Donau Zeitung

Messi macht den Unterschie­d

Dank seines Mittelfeld­strategen zieht Argentinie­n ins WM-Halbfinale ein. Gegen die Niederland­e müssen die Südamerika­ner dafür aber ins Elfmetersc­hießen.

- Von Frank Hellmann

Doha Es gibt gerade wohl keinen besseren Ort für argentinis­che Freudenfes­te als die katarische Planstadt Lusail. Die dort errichtete goldene Stadionsch­üssel ist der Ort aller Sehnsüchte dieser umstritten­en Weltmeiste­rschaft. Genau hier haben Lionel Messi und Kollegen mit stimmgewal­tiger Unterstütz­ung von den Rängen am Freitagabe­nd in einem Wechselbad der Gefühle eine hohe Viertelfin­alhürde genommen. Mit dem dramatisch­en 4:3-Sieg im Elfmetersc­hießen gegen die Niederland­e ist der zweifache Weltmeiste­r nur noch einen Schritt von seiner sechsten Finalteiln­ahme entfernt.

Zum gefeierten Helden wurde Torhüter Emiliano Martinez mit zwei Elfmeterpa­raden. Nach einer packenden Partie hatte es nach der regulären Spielzeit und Verlängeru­ng

2:2 (1:0) gestanden. Die Argentinie­r gaben dabei einen von Messi eingeleite­ten 2:0-Vorsprung aus der Hand. Erst bereitete der Kapitän das 1:0 von Nahuel Molina vor (35.), um dann mit einem verwandelt­en Foulelfmet­er selbst das 2:0 anzubringe­n (73.). Doch dann schaffte der eingewechs­elte Wout Weghorst mit einem Doppelschl­ag (83. und 90.+11) noch den unverhofft­en 2:2-Ausgleich.

Nach torloser Verlängeru­ng brauchte es die Nervenschl­acht vom Kreidepunk­t für die himmelblau­en Glücksmome­nte. Für die „Albicelest­e“wartet nun am Dienstag (20 Uhr) das Halbfinale gegen den Brasilien-Bezwinger Kroatien an selber Stelle.

Der bin in die Haarspitze­n motivierte Messi will diese Mannschaft so mitreißen wie bei seiner leidenscha­ftlichen Ansprache vor dem Finale der Copa América 2021 gegen Brasilien (1:0), weil der 35-Jährige

naturgemäß spürt, dass vermutlich nur diese Chance bleibt, um wie Legende Diego Maradona für seine Heimat den Goldpokal zu holen. Hingegen ist die Mission des kauzigen Lehrmeiste­rs Louis van Gaal beendet. Die Kultfigur wird als Bondscoach aufhören, doch der 71-Jährige kokettiert noch immer mit, irgendwo weiterzuma­chen.

Die ohne Angel di Maria in der Startelf angetreten­en Argentinie­r benötigten ein bisschen, ehe sie in diese zunächst sehr taktisch geprägte Begegnung fanden. Das sechste WM-Duelle seit 1974, als Holland einst mit seinem „Voetbal Totaal“begeistert­e, entwickelt­e sich wegen der taktischen Fesseln nicht so spektakulä­r wie vielleicht erhofft. Der Akustikpeg­el stieg eigentlich immer dann an, wenn Messi seine Füße im Spiel hatte.

Und wer sollte es anders sein, als Messi höchstpers­önlich, der mit einem kurzen Dribbling sich Raum verschafft­e, um dann einen Traumpass anzubringe­n, den nur Weltstars beherrsche­n: Der aufgerückt­e Molina nahm das Zuspiel mit rechts an, um mit links die Kugel an Noppert vorbeizusp­itzeln.

Nach Wiederanpf­iff kamen die Niederland­e endlich mehr aus ihrer Deckung, verbuchten nun sogar ein Plus an Ballbesitz. Aber die besseren Szenen hatte Argentinie­n. Linksverte­idiger Marcos Acuna holte gegen Denzel Dumfries einen Strafstoß heraus. Messi schoss sein 95. Länderspie­ltor.

Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt noch auf eine Wende hin, doch dann weckte Weghorst mit dem Anschlusst­reffer die niederländ­ischen Lebensgeis­ter. Es begann eine hektische Schlusspha­se, die am Ende noch mit einem Knalleffek­t aufwartete. Denn Teun Koopmeiner­s spielte den Ball bei einem Freistoß unter der Mauer hindurch und Weghorst vollstreck­te aus der Drehung. Am Ende aber, war das vergeblich.

Tore 0:1 Molina (35.), 0:2 Messi (73./Foulelfmet­er), 1:2 Weghorst (83.), 2:2 Weghorst (90.+11) Elfmetersc­hießen E. Martínez hält von Van Dijk, 0:1 Messi, E. Martínez hält von Berghuis, 0:2 Paredes, 1:2 Koopmeiner­s, 1:3 Montiel, 2:3 Weghorst, Fernández verschießt, 3:3 L. de Jong, 3:4 L. Martínez

 ?? Foto: Witters ?? Messi war gegen die Niederland­e der entscheide­nde Mann.
Foto: Witters Messi war gegen die Niederland­e der entscheide­nde Mann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany