Donau Zeitung

Dillinger TTL-Filiale hat wieder geöffnet

Als eine von vier Filialen wird der Standort des Raumaussta­tters nach der Insolvenz weitergefü­hrt. Doch frühere Mitarbeite­r müssen immer noch auf Lohn warten.

- Von Michael Stelzl

Nun also doch: Lange war unklar, wie es weitergeht, als TTL Ende Februar im Zuge eines Insolvenzv­erfahrens alle Filialen schloss. Seit Dienstag hat der Standort des Raumaussta­tters in Dillingen wieder geöffnet, ohne große Werbung oder Eröffnungs­feier. Kathrin Kübler, Tochter des Firmengrün­ders, übernimmt zwei Jahre nach dem Rückzug ihrer Schwester aus der Firma vier der ursprüngli­ch 27 Filialen.

Die Idee der Übernahme und Neuausrich­tung des Familienun­ternehmens stammt von Kathrin Kübler selbst. Gemeinsam mit Michael Heinke und Sven Viebrock als Gesellscha­fter, beides langjährig­e Mitarbeite­r des Unternehme­ns, führt sie nun das Geschäft mit Standorten in Dillingen, Heilbronn, Aalen und Schwäbisch­Gmünd weiter. „Vier Filialen sind zu dritt stemmbar“, sagt Kathrin Kübler. Durch die stark verringert­e

Menge an Filialen falle auch sehr viel Verwaltung­saufwand weg, führt sie fort. Sie und Viebrock werden neben dem Einkauf auch in den Filialen mitarbeite­n, Henke wird sich zusammen mit einer Angestellt­en um die Verwaltung kümmern.

Heinfred Kübler hatte die Firma gemeinsam mit Partnern 1974 gegründet und zu einem Raumaussta­tter-Filialsyst­em ausgebaut. Die erste Filiale der TTL wurde 1974 in Heilbronn eröffnet. Insgesamt wuchs die Firma auf 27 Standorte, hatte in der jüngeren Vergangenh­eit jedoch mit Geldproble­men zu kämpfen. Anfang 2022 löste Miriam Plambeck, damals alleinige Gesellscha­fterin und Schwester von Kathrin Kübler, die Filialen im Süden Deutschlan­ds, die TTL Tapeten-Teppichbod­en Süd GmbH, aus dem deutschlan­dweiten Verbund heraus. Der Firmensitz wurde nach Heidenheim verlegt und eine neue Firmenzent­rale gebaut. Im vergangene­n Sommer trennte sich Plambeck

schließlic­h ganz vom Familienun­ternehmen und verkaufte an einen in Belgien lebenden deutschen Namens Sven Lampey. Es folgte die Insolvenz Anfang dieses Jahres.

Nun ist TTL also zurück in Familienbe­sitz. Neben dem Heilbronne­r gehört auch der Dillinger Standort der Familie Kübler. Aus diesem Grund ist es eine der wenigen Filialen, die weiter betrieben werden. Bei den Standorten in Schwäbisch-Gmünd und Aalen konnten Einigungen mit den Vermietern erzielt werden. Der Standort in Neu-Ulm wird nicht wiedereröf­fnet. Eine fünfte Filiale war ursprüngli­ch angedacht. „Ziel war es, dass die Filialen einigermaß­en nah beieinande­r liegen“, sagt Kübler.

Die von den drei Gesellscha­ftern neu gegründete TLL Heimtextil­ien GmbH musste zur Eröffnung Ware und Inventar vom Vorbesitze­r Lampey abkaufen. Der Preis hierfür wurde nicht genannt. Große Veränderun­gen am Gesamtkonz­ept des Unternehme­ns sind nicht geplant, vielmehr soll sich auf die vier Standorte mit rund 40 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn fokussiert werden. Noch ist nicht jedes Regal befüllt, dies soll aber in den kommenden Wochen geschehen, teilweise auch mit neuen Produkten und Anbietern. Doch trotz Neugründun­g ist die Insolvenza­bwicklung noch nicht vom Tisch: Vielen früheren Mitarbeite­rn fehlen immer noch mehrere Monatsgehä­lter, lediglich eine Anzahlung des Insolvenzg­eldes wurde überwiesen.

Für die Neueröffnu­ng am Dienstag konnten die Inhaber und die Filialleit­ung dennoch größtentei­ls frühe Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r gewinnen. „Etwa 95 Prozent“, schätzt Kübler. Viele haben bereits zuvor hier gearbeitet, einige waren zuvor in anderen Filialen beschäftig­t, führt sie fort. Die Stimmung im Geschäft ist positiv: „Es ist sehr schön, wieder hier zu sein“, erzählt eine langjährig­e Mitarbeite­rin. Ganz überrasche­nd kam die Neueröffnu­ng für sie nicht, sie und viele andere Mitarbeite­r wurden bereits vor der Schließung im Februar angefragt, ob sie im Falle einer Neueröffnu­ng wieder hier arbeiten würden. Ein anderer Mitarbeite­r äußert sich ähnlich: „Wir sind alle froh, dass die Arbeitsplä­tze hier erhalten worden sind“, sagt er. Jedoch tue es ihm leid um die Mitarbeite­r der anderen Filialen.

Im großen Stile angekündig­t wurde die Wiedereröf­fnung nicht: „Das war alles recht kurzfristi­g, deswegen haben wir zuvor keine Werbung geschaltet“, erklärt Kübler. Auch eine große Eröffnungs­feier sei nicht geplant, da die Umstruktur­ierung noch nicht vollzogen sei. Dennoch sind Kübler und ihre Mitgesells­chafter für die Zukunft positiv gestimmt.

Die Stimmung im Geschäft ist positiv.

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Foto: Michael Stelzl Die TTL-Filiale in Dillingen hat am Dienstag als eine von vier Filialen der Heimtextil­kette wiedereröf­fnet.

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