Muskulös, aber weiblich
Leistungssport Julia Ogbodu aus Ebermergen nimmt als Bikini-Athletin an Wettkämpfen teil. Der Erfolg der 19-Jährigen hängt nicht nur von ihrer Disziplin und ihrem Training ab
Harburg-Ebermergen Die 19-jährige Julia Ogbodu ist eine echte PowerFrau. Die Industriemechanikerin aus Ebermergen räumte in ihrer ersten Saison im Bodybuilding den Amateur-Titel der Süddeutschen Meisterschaft ab und qualifizierte sich als Favoritin für die Deutsche Meisterschaft (wir berichteten). Für Julia, im Fitness auch als „Milka“bekannt, ist dies allerdings nicht einfach nur Leistungssport, sondern auch Lifestyle. Sie möchte ein neues Bild vermitteln.
Wie kommt man als Mädchen zu dem Traum, Bodybuilderin zu werden? Julia: Der Begriff „Bodybuilderin“ist immer relativ. Ich sehe mich selbst als Bikini-Athletin. Mein Onkel hat mich mit 15 Jahren zum ersten Mal mit in ein Fitness-Studio zum Bauch-Beine-Po-Training genommen. Das war mir zu langweilig. Im Internet habe ich dann Fotos von Bikini-Athletinnen gesehen und war sofort von der Idee begeistert,
Tages so auszusehen. Mein Ziel war auch gleich die Bühne, um meinen Körper präsentieren zu können.
Du bist momentan in der sogenannten „Bikini-Klasse“der Frauen. Was zeichnet diese Klasse denn besonders aus im Gegensatz zu der etwas höheren „Figur-Klasse“und der höchsten, der „Physik-Klasse“? Julia: Bei der Bikini-Klasse dreht sich alles noch sehr um Weiblichkeit. Es geht nicht um viel Masse, sondern um Form beziehungsweise Definition der Muskulatur. Der Körper muss natürlich schon trainiert und athletisch sein, aber Ausstrahlung und Bewegungen sind total feminin gehalten. Bei der Figur-Klasse muss man dann schon noch mehr Muskeln zulegen und in der Physik-Klasse gibt es praktisch keinen Unterschied mehr zum Muskelaufbau á la Arnold Schwarzenegger.
Welche Faktoren spielen bei dem gezielten Muskelaufbau eine Rolle? Julia: Der Erfolg setzt sich aus Gene- tik, Disziplin, Ernährung und Training zusammen. Ich war von Kindheit an schon immer sehr sportbegeistert. Mit drei Jahren begann ich zu Turnen, mit fünf habe ich angefangen, Volleyball zu spielen. Von daher war bei mir schon eine gute Grundmuskulatur vorhanden und ich hatte es leichter, als jemand, der bei Null beginnt.
Kontinuierliches Training ist der Schlüssel. Sieht Dein Plan bei der Wettkampfvorbereitung anders aus als im Alltag? Julia: Ja, mein Trainingsplan sieht zu diesen Zeiten vier mal die Woche intensives Krafttraining für meine Muskeln im Fitnessstudio vor. Zusätzlich dazu zweimal täglich Kardio-Training zu Hause für Herz und Ausdauer – 60 Minuten direkt nach dem Aufstehen und noch einmal 60 Minuten nach der Arbeit. Abends schiebe ich aber auch gerne noch einmal ein Krafttraining in meinen Plan.
Du hast bereits erwähnt, dass die rich- tige Ernährung ebenso eine wichtige Rolle spielt wie das Training selbst… Julia: Ich konzentriere mich bei meiner Ernährung auf Kost, die viel Eiweiß, Proteine und Omega-3-Fettsäuren enthält. Ich esse zum Beispiel viel Fisch und Nüsse, aber auch Rind. Kohlenhydrate habe ich weitestgehend reduziert, ebenso typische Dickmacher. Es ist jedoch ein Irrglauben der meisten Leute, dass man parallel an Muskeln zulegen und Fett abbauen kann.
So weit zu kommen wie Du, ist extrem zeitintensiv. Hast Du noch Raum für andere Hobbys? Julia: Mein Fokus liegt wirklich auf dem Sport. Für mich ist es nämlich mehr als nur das. Es ist ein Lebensgefühl. Auch wenn die Wettkämpfe vorbei sind, möchte ich ja schließlich meine Form halten, muss Mahlzeiten vorkochen, trainieren. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, das falsche Bild von Bodybuilding-Frauen zu revidieren, wo man sofort nur an „Mannsweiber“denkt. Es geht auch anders.
NÖRDLINGEN