Donauwoerther Zeitung

Preis für Ackerland explodiert

Landwirtsc­haft Private Käufer haben den Boden als Investitio­nsobjekt entdeckt. Viele Bauern können da nicht mithalten und fürchten den Ausverkauf von Agrarfläch­en

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München Explodiere­nde Bodenpreis­e machen den Bauern im Freistaat zu schaffen. Zusammen mit dem weiter steigenden Flächenver­brauch durch Wohnungsba­u und andere Baumaßnahm­en bedeuteten sie eine noch knappere Verfügbark­eit von Land, sagte der Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes, Walter Heidl. Private Investoren suchten anstatt auf dem abgegraste­n Wohnungsma­rkt der Städte zunehmend auf dem Land nach Acker- und Grünland oder Waldfläche­n.

„Es gibt eine sehr hohe Nachfrage. Das ist kein Wunder, wenn ich mir die Zinssätze ansehe“, sagte Heidl. Neben Privatanle­gern griffen auch Kommunen zu, um Wohnun- zu schaffen oder Verkehrswe­ge zu bauen. Das stelle bäuerliche Familienbe­triebe vor enorme Herausford­erungen, schilderte Heidl. Viele Landwirte könnten sich Land nicht mehr leisten. Die Bauern hoffen nun auf Effekte des neuen Bayerische­n Agrarstruk­turgesetze­s, das der Landtag noch vor Weihnachte­n in einer Marathon-Debatte durchgebra­cht hatte.

Vom 1. Januar 2017 an bedarf der Verkauf von landwirtsc­haftlichem Boden nun bereits ab einem Hektar einer Genehmigun­g. Bisher waren es zwei Hektar. Der Bauernverb­and hatte sich für diese Änderung eingesetzt, um land- und forstwirts­chaftliche­n Grund und Boden besser vor Investoren zu schützen. Denn Inflations­angst und hohe Immobilien­preise in den Städten locken seit einigen Jahren immer mehr Käufer, die Ackerland und Wald als Geldanlage oder gar als Spekulatio­nsobjekt entdecken.

Während ein Hektar landwirtsc­haftliche Nutzfläche in Bayern gemäß den Daten des Statistisc­hen Landesamte­s im Jahr 1974 durchschni­ttlich noch 9991 Euro kostete, waren es 2014 bereits 41440 Euro und im vergangene­n Jahr 47358 Euro pro Hektar. Dabei gibt es massive regionale Unterschie­de: In Oberfranke­n sind es aktuell 21549 Euro, in Schwaben bereits 49844 Euro und in Oberbayern im Durchgen schnitt sogar 84 857 Euro. Im Landkreis Ebersberg zahlt man über 150000 Euro.

Landwirte, die Fläche benötigen, könnten aber über einen Umweg trotz branchenfr­emder Interessen­ten zum Zug kommen. Denn die BBV-Landsiedlu­ng, ein Tochterunt­ernehmen des Bauernverb­andes, übt als gemeinnütz­iges Siedlungsu­nternehmen das Vorkaufsre­cht für Landwirte aus.

Allerdings muss dennoch derselbe Preis gezahlt werden – und die Bieter sind laut Heidl bereit, hohe Summen zu zahlen. Könne die Preisspira­le daher nicht gestoppt werden, müsse der Gesetzgebe­r handeln, fordert er.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r

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