„Wie eine kleine Familie“
Die Atmosphäre auf dem Wochenmarkt in Höchstädt ist eine ganz besondere. Nicht nur der Freitagsmarkt-Stammtisch trifft sich dort oft auf ein Feierabend-Bier.
Höchstädt Den Höchstädter Wochenmarkt gibt es schon seit 2005, berichtet Organisatorin Erika Langone, die schon von Anbeginn durchgehend dabei ist. In diesen fast zwanzig Jahren habe sich viel verändert. Das Angebot von Gemüse und Obst, Fleisch und Wurst, von Fisch und von Backwaren sei zwar immer gleichgeblieben. Aber Fieranten kamen und gingen. „Der Markt ist wie eine kleine Familie – und manchmal lernt man eine neue Tante oder Onkel kennen“, erklärt Organisatorin von der Höchstädterin Wirtschaftsvereinigung schmunzelnd.
Und zwar immer dann, wenn sie sich auf Nachfolger-Suche begeben musste. Sie habe aber „Gott sei Dank“immer einen Ersatz gefunden, berichtet sie. Wie unter anderem die Metzgerei Heussler aus Dettingen bei Heidenheim. Dieser Stand sei ziemlich neu, denn die Metzgerei Frick, die den Markt zuvor mit Wurst und Fleisch versorgte, habe aus Personalgründen aufhören müssen, erklärt Langone. Zivile Vaiksnoriene ist erst das zweite Mal hier auf dem Höchstädter Wochenmarkt, der jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr auf dem Marktplatz stattfindet. Sie erzählt, dass ihr Chef viel Wert auf regionale Produkte legt. Das Fleisch kommt aus dem Umkreis und sie schlachten selbst, erzählt sie.
Bei anderen Ständen war die Nachfolger-Suche glücklicherweise nicht nötig: Peter Linder erzählt, dass er beschloss, den Fischhandel Linder seines Vaters zu übernehmen, nachdem bei diesem Herzprobleme aufgetreten waren. Er sei eigentlich gelernter Metzger, doch mit Unterstützung seiner Frau fährt er seit Oktober 2022 auf den Höchstädter Wochenmarkt und in Zukunft sei sogar ein Hofladen geplant. Doch es gibt auch einige, die schon sehr lange dabei sind. Darunter ist Petra Köster mit ihren Käsespezialitäten mit den 15 Jahren an der Spitze. Auch sie findet dieselben Worte wie Langone für die besondere Atmosphäre: „Der Markt ist hier wie eine kleine Familie, das ist total schön.“Im Gegensatz zu den anderen
Wochenmärkten, auf denen sie mit ihrem Wagen fährt, seien hier mehr junge Kunden. Denn zu den Öffnungszeiten des Höchstädter Wochenmarktes hätten viele Feierabend.
Im Sommer gebe es auf dem Wochenmarkt zusätzlich zu der Eisdiele ein besonderes Highlight: Wenn der Ausschankwagen des Getränkevertriebs Karmann auf den Marktplatz kommt, wird offiziell der Sommer eingeläutet, erzählt Kohout. Hinter der Theke steht Rudolf Karmanns Lebensgefährtin Gabriele Sailer und verteilt Radler und Weizen an ihre Kunden. Sie ist an diesem Freitag zum ersten Mal in diesem Jahr wieder auf dem Markt, passend zum sonnigen Aprilwetter. Die Getränke und oft auch Speisen
vom Grill können dann auf den Bierbänken genossen werden, die extra in den Sommermonaten aufgestellt werden. „Dort kann man bei einem Feierabend-Bier den Einklang ins Wochenende feiern“, erzählt Sailer. Deswegen sei es ihrer Meinung nach auch gut, dass die Öffnungszeiten des Höchstädter Wochenmarktes nachmittags sind. So habe jede Person die Möglichkeit, hier vorbeizuschauen und sich mit anderen zu treffen.
Besonders froh ist Langone über den „schönen bunten Wagen“von Emma, die dort eine bunte Auswahl an Obst und Gemüse anbietet. Eigentlich komme sie aus Günzburg und ist dort im Landkreis mobil unterwegs. Doch seit zwei Jahren komme sie auch jeden Freitag bis
nach Höchstädt, denn hier sei eine tolle Atmosphäre und es gebe ein volles Sortiment. Dieser Meinung ist auch Langone: „Es ist alles da für den wöchentlichen Einkauf.“Schließlich würde sie auch regelmäßig zum Einkaufen hierherkommen. Der Grund: „So eine Ware kriege ich nirgends so frisch“. Abgesehen davon sei sie auch einfach „gern hier“, wegen all der netten Menschen, erzählt Langone. Besonders stolz ist sie beim Wochenmarkt auf die Lage am Marktplatz. Hier könnten sich die Fieranten im Kreis aufstellen und müssten nicht eine Straße bilden.
„Regionaler als bei uns geht´s nicht“, betont die Vertreterin der Wirtschaftsvereinigung. Dieses Motto ist auch beim Hofladen aus
Deisenhofen umgesetzt. Mit eigenem Honig, Eiern von den eigenen Hennen und selbst gemachten Nudeln mit diesen Eiern, stehe den Kundinnen und Kunden eine „Vielfalt regionaler Produkte“zur Verfügung. Und es geht noch weiter: Das Mehl ist aus Steinheim und das Geflügel aus Blindheim. Auch Sabine Held freut sich die ganze Woche, bis wieder Freitag ist. Die Angestellte bei der Bäckerei Himmelbäck arbeitet sowohl in einer der Filialen als auch auf dem Wochenmarkt. In Höchstädt sei sie schon seit fünf oder sechs Jahren dabei. „Auf dem Markt macht es irre Spaß“erzählt Held mit einem breiten Lächeln. Das liege vor allem an den Leuten, mit denen sie sich in lockerer Atmosphäre nebenbei unterhalten kann.