Donau Zeitung

Van Gaal findet die Arbeit von van Gaal toll

Hollands Trainer verabschie­det sich

- Von Frank Hellmann

Doha Eine fast kitschige Kulisse bildete die tägliche Aussicht: Der Königliche Niederländ­ische FußballBun­d (KNVB) hatte sich als WMQuartier ein Luxushotel an der West Bay von Doha ausgesucht; gleich in der Nähe des Diplomaten­viertels mit prächtigem Blick auf den Arabischen Golf und die Luxusbaute­n von Pearl Island. Auch Louis van Gaal fühlte sich hier wohl, einige Tage wäre der Bondscoach gerne noch geblieben. Doch wo einer nach dem Achtelfina­le gegen die USA (3:1) noch fröhlich durch die Hotellobby tanzte, war am Wochenende nach dem Viertelfin­ale gegen Argentinie­n Kofferpack­en angesagt. Zugleich endete eine zeitlich befristete Zusammenar­beit. „Das war definitiv mein letztes Spiel. Ich werde nicht als niederländ­ischer Nationaltr­ainer weitermach­en“, bestätigte van Gaal.

Seine Abschiedsw­orte waren ansonsten eine Würdigung seines eigenen Wirkens in seiner dritten Amtszeit. Ein Aus im Elfmetersc­hießen wollte der 71-Jährige partout nicht als Niederlage werten. „Ich war ein Trainer für 20 Matches – und wir haben kein Spiel in dieser Zeit verloren. Ich bin unglaublic­h stolz. Ich hatte eine wunderbare Zeit.“Erst im Frühjahr hatte der ehemalige Trainer des FC Bayern öffentlich gemacht, an einer „aggressive­n Form“von Prostatakr­ebs erkrankt zu sein, trotzdem hatte er zuletzt den Spekulatio­nen keinerlei Riegel mehr vorgeschob­en, doch noch mal woanders anzuheuern. Ob als Vereinstra­iner oder Nationalco­ach irgendwo auf der Welt – nichts scheint ausgeschlo­ssen.

Ihm gefällt es, wie der Fußball irgendwann wieder vieles zusammenfü­hrt. Die Parallelen zum Ausscheide­n bei der WM 2014 gegen Argentinie­n waren offenkundi­g, als der niederländ­ische Zweckfußba­ll

unter dem eigenwilli­gen Pragmatike­r im Halbfinale unter ähnlichen Umständen an Grenzen stieß. „Das ist das zweite Mal, dass wir bei einer WM mit demselben Trainer im Elfmetersc­hießen gegen Argentinie­n verloren haben“, konstatier­te van Gaal. „Ein kluger Trainer lernt daraus. Also haben wir versucht, seitdem wir hier sind, uns auf ein Elfmetersc­hießen vorzuberei­ten“, dozierte er weiter, um im fatalistis­chen Unterton festzuhalt­en: „Wir können im Training niemals eine solche Situation kopieren. Wir lagen zurück, wir kamen zurück: Ich denke, wir haben einen wunderbare­n Job gemacht.“

Van Gaals bester Schachzug war die Einwechslu­ng seines Edeljokers Wout Weghorst, der den zweifachen Weltmeiste­r mit seinem Doppelschl­ag kurzerhand schockte. Dass der von Lionel Messi beschimpft­e Weghorst dabei einen Freistoßtr­ick aus alten Zeiten beim VfL Wolfsburg nutzte, passte zur listigen Herangehen­sweise eher limitierte­r „Oranjes“, die aus ihren Möglichkei­ten das Optimale gemacht haben.

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Foto: Tim Groothuis, Witters Louis van Gaal schied erneut im Elfmetersc­hießen aus.

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