Ein Mann ringt mit dem Tod
Unglück Nach der Verpuffung im Landkreis Landsberg warten die Ermittler auf Laborergebnisse. Das Landeskriminalamt warnt zu Silvester vor gefährlichem Feuerwerk
Schwabhausen Nach der schweren Verpuffung im Landkreis Landsberg schwebt eines der vier Opfer nach wie vor in Lebensgefahr. Das teilt das Landeskriminalamt (LKA) auf Nachfrage mit. Wie berichtet, hatten die jungen Leute am Donnerstag in einer privaten Garage in Schwabhausen mit Chemikalien hantiert. Sie wollten laut Ermittlern vermutlich Silvesterfeuerwerk herstellen. Noch ist unklar, um welche Stoffe es sich genau gehandelt hat.
Die Ermittlungen dauern an. „Wir rechnen mit konkreten Ergebnissen erst in einigen Wochen“, so LKA-Sprecher Klaus Strobel. Die in der Werkstatt sichergestellten Chemikalien würden nun im kriminaltechnischen Institut in München untersucht. Dort wird nicht nur Sprengstoff, sondern grundsätzlich auch anderes Material wie Rauschgift unter die Lupe genommen. Wie viele gefährliche Substanzen die vier jungen Leute im Alter von 19 bis 23 Jahren in der Werkstatt verarbeiten wollten, darüber erteilt das LKA aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine Informationen. Denn der tragische Fall wird wohl auch ein juristisches Nachspiel haben. „Es wird zu beurteilen sein, wie das Ganze vonstatten ging. Die Frage ist, ob eine fahrlässige Körperverletzung vorliegt oder ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz“, so LKA-Sprecher Strobel. Dies würden die weiteren Ermittlungen zeigen. Ein 22 Jahre alter Mann kämpft noch um sein Leben. Ein 23-Jähriger wurde schwer verletzt. Eine 19 Jahre alte Frau und ein 20-Jähriger kamen mit leichten Verletzungen davon. Wie viele der Opfer bereits vernommen werden konnten, ist offen.
Jedes Jahr warnen Behörden wie LKA, Zoll, Polizei und Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) vor Billig-Böllern aus dem Ausland oder davor, Feuerwerkskörper selbst herzustellen. Allein zu Silvester 2015 registrierte die Polizei in Bayern mehr als 60 Verletzte durch Böller und Raketen. Fünf von ihnen sind dauerhaft erblindet, verloren ihr Gehör oder Gliedmaßen durch den unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk. Die Dunkelziffer der Verletzten dürfte noch weitaus höher liegen.
Der Bezug von illegaler Pyrotechnik über unseriöse OnlineShops oder auch im benachbarten Ausland nimmt laut LKA zu. Angeboten würden Produkte, die entweder gar keine CE-Zertifizierungsnummer beziehungsweise BAMNummer aufweisen oder eine gefälschte. „Es ist dringend anzuraten, Pyrotechnik nur bei seriösen Anbietern zu beziehen und sich nicht auf Werbeaussagen im Internet zu verlassen“, so das LKA. Wer mit nicht zugelassenem Feuerwerk in Deutschland hantiert, riskiert ein Bußgeld von bis zu 50 000 Euro oder sogar eine Freiheitsstrafe.