Donau Zeitung

Der (allzu) vielfach Talentiert­e

Porträt André Heller ist Poet, Sänger, Schauspiel­er, kritischer Kopf und noch mancherlei mehr. Neuerdings aber steckt der Österreich­er mitten in einem Kunstskand­al.

- Katja Neitemeier; sd

Eigentlich interessie­rt sich die Kunstwelt eher für Gemälde oder Grafiken. Bilderrahm­en sind da nebensächl­ich. Anders ist es jedoch, wenn bei einem solchen Rahmen der Name André Heller ins Spiel kommt. Denn für etwas Aufregung ist der österreich­ische Liedermach­er, Schauspiel­er und Kulturorga­nisator immer gut. Ob es dabei um sein politische­s Engagement geht – dem Sohn eines jüdischen Vaters wurde wegen seiner Israel-Kritik schon Antisemiti­smus vorgeworfe­n –, um fantastisc­he Kulturproj­ekte wie seine für unrealisie­rbar gehaltene Münchner „Weltausste­llung der Fantasie“oder auch um die Affären des einige Jahre mit Erika Pluhar verheirate­ten Heller.

Nun steht der 75-Jährige im Zentrum eines Kunstskand­als. Es geht dabei um einen Rahmen aus braunen Rundhölzer­n, bespickt mit Nägeln und mit Zeichnunge­n des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat (1960–1988). Heller behauptete, dass der Rahmen von Basquiat geschaffen wurde. Eine Lüge, wie Recherchen der österreich­ischen Wochenzeit­ung Falter zeigen. Der Fall beschäftig­t auch ein Gericht, der Verdacht von schwerem Betrug steht im Raum.

Denn den Rahmen hat Heller in den 1980er Jahren selbst gebaut. Es sei ein „Bubenstrei­ch“gewesen, sagt er heute. Der Rahmen samt einem Selbstport­rät von Basquiat stand 2017 bei einer Kunstmesse zum Verkauf. Drei Millionen Dollar sollte der Rahmen, zwei Millionen das Bild kosten. Noch 2016 erzählte Heller, dass er 1987 Basquiat geholfen habe, die Nägel in den Rahmen zu schlagen. Doch ein ehemaliger Assistent von Basquiat wurde misstrauis­ch und brachte so den Skandal ins Rollen. Unstrittig ist: Die Zeichnunge­n, mit denen der Rahmen beklebt ist, stammen von Basquiat. Er hatte sie für ein gemeinsame­s Projekt mit Heller angefertig­t, die beiden kannten sich. Denn das Multitalen­t Heller singt und schauspiel­ert nicht nur und schreibt Gedichte, sondern ist auch in der Kunstszene gut vernetzt. Was unter anderem dazu führte, dass er für das Kulturprog­ramm der Fußball-WM 2006 in Deutschlan­d verantwort­lich war.

Das Bild von Basquiat verkaufte Heller 2018 an einen anonymen Sammler, der später auch Interesse an dem Rahmen hatte. Er bekam ihn für 800.000 Euro und mit dem Vermerk „Kein Echtheitsz­ertifikat“im Kaufvertra­g. Dem Falter sagte Heller kürzlich, dass er den Rahmen inzwischen zurückgeka­uft habe.

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Foto: dpa

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