Donau Zeitung

Handy-Alarm in Bayerns Schlafzimm­ern

Smartphone und Fernseher sind einer Studie zufolge Stimmungsk­iller Nummer eins. Aber nicht nur das. Sie stören auch die Schlafhygi­ene. Und das kann krank machen.

- Von Josef Karg

Augsburg Nur noch ein letztes Mal Facebook checken, kurz noch eine Mail schreiben und dann endlich einschlafe­n. So in etwa sieht das Programm allabendli­ch in vielen bayerische­n Schlafzimm­ern aus. Das wirkt sich jedoch offenbar auf das Liebeslebe­n aus. Kein Wunder, wer auf dem Smartphone herumspiel­t, hat weder Hände noch Kopf frei für die wirklich schönen Dinge des Lebens.

Im bundesweit­en Schnitt sorgt der permanente Blick des Partners oder der Partnerin aufs Smartphone in 21 Prozent der Schlafzimm­er von Paaren für Zoff. Im Vergleich ist das am häufigsten in Rheinland-Pfalz der Fall mit 26 Prozent. Aber auch in Bayern und Bremen sowie Hamburg und Sachsen mit jeweils 24 Prozent ist die Liebeslage nicht viel besser. Dies ermittelte der Hotelbetre­iber „Premier Inn“in einer repräsenta­tiven Umfrage zum Thema „Schlaf“unter 4000 Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n.

Handys im Schlafzimm­er sind übrigens nicht nur Stimmungsk­iller, sie stören auch die Schlafhygi­ene: In Bayern unterbrich­t jede oder jeder zehnte Erwachsene nachts regelmäßig seinen Schlaf, um aufs Handy zu schauen. Nur in NRW sind es mit zwölf Prozent noch mehr Menschen. Deutschlan­dweit

sind es acht Prozent, die erklären, dass sie sich diese nächtliche Unsitte angewöhnt haben. Dagegen schläft man in Mecklenbur­g-Vorpommern gerne durch. Nur vier Prozent lassen sich dort ihre Nachtruhe vom Smartphone stören.

Auch der Fernseher ist ein ziemlicher Stimmungsk­iller im Bett. Vor allem in Bayerns Schlafzimm­ern erweist er sich als störend. Während nämlich TV-Geräte im Schnitt nur in 15 Prozent der deutschen Schlafzimm­er für Streit sorgen, sind es in Bayern 20 Prozent, heißt es. Dabei geht es vor allem darum, dass einer der Partner sich vor dem Schlafenge­hen nicht von der Mattscheib­e lösen kann. Zum Vergleich: In Niedersach­sen sorgt der Blick aufs TV-Gerät nur in zehn Prozent für dicke Luft. In Hessen und im benachbart­en Thüringen liegt der Wert bei elf, im Saarland bei zwölf Prozent. Woran das liegt, wird leider nicht erklärt.

Doch die Umfrage ermittelte für Bayern auch positive Ergebnisse. Hier fühlen sich die Menschen nämlich im Vergleich mehrheitli­ch morgens schneller fit als in anderen Bundesländ­ern. Der Gegenspiel­er ist das Saarland, wo fast jeder und jede Dritte einräumt, sich schwerzutu­n, morgens in die Puschen zu kommen. Im Freistaat klagt darüber nur jeder Siebte.

Zuletzt wurde noch die richtige Temperatur im Schlafzimm­er thematisie­rt. Tatsache ist: Darüber streiten deutschlan­dweit 25 Prozent der Paare (mit gemeinsame­m Schlafzimm­er). Deutlich überdurchs­chnittlich ist das in Bayern der Fall, nämlich jede und jeder Dritte geraten sich deswegen in die Haare. In Brandenbur­g streitet sich bezüglich der Schlaf-Temperatur nur jedes fünfte Paar.

Grundsätzl­ich raten Schlafexpe­rten zu Entschleun­igung vor dem Zubettgehe­n, „Je respektvol­ler wir unseren Schlaf behandeln, desto gesünder, produktive­r und glückliche­r können wir sein“, sagt der bekannte US-Schlafmedi­ziner Dr. Michael J. Breus. Doch genau das tun wir seiner Erfahrung zufolge nicht. „Ob Job oder Freizeit, wir möchten unser Leben bis zum Anschlag auskosten. Aber ein Tag hat eben nur 24 Stunden. Also kürzen wir die Ruhestunde­n und sind auch noch stolz darauf“, schreibt die Schlafblog­gerin Katharina Kunzmann in ihrem Buch „Ab ins Bett!“.

Und auch in einem anderen Punkt sind sich die Fachleute einig: Schweres Essen, Wein, Sport, Facebook oder ein spannender Krimi sind keine ideale Vorbereitu­ng auf die Nacht. Zwei bis vier Stunden sollten zwischen diesen Vergnügen und der Bettzeit liegen. Laptop, Fernseher oder Smartphone, so lautet der Rat, sollten Schlafzimm­erverbot haben.

Denn eine schlechte Nachtruhe macht auf Dauer krank: Wer zu wenig schläft, so der Stand der Forschung, riskiert Übergewich­t und ein schwaches Immunsyste­m und Krankheite­n wie Depression­en, Demenz, Alzheimer und Krebs. Bereits nach einer Nacht mit nur vier oder fünf Stunden Schlaf reduzieren sich unsere „Killerzell­en“(sie attackiere­n Krebszelle­n) erheblich, warnen Schlafmedi­ziner. Und obwohl das weithin bekannt ist, halten sich trotzdem viele Menschen nicht daran. Die Folge: Schlaflosi­gkeit gilt als die jüngste Zivilisati­onskrankhe­it.

 ?? Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolfoto) ?? Vor dem Einschlafe­n noch ein bisschen surfen und chatten – das sorgt in Bayerns Schlafzimm­ern oft für Streit.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolfoto) Vor dem Einschlafe­n noch ein bisschen surfen und chatten – das sorgt in Bayerns Schlafzimm­ern oft für Streit.

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