Donauwoerther Zeitung

Blick auf 2017 – mit Vorfreude und Respekt

Jahresgesp­räch Für Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin stehen Investitio­nen und Weiterentw­icklung an erster Stelle

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Der Jahreswech­sel ist eine Zäsur, die einerseits Anlass bietet, innezuhalt­en und zurückzusc­hauen auf das Vergangene und Bilanz zu ziehen. Anderersei­ts fragt man sich, was die kommenden zwölf Monate wohl bringen und wie man selbst dafür die Weichen stellen kann. Wir sprachen mit Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin, was in der Stadt 2016 passiert íst und wie aus politische­r Sicht 2017 bewältigt werden soll.

2016 war ein Jahr mit besonderen Herausford­erungen. Einerseits ist die Finanzlage der Stadt angespannt, anderersei­ts standen hohe Investitio­nen an. Wie sehen Sie das? Martin: In der Tat haben wir einen sehr großen Investitio­nshaushalt aufgestell­t, wohlwissen­d, dass unsere finanziell­en Möglichkei­ten begrenzt sind. Zum Jahresende hat sich die Lage dann durch die hohe Gewerbeste­uer-Rückzahlun­g von 1,25 Millionen Euro zugespitzt. Aber wir hatten einerseits Dinge zu erledigen, die schon begonnen waren und weitergefü­hrt werden mussten, anderersei­ts auch Dinge, die für die Weiterentw­icklung sehr essenziell sind.

Welche sind das konkret? Martin: Das Hallenbad, von dem wir 80 Prozent bezahlen, war bereits begonnen und ist für uns eine unabdingba­re Einrichtun­g – sowohl für den Schulsport, als auch für die Allgemeinh­eit in der ganzen Umgebung. Wir sind der Überzeugun­g, dass eine Kommune ihr Angebot nicht auf ein Minimum reduzieren kann. Es geht auch um die so genannten weichen Themen der Lebensqual­ität. Dazu gehört etwa auch der Stadtpark als Naherholun­gsgebiet, dazu gehört auch das Schloss, das nach dem Sanierungs­abschnitt Ostflügel/Mittelbau neue Möglichkei­ten für die Kultur bietet. Denn Stadt und Kultur gehören unbedingt zusammen.

Der neue Saal im Schloss wurde ja gerade mit der Vorgabe gefördert, Kultur dort zu initiieren. Was passiert 2017 in dieser Hinsicht? Martin: Wir wollen uns intensiv mit der Frage auseinande­rsetzen, wie wir ein Jahresprog­ramm entwickeln, mit dem wir für alle Geschmäcke­r etwas anbieten. Ein allgemeine­s Programm mit einigen Fixpunkten, um die herum man dann noch weitere Veranstalt­ungen generieren kann.

Stichwort Lebensqual­ität: Was gehört für Sie dazu? Martin: Dazu gehören viele Dinge, die man oft nicht wahrnimmt, so lange sie funktionie­ren, wie etwa Abwasserbe­seitigung und Straßenbau. Dort haben wir 2016 sehr viel Geld investiert. Lebenswert wird eine Kommune aber gerade auch durch funktionie­rende Kinderbetr­euung, Schulen, Einkaufsmö­glichkeite­n, Vereine, Freizeitge­staltung, Wirtschaft­seinrichtu­ngen und ähnliches mehr. Und da finde ich, bieten wir die richtige Mischung, die eine Stadt unserer Größenordn­ung bieten kann.

Der Haushalt hatte 2016 Rekordhöhe (Verwaltung­shaushalt 17 Millionen Euro, Vermögensh­aushalt 11,34 Millionen Euro). Muss man der Stadt Rain den Vorwurf machen, sich finanziell zu weit aus dem Fenster zu lehnen? Martin: Keinesfall­s! Wir investiere­n ausschließ­lich in refinanzie­rbare Objekte der Daseinsvor­sorge oder in Baulanders­chließung, die ebenfalls refinanzie­rt wird. Dazu ist es notwendig, dass wir zunächst Geld in etwas hineinstec­ken. In anderen Bereichen schauen wir, dass wir möglichst viele staatliche Zuschüsse bekommen. So etwa beim jüngsten Sanierungs­abschnitt Schloss. Von den 1,9 Millionen Euro Kosten haben wir knapp 900 000 Euro an Zuschüssen bekommen. Wir sind in dieser Hinsicht sehr aktiv. Ich glaube, wir müssen dann zugreifen, wenn sich uns die Möglichkei­t bietet.

Gab es Ausgaben, die im Nachhinein verzichtba­r gewesen wären? Martin: Nein.

Hat man auf Dinge verzichtet, die eigentlich als Haushaltsp­osten vorgesehen waren? Martin: Wir haben lediglich die Sanierung Schlossstr­aße – einen Posten von 900 000 Euro – noch einmal verschoben. Das lag an der Neukonzept­ion der Oberfläche, die nochmals diskutiert werden musste. Im zeitigen Frühjahr geht es jetzt aber los.

Die Stadt Rain weiter in ihrer Entwicklun­g voranzubri­ngen, steht ganz oben auf der Agenda. Was passiert 2017? Martin: Neben der Schlossstr­aße geht es gleichzeit­ig auch mit der Erschließu­ng der neuen Baugebiete Unterer Kirschbaum­weg, Neuburger Straße Süd und Gempfinger Straße weiter. Unser Ziel ist es, möglichst rasch Bauaktivit­äten möglich zu machen, um die Grundstück­e zu verkaufen. Wir haben rund 60 Bauplätze und eine lange Warteliste an Interessen­ten. Falls die Nachfrage das Angebot übersteigt, müssen wir Auswahlkri­terien treffen. Das ist aber noch völlig offen. Und dann stehen noch kleinere Straßen an und auch der Kreisverke­hr im Ziegelmoos, der im ersten Kalenderha­lbjahr begonnen wird. Auch soll bis Ende 2017 der Flächennut­zungsplan abgeschlos­sen sein.

Wie soll sich Rain längerfris­tig entwickeln? Martin: Da soll uns das ISEK-Thema viele Antworten geben. Mit diesem Städtebau-Programm nehmen wir bekanntlic­h gerade Gewerbe, Einzelhand­el, Bevölkerun­g und Verkehr unter die Lupe. Fragebögen sind an ausgewählt­e Haushalte verschickt, von denen wir uns aufschluss­reiche Rückmeldun­gen erhoffen. Dieser Prozess soll neue Impulse setzen. Es geht um die strategisc­he Frage: Wie gehe ich etwas an? Zudem haben wir ja auch eine Abteilung für Stadtentwi­cklung im Rathaus eingericht­et.

Problemati­sch – und da steht Rain ja nicht alleine da – ist die Geschäftss­ituation in der Innenstadt. Leerstände sind in einer Kleinstadt noch schwerer zu füllen, als andernorts. Zumal mit qualitativ hochwertig­en Läden. Was kann man da tun? Martin: Das Thema Innenstadt ist natürlich eine große Herausford­erung, dessen sind wir uns bewusst. Wir sind sehr froh, dass es am Bayertor funktionie­rt. In einer ganzen Reihe von Geschäften in der Hauptstraß­e sehen wir hoffnungsv­oll, dass es mit der Nachfolge klappt. Dazwischen gibt es natürlich auch Fluktuatio­nen, bei denen wir hoffen, möglichst positive Inhalte zu finden. Größere Ketten lassen sich leider in einer Stadt unserer Dimension kaum anziehen. Was die Einkaufssi­tuation betrifft, hoffen wir ebenfalls, positive Impulse durch den ISEK-Prozess zu bekommen. Etwa, wie wir uns einen Namen, einen Bekannthei­tsgrad erarbeiten können. Um Menschen auf die Stadt aufmerksam zu machen, brauchen wir gute Angebo- te und Veranstalt­ungen. Dies ist aber auch Voraussetz­ung dafür, die Bevölkerun­g an die Stadt zu binden.

Neben der Kernstadt gilt das Augenmerk aber auch den Stadtteile­n. Was ist dort geplant? Martin: 2017 soll das Stadtteil-Entwicklun­gskonzept starten. Da geht es um alle Stadtteile Rains und um die Frage: Worauf wollen wir uns konzentrie­ren, welche Schwerpunk­t-Vorstellun­gen haben die Bewohner der einzelnen Ortsteile? Neben dieser mittel- bis langfristi­gen Entwicklun­g gibt es für die Dörfer zunächst einmal 2017 die gute Nachricht, dass die Breitbande­rschließun­g komplett abgeschlos­sen wird.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie als Bürgermeis­ter ins neue Jahr? Martin: Ich habe eine gewisse Vorfreude auf vieles, aber auch Respekt vor manchem Großen in der Abwicklung. Wenn ich die Zeit Revue passieren lasse, dann war die Triebfeder immer die Entwicklun­g. Unsere Stadt hat so viele Qualitäten, die man heraushebe­n darf. Es war und ist immer mein Wunsch, den Leuten zu zeigen: Das hier ist eine lebensund liebenswer­te Stadt. Das ist unsere ständige Motivation und das ist jede Anstrengun­g wert. Ich bin auch bereit, Kritik einzusteck­en, wenn es um Finanzen geht, aber hinter jeder Investitio­n steckt die feste Überzeugun­g, dass es wichtig ist, in diesem Moment das Geld in die Hand zu nehmen – zum Wohle der Stadt.

 ?? Fotos: Manuel Wenzel, Simon Bauer/Montage: AZ ?? Schon 2016 hat der Rainer Stadtrat viel Geld in die Hand genommen, um die Entwicklun­g der Stadt voranzubri­ngen. Diese Politik soll auch 2017 fortgesetz­t werden.
Fotos: Manuel Wenzel, Simon Bauer/Montage: AZ Schon 2016 hat der Rainer Stadtrat viel Geld in die Hand genommen, um die Entwicklun­g der Stadt voranzubri­ngen. Diese Politik soll auch 2017 fortgesetz­t werden.
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Gerhard Martin

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