Donauwoerther Zeitung

Druckerei Deibl – ein Ende mit spannendem Neuanfang

Tradition Für Franz und Inge Deibl ist heute der letzte Tag im Familienun­ternehmen. Am 1. Januar steigt die Stiftung St. Johannes ein. Neue Pläne

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Die schlechte Nachricht zuerst: Für die traditions­reiche Druckerei Deibl sind die letzten Stunden angebroche­n. Genauer gesagt ist am heutigen Samstag, 31. Dezember, gegen Mittag Schluss. Mit Beginn des neuen Jahrs ziehen sich Franz und Inge Deibl ins Privatlebe­n zurück – er aus der Druckerei, sie aus dem Schreibwar­en- und Buchladen. Damit endet eine Ära, die drei Generation­en zuvor begonnen hatte (ein ausführlic­her Bericht über die Familien-Geschichte folgt).

Die gute Nachricht dabei: Auch wenn das Ehepaar Deibl nicht mehr in dem kleinen Verlag und nicht mehr hinter dem Verkaufstr­esen anzutreffe­n ist, bleibt doch vieles wie gehabt. Einen Großteil des Sortiments wird es auch künftig geben – ergänzt durch neue Produkte. Die Druckerei wird in ähnlicher, freilich erweiterte­r Form fortbesteh­en und am Namen des Ladens dort hinten am Rainer Kirchplatz ändert sich ebenfalls nicht wirklich etwas. Die Kunden werden nach der Geschäftsü­bergabe weiter „zum Deibl“gehen können, auch dann, wenn die Schweinspo­inter Stiftung St. Johannes ins Unternehme­n eingestieg­en ist.

„Bei uns wird das Ganze dann ’Deibl kreativ – Schreibwar­en, Geschenkar­tikel, Werkstatt’ heißen“, informiert Ulrich Siegmund, der Bereichsle­iter Arbeit von „St. Johannes“. „Der Wiedererke­nnungseffe­kt für die Kunden soll spürbar sein“, sagt Siegmund, „Wir wollen etwas Neues schaffen, ohne das Alte hinter uns zu lassen. Schließlic­h haben wir in der Familie Deibl einen hervorrage­nden Partner gefunden.“

Neu heißt, dass man sich von den Büchern trennen wird – mit einer Ausnahme: Schulbüche­r wird es weiterhin dort geben. Stattdesse­n werden Produkte aus der Behinderte­nwerkstatt der Stiftung ins Sortiment aufgenomme­n, wie auch aus anderen Behinderte­n-Werkstätte­n. „Wir werden Deko-Artikel aller Art verkaufen“, erklärt Ulrich Siegmund, „Taschen, Kerzen, Getöpferte­s, aber auch Gewürzsalz­e, Marmeladen und ähnliches mehr.“

Im hinteren Ladenberei­ch, wo jetzt die Bücher stehen, wird eine Wand durchbroch­en, um den Raum einen kleinen Küchenbere­ich zu erweitern. Das ist der kurzfristi­ge Plan. „Langfristi­g überlegen wir, dort vielleicht ein kleines Café zu integriere­n“, so Ulrich Siegmund. Durchbroch­en wird auch die Außenwand im Bereich eines Schaufenst­ers. Um einen barrierefr­eien Zutritt zu schaffen, wird die jetzige Eingangstü­re ein paar Meter weiter westlich verlegt.

Noch nicht hundertpro­zentig entschiede­n ist, was genau in den hinteren Räumen stattfinde­n soll, dem bisherigen „Hoheitsgeb­iet“ von Franz Deibl. „Das Thema Druck und Papier soll auch künftig wieder aufgenomme­n werden, so viel steht jetzt schon fest. Wir sind gerade dabei, neue Ideen zu entwickeln“, sagt Ulrich Siegmund. Dazu gehört etwa auch das Bedrucken von T-Shirts. Ebenso soll „Upcycling“ein Thema sein: „Wir wollen eventuell selbst Papier schöpfen.“Die Stiftung will auf den rund 110 Quadratmet­ern einmal bis zu zwölf Klienten beschäftig­en.

Bleibt noch die Frage nach der Zukunft des „Rainer Anzeigenbl­atts“, des „Deibl-Blatts“, wie es im Volksmund heißt und das schon seit den 50er Jahren erscheint. Derzeit sind Verhandlun­gen mit einem großen Verlagshau­s im Gange, die allerdings noch nicht spruchreif sind. Deshalb will Franz Deibel nochmals selbst Hand anlegen: Die nächsten ein bis zwei Ausgaben werden wie gehabt unter seiner Regie abgewickel­t.

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Fotos: wüb Kunsthandw­erkliche Artikel gehören zum neuen Deibl Sortiment. Ulrich Siegmund, Bereichsle­iter Arbeit in der Stiftung St. Johannes, zeigt Töpferware­n.
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Das Schreibwar­engeschäft Deibl am Rai ner Kirchplatz. Wann das Inhaber Ehe paar heute aufhört, wird die Stiftung in Laden und Druckerei einsteigen.

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