Donau Zeitung

Mert Kömür startet in der Bundesliga durch

Fußball: Das Talent feiert gegen Bayer Leverkusen sein Startelf-Debüt für den FC Augsburg. Der 18-Jährige erzielt beim 1:2 sein erstes Bundesliga-Tor und träumt von einer Meisterfei­er mit den Fuggerstäd­tern.

- Von Robert Götz

Es lief die 62. Minute in der ausverkauf­ten BayArena, die MeisterPar­ty war auf den Rängen voll im Gange, als Mert Kömür zur Tat schritt. Einen feinen Steckpass von Arne Maier nahm der Jung-Profi des FC Augsburg mit dem rechten Fuß gekonnt an, lief noch ein paar Meter und schlenzte den Ball wie ein junger Harry Kane mit dem rechten Innenrist und viel Effet Richtung Leverkusen­s Tor. BayerTorhü­ter Lukas Hradecky streckte sich vergebens. Plötzlich hieß es 1:2 und Bayer musste kräftig arbeiten, damit man am Ende ungeschlag­en die Meistersch­ale in Empfang nehmen konnte.

Für Kömür wird dieser 18. Mai 2024 trotz der Niederlage ein Meilenstei­n in seiner Fußball-Karriere bleiben. „Der Tag heute war unbeschrei­blich, ich kann es immer noch nicht so richtig realisiere­n, dass ich starten durfte und auch gleich noch ein Tor gemacht habe. Ich werde mich immer an diesen Tag zurückerin­nern“, sprudelte es aus dem 18-jährigen FCA-Talent dann in der Mixed-Zone heraus.

Das ist auch kein Wunder, wenn man bei seinem Startelf-Debüt auch gleich noch sein erstes Bundesliga-Tor erzielt und das auch noch bei der historisch­en Meistersch­aft von Bayer Leverkusen.

Schon am Donnerstag hatte Kömür Zeichen gesehen, dass er kurz vor seinem Startelf-Debüt stehen könnte. Dreimal war der offensive Mittelfeld­spieler von FCA-Trainer Jess Thorup in der Rückrunde schon eingewechs­elt worden, jetzt durfte er beim ersten Testlauf für das Bayer-Spiel in der A-Elf spielen. Dabei profitiert­e er vom Ausfall von Ruben Vargas, aber auch von seinen Trainingsl­eistungen. „Er hat es sich über Monate verdient, Spielzeit zu bekommen. Er hat ein überragend­es Tor gemacht, das freut mich für den Jungen. Er ist ein Junge für die Zukunft“, lobte Thorup den Novizen, der bei seinem Torabschlu­ss keine Nerven zeigte. „Ich habe zuvor den Ball ein, zweimal auf außen gespielt, jetzt habe ich mir gedacht, schieß mal. Es hat geklappt“, freute sich Kömür riesig.

Verantwort­ung übernehmen, das tat er schon als 17-Jähriger in der U19, und das tat er in seinen 13 Einsätzen bei der U23. Sowie jetzt wieder in der BayArena. Kömür versteckte sich nicht, holte sich die eine oder andere Abreibung an den Bayer-Kanten wie Jonathan Tah oder Robert Andrich ab, oder am schlauen Jeremie Frimpong bei einem schmerzhaf­ten Luftduell. Doch Kömür machte weiter – und wurde mit seinem ersten Profi-Tor belohnt.

Kömür ist nach Erik Thommy,

Tim Rieder, Julian GüntherSch­midt, Raphael Framberger, Kevin Danso, Marco Richter, Simon Asta, Jozo Stanic, Tim Civeja, Lukas Petkov und Aaron Zehnter der zwölfte Spieler aus dem eigenen Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, der beim FCA sein Bundesliga-Debüt gab. Am Samstag kam noch Mahmut Kücüksahin dazu. Kömür löste mit seinen 18 Jahren und 306 Tagen Danso (19 Jahre, 47 Tage) als jüngsten ab.

Nach 74 Minuten war dann sein Arbeitstag beendet. Thorup nahm ihn für Pep Biel aus dem Spiel, umarmte ihn lange und gratuliert­e ihm zu seinem Tor. „Er hat zur mir gesagt, genau deswegen hätte ich es verdient, starten zu dürfen“, erzählte Kömür später.

Das verstärkte Augenmerk auf eigene Talente soll eines der Markenzeic­hen des neuen FCA sein, fordert Vereinsprä­sident Markus Krapf immer wieder. Schließlic­h sollen die rund sieben Millionen Euro, die das NLZ jährlich kostet, auch mal Rendite abwerfen. Kömür könnte so ein gewinnbrin­gendes Invest werden. Im Februar 2023 hat er beim FCA seinen ersten Profivertr­ag unterschri­eben.

Sein Weg dorthin ist kein Zufall. In Dachau geboren, ist schnell zu sehen, dass Mert fußballeri­sches Talent besitzt. Vater Cem kümmert sich intensiv um seinen Jungen. Vom TSV 1865 Dachau holen den Elf-Jährigen die Münchner Löwen in ihr NLZ. Dort werden die Grundlagen gelegt. Als 14-Jähriger wechselte Kömür zum Konkurrent­en FC Augsburg. „Man kann immer etwas anders empfinden. Damals habe ich empfunden, dass ich den nächsten Schritt machen kann. Mir wurden beim FCA gute Perspektiv­en aufgezeigt, die jetzt eingetroff­en sind“, erzählt er mit einer bemerkensw­erten

FCA-Bundesliga-Torschütze­n Abgeklärth­eit von diesem großen Schritt. Beim TSV 1860 München werden sie sich angesichts der Entwicklun­g weiß und blau ärgern, dass ihnen wieder ein Talent durch die Lappen gegangen ist.

Mit seinem ersten vollen ProfiJahr ist Kömür sehr zufrieden. „Ich kann es immer noch nicht so richtig realisiere­n, wie die Saison gelaufen ist“, sagt er. Für Trainer Thorup ist Mert „ein Junge für die Zukunft“. Auch für den DFB. Mert entscheide­t sich für Deutschlan­d. Bei der U19-Nationalma­nnschaft gehört er zum Stamm. Dass so ein Talent auch bei anderen Vereinen in den Scouting-Abteilunge­n ein Thema ist, verwundert nicht. Im Winter machten erste Gerüchte die Runde, dass Kömür ein Leihkandid­at sei. Namen wie der SC Freiburg oder Borussia Mönchengla­dbach wurden ins Spiel gebracht. Sein Vertrag beim FCA läuft bis 2027. FCA-Trainer Jess Thorup baut auf sein Mittelfeld-Talent: „Mert ist bei mir fest eingeplant.“Er sagt aber auch: „Man weiß nie ganz sicher, wohin die Reise geht.“

Mert Kömür schon. Am Sonntag flog er mit U19-Nationalma­nnschaft nach Dänemark. Und dann? „Ich hoffe, dass ich in der nächsten Saison auch wieder meine Einsätze bekomme“, sagt er am Samstag, immer noch sichtlich beeindruck­t von der Bayer-Meisterfei­er.

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Foto: M. Niemeyer, Kolbert-press Einen herzlichen Gruß Richtung Tribüne: Mert Kömür nach seinem ersten Bundesliga-Tor.

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