Van Gaal findet die Arbeit von van Gaal toll
Hollands Trainer verabschiedet sich
Doha Eine fast kitschige Kulisse bildete die tägliche Aussicht: Der Königliche Niederländische FußballBund (KNVB) hatte sich als WMQuartier ein Luxushotel an der West Bay von Doha ausgesucht; gleich in der Nähe des Diplomatenviertels mit prächtigem Blick auf den Arabischen Golf und die Luxusbauten von Pearl Island. Auch Louis van Gaal fühlte sich hier wohl, einige Tage wäre der Bondscoach gerne noch geblieben. Doch wo einer nach dem Achtelfinale gegen die USA (3:1) noch fröhlich durch die Hotellobby tanzte, war am Wochenende nach dem Viertelfinale gegen Argentinien Kofferpacken angesagt. Zugleich endete eine zeitlich befristete Zusammenarbeit. „Das war definitiv mein letztes Spiel. Ich werde nicht als niederländischer Nationaltrainer weitermachen“, bestätigte van Gaal.
Seine Abschiedsworte waren ansonsten eine Würdigung seines eigenen Wirkens in seiner dritten Amtszeit. Ein Aus im Elfmeterschießen wollte der 71-Jährige partout nicht als Niederlage werten. „Ich war ein Trainer für 20 Matches – und wir haben kein Spiel in dieser Zeit verloren. Ich bin unglaublich stolz. Ich hatte eine wunderbare Zeit.“Erst im Frühjahr hatte der ehemalige Trainer des FC Bayern öffentlich gemacht, an einer „aggressiven Form“von Prostatakrebs erkrankt zu sein, trotzdem hatte er zuletzt den Spekulationen keinerlei Riegel mehr vorgeschoben, doch noch mal woanders anzuheuern. Ob als Vereinstrainer oder Nationalcoach irgendwo auf der Welt – nichts scheint ausgeschlossen.
Ihm gefällt es, wie der Fußball irgendwann wieder vieles zusammenführt. Die Parallelen zum Ausscheiden bei der WM 2014 gegen Argentinien waren offenkundig, als der niederländische Zweckfußball
unter dem eigenwilligen Pragmatiker im Halbfinale unter ähnlichen Umständen an Grenzen stieß. „Das ist das zweite Mal, dass wir bei einer WM mit demselben Trainer im Elfmeterschießen gegen Argentinien verloren haben“, konstatierte van Gaal. „Ein kluger Trainer lernt daraus. Also haben wir versucht, seitdem wir hier sind, uns auf ein Elfmeterschießen vorzubereiten“, dozierte er weiter, um im fatalistischen Unterton festzuhalten: „Wir können im Training niemals eine solche Situation kopieren. Wir lagen zurück, wir kamen zurück: Ich denke, wir haben einen wunderbaren Job gemacht.“
Van Gaals bester Schachzug war die Einwechslung seines Edeljokers Wout Weghorst, der den zweifachen Weltmeister mit seinem Doppelschlag kurzerhand schockte. Dass der von Lionel Messi beschimpfte Weghorst dabei einen Freistoßtrick aus alten Zeiten beim VfL Wolfsburg nutzte, passte zur listigen Herangehensweise eher limitierter „Oranjes“, die aus ihren Möglichkeiten das Optimale gemacht haben.