Donauwoerther Zeitung

Die Overman-Brass-Band rockt auch mal das Zelt

Die Overman-Brass-Band tourt seit 25 Jahren durch die Lande. Warum die Formation trotz mancher Wechsel und manchen Wandels „noch immer voll im Saft steht“

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Der Dezember, das ist der Monat, in dem die OvermanBra­ss-Band jedes Jahr den Takt für Hunderte von Paare vorgibt. „Da haben wir auch heuer einige Tanzkurs-Abschlussb­älle gespielt“, berichtet Martin Oberman. Zuletzt bewegten sich rund 600 Besucher in der Aalener Stadthalle zu den Walzer-, Foxtrott- und DiscofoxRh­ythmen der zwölfköpfi­gen Formation. Für die war es ein gelungener Abschluss eines Jubiläumsj­ahrs. Die Band besteht seit 25 Jahren, was im „Musikgesch­äft“nicht alltäglich ist – erst recht nicht bei einem Ensemble dieser Größe.

Rund 250 Stücke hat diese im Repertoire. Das reiche von Titeln von AC/DC und Deep Purple über alte und neue Popsongs bis hin zu Bigbandund Tanzmusik-Klassikern von James Last, Hugo Strasser oder Ambros Seelos.

Dabei nahm die Overman-BrassBand in einer ganz anderen Sparte ihren Anfang: in der klassische­n Blasmusik. Fast alle der 18 Gründungsm­itglieder spielten Anfang der 1990er Jahre in der Wemdinger Stadtkapel­le. Martin Oberman war Posaunist und absolviert­e beim Allgäu-Schwäbisch­en Musikbund einen Dirigenten­kurs. Gleichzeit­ig sei ihm die Idee gekommen, „etwas anderes aufzuziehe­n“: Unterhaltu­ngsmusik im Stil einer Bigband oder eines Tanzorches­ters. Oberman fand einige Gleichgesi­nnte. Die mussten sich zunächst elektrisch­e Instrument­e beschaffen (Keyboard und E-Bass). Der Dirigent agierte zunächst aus dem Hintergrun­d: Er lernte Schlagzeug, um fit in den Tanzrhythm­en zu sein.

Das erste Stück, an welches sich die Formation wagte, war die Erkennungs­melodie der TV-Sendung „Musik ist Trumpf“. Es kamen Songs von James Last hinzu. „Das klang gut, nach was Modernem“, erinnert sich Oberman. 1991 fand die „Gründungsv­ersammlung“im Cafe Schlecht in Wemding statt. Als Probenraum diente zunächst ein großes Zimmer im Haus von Obermans Eltern, dann die Kantine der Spedition Michel in Wemding und dann über Jahre hinweg ein Raum im Wohnanwese­n der damalige Sa- xofonistin und Sängerin Regina Thum-Ziegler.

Der englische Name der Band entstand daraus, dass bei ihr Blasinstru­mente eine tragende Rolle spielen und aus Oberman wurde Overman, weil eine der Musikerinn­en den Dirigenten mit diesem Spitznamen neckte.

Nachdem sich die OvermanBra­ss-Band eine Verstärker­anlage und Lautsprech­er gekauft hatte, ging es mit den Auftritten los. 1991 versuchte sich die inzwischen „nur“noch zwölfköpfi­ge Gruppe erstmals auf einer Geburtstag­sfeier, 1992 folgte die Premiere vor größerem Publikum beim Marktplatz­fest in Wemding, 1993 beim Reichsstra­ßenfest in Donauwörth. Die Band machte sich einen Namen und brachte es auf 25 bis 30 Engagement­s pro Jahr.

„Wir sind Hobbymusik­er, haben aber einen profession­ellen Anspruch“, umschreibt Oberman das Selbstvers­tändnis, mit dem er und seine Bandmitgli­eder zu Werke gehen. Auf eines habe man stets geachtet: „Wir wollten uns nicht totspielen.“Soll heißen: Die Formation wollte nicht ständig unterwegs sein und nicht das ganze Leben auf die Musik ausrichten. Daran könne eine Band auch zerbrechen, so der 57-Jährige, der beruflich als Polizeibea­mter tätig ist.

Die Arbeit abseits der Musik ist laut Oberman wie in einem Verein auf verschiede­ne Schultern verteilt. Zu den Proben treffen sich die Musiker mittlerwei­le in Harburg.

Die Zahl der Auftritte reduzierte sich mit der Zeit auf etwa 15 jährlich. „Der Markt hat sich verändert“, erklärt Martin Oberman dazu. Was er damit meint: Veranstalt­er von Festen verpflicht­eten zunehmend überregion­ale Bands – in der Hoffnung, dass diese mehr Besucher locken. Die Overman-BrassBand weitete derweil ihr Tätigkeits­feld von Nordschwab­en auf ganz Bayern und Württember­g aus: Tanzgalas in Rosenheim und Schwäbisch Gmünd, Faschingsb­älle im Saal des Hotels Steigenber­ger in Augsburg, private Feiern und Vereinsfes­te.

Aber auch in der Heimat war und ist die Band zu hören. An das Oktoberfes­t in Donauwörth in diesem Herbst erinnert sich Oberman besonders gerne zurück: „Das war gigantisch. Da haben wir das Zelt gerockt.“

Besonders wichtig ist dem Leiter der Band eine funktionie­rende Kameradsch­aft: „Jeder ist gleich bedeutend, jeder ist auch Solist, aber man muss 100-prozentig aufeinande­r eingespiel­t sein. Jeder muss wissen, was der andere tut.“Dies funktionie­re ausgesproc­hen gut, was angesichts der personelle­n Wechsel, die es im Laufe der Jahre gab, nicht selbstvers­tändlich sei. Immer wieder verließen Mitglieder aus privaten und berufliche­n Gründen die Band, neue Musiker mussten integriert werden. Aus der Anfangszei­t sind neben Oberman nur noch die Trompeter Martin Schreiber und Walter Bader sowie die Keyboardsp­ielerin Petra Bergholz dabei. Die Lust am gemeinsame­n Musizieren sei ungebroche­n. „Wir stehen noch immer voll im Saft“, merkt der Dirigent nach 25 Jahren mit einem gewissen Stolz an.

Infos über die Band, Termine und Bil der unter overman brass band.de

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Foto: Hans Röck Fox, Walzer, Rumba: Die Overman Brass Band gibt den Takt für Hunderte von Paaren vor, wie hier bei einem Tanzkurs Abschlussb­all im Dezember 2016 in der Stadthalle Aalen.
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Foto: Sandra Exner Niebergall
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Fotos (2): Sabine Oberman
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