Dillinger TTL-Filiale hat wieder geöffnet
Als eine von vier Filialen wird der Standort des Raumausstatters nach der Insolvenz weitergeführt. Doch frühere Mitarbeiter müssen immer noch auf Lohn warten.
Nun also doch: Lange war unklar, wie es weitergeht, als TTL Ende Februar im Zuge eines Insolvenzverfahrens alle Filialen schloss. Seit Dienstag hat der Standort des Raumausstatters in Dillingen wieder geöffnet, ohne große Werbung oder Eröffnungsfeier. Kathrin Kübler, Tochter des Firmengründers, übernimmt zwei Jahre nach dem Rückzug ihrer Schwester aus der Firma vier der ursprünglich 27 Filialen.
Die Idee der Übernahme und Neuausrichtung des Familienunternehmens stammt von Kathrin Kübler selbst. Gemeinsam mit Michael Heinke und Sven Viebrock als Gesellschafter, beides langjährige Mitarbeiter des Unternehmens, führt sie nun das Geschäft mit Standorten in Dillingen, Heilbronn, Aalen und SchwäbischGmünd weiter. „Vier Filialen sind zu dritt stemmbar“, sagt Kathrin Kübler. Durch die stark verringerte
Menge an Filialen falle auch sehr viel Verwaltungsaufwand weg, führt sie fort. Sie und Viebrock werden neben dem Einkauf auch in den Filialen mitarbeiten, Henke wird sich zusammen mit einer Angestellten um die Verwaltung kümmern.
Heinfred Kübler hatte die Firma gemeinsam mit Partnern 1974 gegründet und zu einem Raumausstatter-Filialsystem ausgebaut. Die erste Filiale der TTL wurde 1974 in Heilbronn eröffnet. Insgesamt wuchs die Firma auf 27 Standorte, hatte in der jüngeren Vergangenheit jedoch mit Geldproblemen zu kämpfen. Anfang 2022 löste Miriam Plambeck, damals alleinige Gesellschafterin und Schwester von Kathrin Kübler, die Filialen im Süden Deutschlands, die TTL Tapeten-Teppichboden Süd GmbH, aus dem deutschlandweiten Verbund heraus. Der Firmensitz wurde nach Heidenheim verlegt und eine neue Firmenzentrale gebaut. Im vergangenen Sommer trennte sich Plambeck
schließlich ganz vom Familienunternehmen und verkaufte an einen in Belgien lebenden deutschen Namens Sven Lampey. Es folgte die Insolvenz Anfang dieses Jahres.
Nun ist TTL also zurück in Familienbesitz. Neben dem Heilbronner gehört auch der Dillinger Standort der Familie Kübler. Aus diesem Grund ist es eine der wenigen Filialen, die weiter betrieben werden. Bei den Standorten in Schwäbisch-Gmünd und Aalen konnten Einigungen mit den Vermietern erzielt werden. Der Standort in Neu-Ulm wird nicht wiedereröffnet. Eine fünfte Filiale war ursprünglich angedacht. „Ziel war es, dass die Filialen einigermaßen nah beieinander liegen“, sagt Kübler.
Die von den drei Gesellschaftern neu gegründete TLL Heimtextilien GmbH musste zur Eröffnung Ware und Inventar vom Vorbesitzer Lampey abkaufen. Der Preis hierfür wurde nicht genannt. Große Veränderungen am Gesamtkonzept des Unternehmens sind nicht geplant, vielmehr soll sich auf die vier Standorte mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fokussiert werden. Noch ist nicht jedes Regal befüllt, dies soll aber in den kommenden Wochen geschehen, teilweise auch mit neuen Produkten und Anbietern. Doch trotz Neugründung ist die Insolvenzabwicklung noch nicht vom Tisch: Vielen früheren Mitarbeitern fehlen immer noch mehrere Monatsgehälter, lediglich eine Anzahlung des Insolvenzgeldes wurde überwiesen.
Für die Neueröffnung am Dienstag konnten die Inhaber und die Filialleitung dennoch größtenteils frühe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. „Etwa 95 Prozent“, schätzt Kübler. Viele haben bereits zuvor hier gearbeitet, einige waren zuvor in anderen Filialen beschäftigt, führt sie fort. Die Stimmung im Geschäft ist positiv: „Es ist sehr schön, wieder hier zu sein“, erzählt eine langjährige Mitarbeiterin. Ganz überraschend kam die Neueröffnung für sie nicht, sie und viele andere Mitarbeiter wurden bereits vor der Schließung im Februar angefragt, ob sie im Falle einer Neueröffnung wieder hier arbeiten würden. Ein anderer Mitarbeiter äußert sich ähnlich: „Wir sind alle froh, dass die Arbeitsplätze hier erhalten worden sind“, sagt er. Jedoch tue es ihm leid um die Mitarbeiter der anderen Filialen.
Im großen Stile angekündigt wurde die Wiedereröffnung nicht: „Das war alles recht kurzfristig, deswegen haben wir zuvor keine Werbung geschaltet“, erklärt Kübler. Auch eine große Eröffnungsfeier sei nicht geplant, da die Umstrukturierung noch nicht vollzogen sei. Dennoch sind Kübler und ihre Mitgesellschafter für die Zukunft positiv gestimmt.
Die Stimmung im Geschäft ist positiv.