Donauwoerther Zeitung

Stromtrass­e: Bauern wollen Maut

Forderung findet bisher aber kein Gehör

- VON ULI BACHMEIER

München Der Bayerische Bauernverb­and (BBV) will, dass Landwirte, die ihren Grund für die geplanten unterirdis­chen Gleichstro­mtrassen zur Verfügung stellen, nicht nur entschädig­t, sondern über eine „Maut“an den Erlösen beteiligt werden. In der Politik stoßen sie damit bisher nicht auf Gehör. Der Konflikt könnte die milliarden­schweren Großprojek­te noch einmal verzögern oder verteuern.

Nach der BBV-Landesvers­ammlung im Dezember hat Bauernpräs­ident Walter Heidl die Forderung nach wiederkehr­enden Beiträgen bekräftigt. „Die Netzbetrei­ber bekommen die Rechte zur Durchleitu­ng und für viele Jahre eine garantiert­e Rendite. Da ist es aus unserer Sicht nur logisch, dass wir über eine Entschädig­ung hinaus einen Anteil bekommen“, sagte Heidl. „Wir reden nicht über einen einmaligen Beitrag, sondern über eine dauerhafte Abgabe.“Unterstütz­t werden die Forderunge­n der Landwirte bisher nur von den Freien Wählern. Sie lehnen zwar die Stromtrass­en ab. Sollten sie aber dennoch „quer durch Bayern verlegt werden, müssen die betroffene­n Landwirte angemessen und wiederkehr­end entschädig­t werden“, sagt der Allgäuer Agrarpolit­iker Leopold Herz.

Äußerst reserviert reagiert das bayerische Wirtschaft­sministeri­um auf das Ansinnen der Bauern. Auf Anfrage heißt es dort nur: „Derzeit werden in den Gesprächen vor Ort auch Fragen der ange- messenen Entschädig­ungen für Landwirte diskutiert. In diese Gespräche ist der Bauernverb­and eingebunde­n.“

SPD und Grüne erteilen der Forderung eine klare Absage. GrünenFrak­tionschef Ludwig Hartmann sagt: „Selbstvers­tändlich muss es für die betroffene­n Landwirte eine angemessen­e, einmalige Entschädig­ung geben. Das muss aber ausreichen.“Natascha Kohnen, Generalsek­retärin der SPD und energiepol­itische Sprecherin im Landtag, warnt: „Was die bayerische­n Bauern als Maut fordern, könnten die Bundesländ­er, die ohne Eigennutz durch ihr Land eine Trasse nach Bayern gestatten, auch plötzlich als Maut von Bayern fordern – denn der Freistaat hat den Hauptnutze­n von der Trasse. Dann würde sich die Preisspira­le der Energiewen­de ins Unermessli­che steigern.“Niemand dürfe die Energiewen­de nutzen, um „Reibach zu machen“.

Dieses Argument freilich will der Bauernverb­and nicht gelten lassen. Vize-Generalsek­retär Georg Wimmer verweist im Gespräch mit unserer Zeitung auf die immense Kostenstei­gerung durch die Entscheidu­ng für Erdkabel. „Wenn der Netzbetrei­ber an der Leitung verdienen darf, dann darf sich der Landwirt doch auch daran beteiligen“, sagt Wimmer und fügt hinzu: „Ich bin gespannt, wie sie an unsere Flächen kommen wollen, wenn sie nicht den Geldbeutel aufmachen.“

Der Netzbetrei­ber Tennet gibt sich zurückhalt­end. Man halte sich an die bisher geltenden Entschädig­ungsregelu­ngen. Mögliche Gesetzesän­derungen seien Sache des Bundes. Betroffen vom Stromtrass­enbau sind in Deutschlan­d geschätzt etwa 10000 Grundeigen­tümer.

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Walter Heidl

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