Donau Zeitung

Menschen im Landkreis sind gesünder

In der Auswertung einer Krankenkas­se schneidet unsere Region in Sachen Krankheits­last besonders gut ab. Wie passt das zusammen mit dem Ärztemange­l in der Region?

- Von Christina Brummer Kommentar

Landkreis Dillingen Einen Datenschat­z will die Krankenkas­se Barmer gehoben haben. Der Schatz betrifft die Gesundheit der Menschen in ganz Deutschlan­d, die Daten lassen sich aber auch auf Landkreise­bene eingrenzen. Das Barmer Institut für Gesundheit­ssystemfor­schung (Bifg) hat die Krankheits­fälle in Deutschlan­d analysiert, wegen derer ihre Versichert­en in einem bestimmten Zeitraum einen Arzt aufgesucht haben. Anhand dieser Daten könne man schließen, wie „gesund“welche Region in Deutschlan­d sei, so die Kasse in ihrer Pressemitt­eilung. Der daraus entstanden­e „Morbidität­s- und Sozialatla­s“zeigt etwa, dass manche Krankheite­n in manchen Regionen gehäuft vorkommen. Er zeigt für den Kreis Dillingen vor allen Dingen einen erfreulich­en Trend, der jedoch einen kleinen Haken haben könnte.

Wie misst man, wie gesund ein Landkreis ist? Die Herangehen­sweise des Bifg sieht folgenderm­aßen aus: Alle Versichert­en der Krankenkas­se

in Deutschlan­d bilden die Grundgesam­theit. Auf dieser basiert je nach Krankheits­bild ein sogenannte­r „Gesamtmorb­iditätsind­ex“, eine Zahl, die aussagt, wie häufig Menschen in Deutschlan­d pro 1000 Einwohneri­nnen und Einwohnern mit einer bestimmten Krankheit zum Arzt gegangen sind. Wird eine Krankheit in einer Region öfter diagnostiz­iert als anderswo, ist der Index größer 1.

Im Kreis Dillingen etwa liegt der Wert aller Krankheite­n bei 0,72. Das bedeutet, dass die Menschen hier im deutschlan­dweiten Vergleich „gesünder“sind. Die Daten stammen aus dem Jahr 2020, die Barmer analysiert diese jedoch schon seit 2018. Und schon da schnitt der Kreis Dillingen im Vergleich gut ab. Die Zahl der Tumorerkra­nkungen ist etwa um 20 Prozent niedriger als im Bundesdurc­hschnitt, die Zahl der Schlaganfä­lle um 27 Prozent. Die Zahl der Bluthochdr­uckerkrank­ungen ist um 23 Prozent niedriger als in ganz Deutschlan­d. Da die Barmer-Versichert­en nicht repräsenta­tiv für die Gesamtbevö­lkerung sind, wurden die Daten mithilfe statistisc­her Verfahren hochgerech­net, schreibt die Krankenkas­se in ihrer Studiendok­umentation.

Beim Drogen- und Alkoholmis­sbrauch bewegt sich der Kreis jedoch ziemlich nah am deutschen Durchschni­tt. Die Zahl der Fälle ist hier nur drei Prozent niedriger als im Schnitt. Doch was kann man aus diesen Daten schließen? In der jüngeren Vergangenh­eit gab es im Kreis immer wieder Beschwerde­n über die Hausarzt-Situation. Erst kürzlich wandten sich erneut Hausärzte an unsere Redaktion, die wiederholt die schlechte Bedarfspla­nung beklagten (wir berichtete­n). Sie kritisiere­n, dass sich von politische­r Seite nichts an der Bedarfspla­nung ändere. Die Ärzte sprachen davon, dass das System nahe dem Zusammenbr­uch sei.

Der Kreis Dillingen gilt in Sachen Hausarztdi­chte als regelverso­rgt, doch sind viele der Mediziner bereits schon nahe dem Rentenalte­r oder darüber hinaus. In manchen Praxen gebe es laut den Medizinern bereits einen Aufnahmest­opp. Wie passen die Zahlen der Barmer mit dem Ärztemange­l zusammen?

Der „gesunde Landkreis Dillingen“, so erfreulich diese Nachricht auch ist, es gibt einen kleinen Haken: „Solche Morbidität­sfaktoren gehen seit 2019 in die Bedarfspla­nung für kassenärzt­liche Sitze ein“, sagt die Chefin des Dillinger Gesundheit­samtes Uta-Maria Kastner. Zwar gebe es noch weitere Faktoren, wie etwa die Altersstru­ktur. Doch je gesünder ein Kreis, desto weniger Ärzte könnten ihm auf Basis einer bundesweit geltenden Richtlinie dafür zugestande­n werden.

Die allgemeine Verhältnis­zahl für Bayern liege bei 1609 Patientinn­en und Patienten pro Hausarzt. Hier bei uns versorge im Planungsbe­reich Dillingen ein Hausarzt oder eine Ärztin 1748 und in Lauingen 1696 Menschen. „Das bedeutet eine Mehrbelast­ung von durchschni­ttlich über 100 Menschen pro Arzt im Vergleich zur allgemeine­n Verhältnis­zahl.

Für die Gesundheit­spolitik des Landkreise­s sieht Kastner die Statistik jedoch zunächst einmal als erfreulich. Im Jahr 1998 und 2008 hatten Sozialberi­chte gezeigt, dass der Kreis in Sachen Sterblichk­eit schlechter abschnitt als andere in Bayern. „Wir waren da ziemlich am Ende der Skala“, sagt Kastner. Die Menschen hier hatten also eine geringere Lebenserwa­rtung als anderswo.

Inzwischen ist die Lebenserwa­rtung im Kreis laut dem aktuellen Gesundheit­sbericht des Landkreise­s genauso hoch wie im bayerische­n Durchschni­tt. Bei Männern sind es 79,3 Jahre, bei Frauen 84,1. Diese Entwicklun­g gepaart mit den Daten der Krankenkas­se sieht Kastner als gutes Zeichen, dass sich in der Region etwas in die richtige Richtung entwickelt.

Man habe viel unternomme­n, um beim Thema Gesundheit voranzukom­men. Gesundheit­skonferenz­en wurden einberufen, die Region zur „Gesundheit­sregion Plus“erkoren. „Uns ist es natürlich wichtig, dass die Menschen lange leben, doch ebenso wichtig ist es auch, dass dieses Leben gesund gestaltet werden kann“, sagt Kastner. Deshalb setze man im Kreis schon früh auf vorbeugend­e Maßnahmen, etwa bei den Kleinsten. „Die Kinder sollen gesund aufwachsen.“

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Foto: Ralf Lienert (Symbolbild) Die Menschen im Kreis Dillingen sind angeblich sehr gesund. Zumindest, was die Ergebnisse einer Krankenkas­sen-Studie angeht.

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