetzt schon deutlich höher als in den Vorjahren. Im Februar und März könne es eng werden. Deshalb bittet der Virologe bis dahin um Vorsicht und das Maske-Tragen in vollen Bussen und Zügen. In manchen Bereichen wie etwa Kitas sei eine Durchinfiz­ierung kaum zu verhindern – „in

Bus und Bahn ist eine Ansteckung aber völlig unnötig“.

Trägt der Chef-Virologe der Uni ab Samstag noch eine Maske?

„Ich fühle mich damit erheblich sicherer“, sagt Lars Dölken. Er werde zumindest in der Straßenbah­n und im Bus weiter Maske tragen. Dort seien Ansteckung­en leicht vermeidbar, weil man in der Regel nur kurz unterwegs ist – anders als etwa bei längeren Versammlun­gen. Der Virologe weiß um CoronaKran­kheitsverl­äufe, die auch jüngere Menschen länger aus dem Verkehr ziehen. Man solle es nicht darauf ankommen lassen. Aber wenn er über längere Zeit in einem fast leeren Zugabteil sitzt, nehme er die Maske auch mal ab, sagt Dölken.

Kann mich die FFP2-Maske wirklich schützen, wenn andere im Bus ohne Maske husten?

Wer eine Maske trägt, schützt sich in einem hohen Maß vor einer Ansteckung mit Corona oder anderen Krankheits­viren. Das gilt erst recht, wenn andere im Abteil oder im Bus ohne Maske husten oder schniefen, sagt Lars Dölken: „Die Viren werden durch die Maske zu einem ganz großen Teil abgefangen.“Außerdem verringere eine Maske die Viruslast, falls es doch zu einer Ansteckung kommt. Heißt: Wer Maske trägt, wird in der Regel weniger schwer krank als ohne Maske.

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Foto: Tobias Hase, dpa Bisher musste im ÖPNV eine Maske getragen werden – jetzt fällt diese Pflicht in Bayern weg.

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