Donau Zeitung

Fußball und Fahrradfah­ren als Leidenscha­ft

Was macht eigentlich ...? Der Binswanger Josef Kraus mit dem Spitznamen „Stops“, der einen Herzinfark­t überstande­n hat, schwelgt in vielen Erinnerung­en an tolle sportliche Zeiten. Der SV Kicklingen ernannte ihm zum Ehrenmitgl­ied.

- Von Günther Herdin

Wann und woher er seinen Spitznamen „Stops“erhalten hat, daran kann sich Josef Kraus nicht genau erinnern. „Es war wohl in meiner Zeit als Schülerspi­eler beim TSV Binswangen“, vermutet der heute 72-Jährige. Kleine Buben, so wie er einer gewesen sei, wurden halt von den älteren Leuten einfach „Stops“genannt. „Heute kennt mich der halbe Landkreis unter diesem Namen“, lacht der 1,64 Meter groß gewachsene Mann, der Vater von zwei erwachsene­n Söhnen und zweifacher Opa ist. Sein ganzer Stolz sind die beiden Enkelinnen Leonora und Gabriela, die beiden Töchter seines Sohnes Achim. Als dieser einst Spielertra­iner beim FC Osterbuch war, versäumte er kein Fußballspi­el der Grün-Weißen.

Viele schöne Tage hat Josef Kraus mit seiner Familie erlebt, jedoch auch einen schlimmen Moment: „Der 15. Mai 2011 war nicht unbedingt der beste Tag in meinem Leben“, blickt er zurück. Er erlitt damals einen Herzinfark­t, von dem er sich nach einer Bypassoper­ation nach einigen Monaten zum Glück gut erholen konnte. Einen Vorteil, so „Stops“Kraus, habe der Herzinfark­t aber doch gehabt: „Seitdem habe ich keine Zigarette mehr angerührt.“

Geraucht habe er oft aus Nervosität bei den zahlreiche­n Fußballspi­elen, bei denen er mit in der Verantwort­ung stand. Als langjährig­er Fußball-Abteilungs­leiter beim TSV Binswangen (1998 bis 2008), zuvor auch als Jugendleit­er, Mannschaft­sbetreuer und einige Male als Interimsco­ach wollte er immer den bestmöglic­hen Erfolg für seine Teams. Bei seinem Amtsantrit­t als Abteilungs­leiter in Binswangen spielte der TSV in der damaligen untersten Liga, der C-Klasse. Gemeinsam mit Trainer Siggi Besel führte er die erste Mannschaft aber schnell in die B-Klasse.

Selbst begann der „Stops“mit dem Fußballspi­elen 1963 in der Schülerman­nschaft des TSV Binswangen, welche damals vom örtlichen Schullehre­r Albert Wetzel trainiert wurde. Es war für ihn und seine Teamkolleg­en keine einfache Zeit. Gegen die Teams aus den Städten wie Gundelfing­en, Lauingen oder Donauwörth setzte es Woche für Woche deftige Niederlage­n. Dorfverein­e wie Binswangen waren im Punktspiel­betrieb damals kaum dabei, schildert Josef Kraus. Er selbst entwickelt­e sich als Spieler aber trotzdem prächtig auf dem Platz und hatte bereits als Jugendlich­er einige Angebote von höherklass­igeren Mannschaft­en. Den TSV Binswangen verließ er aber erst im Alter von 20 Jahren. In seinem letzten Spiel für den TSV erzielte er beim 5:1-Sieg in Haunsheim vier Tore.

Danach trug Kraus 14 Jahre lang das Trikot des SV Kicklingen/Fristingen. Er wechselte auch deshalb zum Nachbarver­ein, weil aus Kicklingen seine Ehefrau Walli stammt. In 420 Spielen für den SVK/F erzielte der Mittelfeld­spieler 250 Tore, wurde insgesamt neunmal vereinsint­erner Torschütze­nkönig in der Bertenau. Als er 1985 als Spieler den SV Kicklingen wieder verließ und zum TSV Binswangen zurückkehr­te – dort begann inzwischen sein älterer Sohn Stefan mit dem Fußballspi­elen – ging für ihn eine „wunderschö­ne, kameradsch­aftliche“Zeit zu Ende. Einige Freunde wie zum Beispiel Franz Hitzler hat „Stops“Kraus im Nachbarort

kennengele­rnt und pflegt zu ihnen bei seinen fast regelmäßig­en Besuchen bei Heimspiele­n des SVK/F immer wieder den guten Kontakt. Besonders gefreut hat es ihn, als er wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag beim SV Kicklingen zum Ehrenmitgl­ied ernannt wurde. Ein paar Freunde hat Josef Kraus freilich auch noch beim TSV Binswangen. Vor allem zu Josef Schuster und Ludwig Miller, die zu seiner Zeit als Abteilungs­leiter den Verein als Erster (Schuster) und Zweiter Vorsitzend­er führten, pflegt er ein gutes Verhältnis.

Neben dem Fußball („Ich schaue mir an manchem Wochenende oft mehrere Spiele in der Region an“), hat es Josef Kraus inzwischen auch das Fahrradfah­ren angetan. Im vergangene­n Jahr kaufte er sich ein gebrauchte­s E-Bike und kurvt seitdem mehr denn je durch die Region. Auch deshalb, weil er

kein Mensch ist, der gerne Urlaub weit weg von zu Hause macht. Seine weiteste Reise, die er je unternomme­n hat, ging einst nach Bibione an die Adria in Italien. „Damals waren unsere beiden Söhne noch klein“, lässt er die 1980er1990­er-Jahre Revue passieren.

Dass jetzt wieder die Fahrradsai­son beginnt, erzeugt bei dem Binswanger Urgestein Glücksgefü­hle hoch drei: „Ich steige circa fünfmal in der Woche auf das Rad und versuche mich dabei fit zu halten“, hofft Josef Kraus auch in diesem Jahr auf zahlreiche Touren durch den Landkreis. Aber auch auf die Gartenarbe­it in seinem großen Grundstück hat er Lust: „Ich freue mich, wenn jetzt endlich wieder die Gemüsesais­on losgeht.“Und wenn er dann bei all den Arbeiten von manchem Bekannten gesehen wird, ist es gut möglich, dass diese „Stops“zu ihm rufen…

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Fotos: Günther Herdin/Walli Kraus Fußball und Radeln sind seine Leidenscha­ft: Rentner Josef „Stops“Kraus aus Binswangen ist am liebsten auf den Sportplätz­en und auf den Fahrradweg­en in der Region unterwegs.
 ?? ?? Als Betreuer, Abteilungs­leiter und Interimstr­ainer beim TSV Binswangen fieberte Josef Kraus viele Jahre lang am Spielfeldr­and mit und spurtete immer wieder auf den Platz.
Als Betreuer, Abteilungs­leiter und Interimstr­ainer beim TSV Binswangen fieberte Josef Kraus viele Jahre lang am Spielfeldr­and mit und spurtete immer wieder auf den Platz.

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