Der Schnee im Kinderzimmer
Der Winter ist eine Freude für Kinder. Schneebälle drehen, in den Schnee hineinbeißen, das machen Kinder wohl seit Jahrhunderten und es hat sich nichts daran geändert. Kürzlich stand der Schnee sogar im Kinderzimmer. Fingerhoch lag er vor dem Fenster, bedeckte Spielsachen mit einer reinweißen Schicht und drang in kleinen Verwehungen unter das Bett vor. Die Flocken kamen glücklicherweise nicht von draußen, sondern stammten von einer Styropor-Verpackung, die einst eine Glaskugel vor dem Zerbrechen während des Transports schützte und nun, von Kinderfingern akribisch bis zum letzten einzelnen Kügelchen zerrieben, die Bilderbuch-Idealvorstellung einer weißen Adventszeit ins Haus holte. Pustet man in die Flocken hinein, stiebt die schneeweiße Styroporpracht durch das ganze Zimmer, setzt sich in den Haaren oder sogar unter der Nase fest, was natürlich besonders lustig aussieht. Durch die geöffnete Tür findet der Schnee seinen Weg in Küche, Wohnzimmer, Bad.
Wenn der Vierjährige stolz fragt, ob sich die Flocken nicht sehr schön auf seiner PlaymobilPolizeiwache machen, weiß man, dass man sich im selben Alter genauso gefreut hätte. Leider aber ist man dem Alter seit 40 Jahren entwachsen und wird gewahr, dass es eine geschätzte Stunde mit dem Staubsauger dauern wird, das Gros der Flocken einzusaugen, sich letzte Erinnerungen an den Wintereinbruch aber auch noch an Ostern in der eigenen Socken-Schublade finden werden.
Es mag ja ein gutes Zeichen sein, wenn der Nachwuchs ohne sündteures Spielzeug oder Bildschirme von sich aus Beschäftigung findet. Jetzt aber bin ich heilfroh, dass es ganz real geschneit hat. Kein Styropor, echter Schnee! Nichts wir raus!