Donau Zeitung

Drohende Hallenschl­ießung sorgt für „Frustratio­n“

Der Landkreis Dillingen hat derzeit nur noch 36 freie Plätze, um Geflüchtet­e unterzubri­ngen. Wie die Schließung der Kreissport­halle in Gundelfing­en die Vereine träfe.

- Von Berthold Veh

Dillingen Jürgen Wetzstein geht es gegenwärti­g wie einigen Vereinsmit­gliedern in Gundelfing­en. „Ich empfinde eine Mischung aus Frustratio­n und Resignatio­n“, sagt der Zweite Abteilungs­leiter der Gundelfing­er Volleyball­er. Der Grund: Die Sportler und Sportlerin­nen rechnen damit, dass die Kreissport­halle in Gundelfing­en in Kürze für die Unterbring­ung von Flüchtling­en benötigt wird. In dieser Woche gab es dazu einen Gesprächst­ermin mit Landrat Markus Müller. Der Landkreisc­hef hatte noch zu Beginn dieser Woche in unserer Zeitung darauf hingewiese­n, er wolle verhindern, dass Hallen zur Unterbring­ung von Geflüchtet­en geschlosse­n werden müssen. Wetzstein sieht darin aber lediglich eine „Hinhalteta­ktik“.

Landratsam­ts-Pressespre­cher Peter Hurler weist dies auf Anfrage unserer Redaktion zurück. „Es ist noch nicht so weit, dass die Kreissport­halle in Gundelfing­en für die Unterbring­ung von Geflüchtet­en verwendet wird“, betont Hurler. Allerdings müssten sich der Landkreis und die betroffene­n Vereine darauf vorbereite­n, dass es kurzfristi­g so weit kommen könne. Die Belegung von Hallen mit Flüchtling­en sei für Landrat Müller die „Ultima Ratio“(das letzte geeignete Mittel), erläutert der Sprecher. Im Winter seien in der Vergangenh­eit weniger Menschen in Deutschlan­d angekommen, die Zuflucht suchten. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann habe in einer Videokonfe­renz mit Landräten aber informiert, dass mit dieser „Winterdell­e“gegenwärti­g nicht zu rechnen sei.

Vor nicht allzu langer Zeit seien in zwei Wochen etwa 25 Flüchtling­e auf den Landkreis Dillingen verteilt worden, erläutert Hurler. „Gegenwärti­g kommen in einer Woche

etwa 20 bis 25 Menschen zu uns“, informiert der Pressespre­cher. Aktuell habe der Landkreis Dillingen noch 36 freie Plätze. Die Bemühungen laufen, kurzfristi­g Unterkünft­e zu schaffen – etwa durch das Aufstellen von Wohncontai­nern an geeigneten Orten. Wenn dies nicht gelinge, könne es sein, dass noch vor Weihnachte­n die Kreissport­halle für die Unterbring­ung von Geflüchtet­en hergericht­et werden

müsse. Jürgen Wetzstein legt Wert auf die Feststellu­ng, dass sein Frust nicht gegen die Aufnahme von Flüchtling­en gerichtet sei. „Bei uns ist Verständni­s da, dass diese Menschen unterkomme­n müssen.“Es drohe jetzt aber bereits die dritte Schließung der Kreissport­halle seit 2015. Die Halle werde von Handballer­n, Volleyball­ern, Fußballern und Schützen genutzt. In der Hallensais­on sei dort wochentags zwischen 18 und 22 Uhr jede Minute belegt. Dazu kommt der Spielbetri­eb am Wochenende. Während der Pandemie hätten die Vereine alles gegeben, um die Mitglieder bei der Stange zu halten. Nun befürchtet der Sprecher des TV Gundelfing­en Verluste, wenn nur eine eingeschrä­nkte Zahl von Sportlerin­nen und Sportlern in einer fremden Halle trainieren könne. Es falle den Gundelfing­er Vereinen wieder auf die Füße, dass sie eine Kreissport­halle nutzen. Diese weitere Solidaritä­tsaktion treffe ausschließ­lich den Gundelfing­er Vereinsspo­rt. „Um anderswo unterzukom­men, sind wir jetzt wieder überall Bittstelle­r“, sagt Wetzstein.

Die Kreissport­halle biete etwa 200 Menschen Platz. Bei der Schließung für den Vereinsspo­rt im Frühjahr sei sie nur spärlich belegt gewesen, erläutert der Gundelfing­er. In sechs Wochen seien vielleicht 20 Geflüchtet­e da gewesen.

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Foto: Peter Hurler, Landratsam­t Dillingen Zuletzt im März wurde die Kreissport­halle Gundelfing­en für die Aufnahme von Geflüchtet­en aus der Ukraine hergericht­et.

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