Die Küche der Aromen und Düfte
Thailändische Gerichte sind ein geschmacklicher Balanceakt zwischen süß und sauer, salzig und scharf. Wer sie zuhause nachkochen möchte, stößt oft an Grenzen. Doch das muss nicht sein.
Nicht nur die Liebe geht durch den Magen, man kann durch ein typisches Essen auch eine ganze Kultur näher kennen lernen. In die thailändische haben viele Menschen durch vietnamesiche Restaurants zumindest einen kleinen Einblick bekommen. Wer sich intensiver damit auseinander setzt, lernt aber schnell: Die Küche dieses vielseitigen Landes hat mehr zu bieten als Currys, Wokgerichte und Suppen. Wohl deshalb widmen sich diesen Herbst auch einige Kochbuchverlage der Küche Thailands.
Authentische Rezepte aus Thailand verspricht Angkana Sirisaeng ihren Lesern, mit denen sie eine Food-Reise durch ihre Heimat unternimmt. Sirisaeng ist Foodstylistin und arbeitet in Bad Gastein. Das Kochen hat die Thailänderin von ihrer Mutter gelernt, sie ist aber auch ausgebildete Köchin. Bei der Lektüre ihres Buches kann man einiges lernen. Zum Beispiel, dass viele der aufwendigen thailändischen Speisen einst für die königliche Familie zubereitet wurden - mit teuren Zutaten und besonderen Früchten, die sich die normalen Bürger gar nicht erst leisten konnten. Was wir heute in fast jedem Restaurant serviert bekommen, wurde ebenfalls für das Königshaus erfunden: „Die Mahlzeiten wurden mit in Form geschnitzten Elementen aus Gemüse und Früchten sowie floralen Arrangements serviert“, so Angkana Sirisaeng. Diese Tradition gehe bis ins 14. Jahrhundert zurück.
Bekannt ist Thailand aber auch für sein Streetfood. Tausende thailändischer
Familien leben vom Erlös der Garküchen, die in den Straßen Thailands oft so dicht gedrängt sind, dass kaum noch ein Durchkommen ist. Rezepte finden sich im Buch natürlich auch - und zwar sehr viele, klassische wie eher unbekannte. Die Kapitel widmen sich Suppen, Snacks, Salaten, aber auch Fisch- und Fleischgerichten sowie Currys und Nachspeisen. Die wunderbaren Fotos von Alex Neumayer machen Lust - nicht nur aufs Kochen und Essen, sondern auch aufs Reisen.
> Angkana Sirisaeng: Thai Food - 75 authentische Rezepte aus dem Land des Lächelns. Christian. 240 S., 34,99 Euro.
Bücher, die dem Leser sagen, was er in einer Stadt gesehen oder in seinem Leben einmal getan haben sollte, liegen im Trend. Jet Tila hat eines veröffentlicht, das uns 101 Thai-Klassiker ans Herz legt, die man gekocht haben muss. Oft sind solche Tipps nicht so hilfreich, im Fall dieses Buches ist das anders. Der amerikanische Starkoch Jet Tila, als Kind hat er seine chinesische Großmutter beim Kochen beobachtet. Offenbar hat er dabei auch aufgepasst, denn sein Buch listet viele raffinierte Gerichte aus Thailand auf, darunter Bekanntes wie Currys, aber auch Hähnchen-Laab-Salat oder einige vegane Gerichte. Die Fotos zeigen nicht nur die fertigen Gerichte, sonder auch einige Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Für Hobbyköche, die zu Höherem streben, gibt es Profi-Tipps.
> Jet Tila: 101 Thai-Klassiker, die du gekocht haben musst. Riva, 224 S., 22 Euro.
Ein Curry ist in der Regel flott gemacht, doch es gibt andere thaländische Gerichte, die aufwendiger sind. Deshalb trauen sich viele Hobbyköche erst gar nicht an diese Rezepte heran. Koch Tom Kime möchte ihnen die Angst nehmen und hat deshalb Rezepte zusammengestellt, die einfach oder schnell zu kochen sind und dabei doch die Raffinesse der thailändischen Küche bieten.
Auch dieses Buch präsentiert die Rezepte in Kapiteln, die sich den Zutaten (Fisch, Fleisch, Reis) bzw. den Gerichten (Currys, Salate, Desserts) widmen, zusätzlich gibt es ausführliche Infos über notwendige Zutaten und Gewürze der Thai-Küche. Ein Extra-Kapitel ist kleinen Happen und Finger-Food gewidmet. Besonders reizvoll sind auch die Menü-Vorschläge am Schluss, aus denen sich jeder ein wunderbares thailändisches Mehr-Gänge-Essen zusammenstellen kann.
> Tom Kime: Einfach Thai. Knesebeck, 256 S., 28 Euro.
Was macht die thailändische Küche eigentlich aus? „Ich bin der
Überzeugung, dass thailändisches Essen nicht allein durch spezielle Zutaten definiert wird, sondern einen wohlüberlegten Balanceakt zwischen den komplexen Aromen erfordert, die für die Küche typisch sind - salzig, süß, scharf und sauer“, sagt John Chantarasak. Ein Satz, der einfacher klingt, als es später dann am Herd ist. Chantarasak, der britische und thailändische Wurzeln hat, stellt in seinem Buch sowohl traditionelle als auch weniger bekannte Gerichte aus Thailand vor. Und er erklärt, wie man eben diese Aromen auch mit westlichen Zutaten kreieren kann.
Der Autor gibt einen Diskurs über die beiden Ländern, die seine eigene Geschichte prägen, erläutert die Zutaten der Thai-Küche sowie die Ausrüstung die man braucht, um sie zu kochen. Die Rezepte sind gut und ausführlich erklärt und durch ansprechende Fotos illustriert.
> John Chantarasak: Kin Thai: Moderne thailändische Küche. ZS-Verlag, 224 S., 29.99 Euro.