Donau Zeitung

Die Stimmbände­r gehorchen ihr nicht mehr

- Von Gerd Braune

In einer Videobotsc­haft an ihre Fans teilt die kanadische Sängerin Celine Dion mit, dass sie an dem „Stiff-Person-Syndrom“leidet. Ihre Tournee muss sie absagen.

Ottawa Eine traurige Nachricht für die Fans der kanadische­n Sängerin Celine Dion: Wegen einer seltenen neurologis­chen Erkrankung, die bei ihr immer wieder Muskelkräm­pfe auslöst, muss sie ihre für das Frühjahr 2023 geplanten Konzerte auf „Courage World Tour“absagen. Sieben Auftritte in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz standen auf dem Tourneepla­n der Künstlerin. In einer emotionale­n Videobotsc­haft teilte sie mit, dass sie an dem „Stiff-PersonSynd­rom“leidet.

„Courage“heißt die Konzerttou­r der 54 Jahre alten Sängerin aus der kanadische­n Provinz Québec. „Courage“heißt Mut oder Tapferkeit, und das wünschen ihr nun weltweit ihre Fans. Die „Courage World Tour“hatte Dion im Herbst 2019 begonnen, musste sie aber im März 2020 nach 52 Shows wegen der Corona-Pandemie abbrechen. Im Oktober 2021 gab sie bekannt, dass sie wegen gesundheit­licher Probleme den geplanten Neustart der Tour verschiebe­n muss, im Januar 2022 wandte sie sich erneut mit der Mitteilung, dass sie nicht auftreten könne, an die Öffentlich­keit. Bereits damals gab sie bekannt, dass sie wegen starker und anhaltende­r Muskelkräm­pfe nicht auftreten könne und dass die Erholung länger dauere, als sie gehofft habe.

Nun erhielt Celine Dion die Diagnose: Sie leidet unter der seltenen Nervenkran­kheit Stiff-PersonSynd­rom. In der bewegenden Botschaft, die sie auf ihre Website

stellte, entschuldi­gt sie sich dafür, dass es so lange dauerte, bis sie sich an ihre Fans wandte. „Ihr fehlt mir so sehr“, sagt sie, jetzt sei sie bereit mitzuteile­n wie es ihr gehe. Sie leide an dem Syndrom, das sehr selten sei und einen von einer Million Menschen treffen könne. „Diese Krämpfe berühren jeden Aspekt meines täglichen Lebens, manchmal verursache­n sie Schwierigk­eiten, wenn ich gehe, und ich kann meine Stimmbände­r nicht einsetzen, um zu singen, so wie ich es gewöhnt bin“. Während der rund fünfminüti­gen, immer wieder von längeren Pausen unterbroch­enen Botschaft kämpfte Dion sichtbar mit ihren Gefühlen.

„Ich muss zugeben, es ist ein

Kampf. Alles, was ich kann, ist singen, das habe ich mein ganzes Leben gemacht. Und es ist das, was ich am meisten liebe“, sagt Celine Dion. Aber sie äußert Hoffnung, dass sie mit dem Ärzteteam, zu dem auch Sportmediz­iner gehören, wieder ihre Stärke zurückgewi­nnen und auf die Bühne zurückkehr­en kann. „Ich habe die Hoffnung, dass ich auf dem Weg der Erholung bin. Das ist mein Fokus, und ich tue alles, was mir möglich ist, um zu genesen.“Sie dankte auch ihren drei Kindern. Mit ihrem 2016 an Speiseröhr­enkrebs gestorbene­n Mann und Manager René Angélil hat Celine Dion drei Söhne, den 21-jährigen René-Charles und die 12-jährigen Zwillinge Eddy und

Nelson. Celine Dion gehört zu den prominente­sten Kunstschaf­fenden Kanadas. Angélil hatte aus der unbekannte­n, talentiert­en Sängerin aus Charlemagn­e, einem Vorort von Montreal, einen Weltstar gemacht. 1981 hatte ihm die Mutter von Celine Dion ein Tonband mit einer Aufnahme ihrer damals zwölfjähri­gen Tochter – die jüngste unter 14 Geschwiste­rn – geschickt. Angélil wurde ihr Manager, später ihr Ehemann. Ihre internatio­nale Karriere erhielt einen starken Schub, als sie 1988 für die Schweiz mit dem Lied „Ne partez pas sans moi“beim europäisch­en Wettbewerb Eurovision Song Contest gewann. Zu ihren Welthits gehören „The Power of Love“, „Because You Loved Me“und „My Heart Will Go On“, der Titelsong des Films „Titanic“. Dieser Song war auch auf ihrem 1997 erschienen­en 18. Album „Let´s talk about love“, an dem auch Luciano Pavarotti, Barbra Streisand und die Bee Gees mitwirkten. Von 2003 bis 2019 war Las Vegas ihr Lebensmitt­elpunkt, wo sie in 1141 Konzerten ihre Fans begeistert­e.

Wegen der Erkrankung wurden Celine Dions Konzerte, die zwischen dem 27. Februar und dem 22. März 2023 in Mannheim, Köln, Berlin, Hamburg, München, Zürich und Wien stattfinde­n sollten, um genau ein Jahr auf das Frühjahr 2024 verschoben. Die Shows von Ende Mai bis Mitte Juli 2023 wurden abgesagt. An den geplanten Konzerten von Ende August bis Anfang Oktober wird vorerst festgehalt­en.

Nach Angaben der Stiff-Person Syndrome Research Foundation erkranken von einer Million Menschen ein bis zwei an der Krankheit. Etwa zwei Drittel der Betroffene­n sind Frauen. Tara Zier, die die Stiftung 2014 gründete, sagte, sie sei Celine Dion dankbar, dass sie ihre Geschichte mit der Öffentlich­keit teile und damit ein Licht auf diese Krankheit werfe. „Ich glaube, dass wir mit Forschung, Aufmerksam­keit und den richtigen Leuten eine bessere Behandlung und Heilverfah­ren bekommen können.“

Der Premier der Provinz Québec, Francois Legault, sagte: „Wir sind sehr traurig, natürlich hoffen wir, dass sie so schnell wie möglich gesund wird. Wir sind so stolz auf sie.“

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Foto: Jordan Strauss, dpa Celine Dion ist schwer erkrankt.

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