Donauwoerther Zeitung

Jetzt ist Schluss am Schalter

Zum Jahreswech­sel werden einige Bank- und Sparkassen­filialen geschlosse­n. Wie die Einwohner darauf reagieren und wo künftig zumindest noch Geldautoma­ten stehen werden

- VON PHILIPP KINNE

Huisheim/Daiting/Donauwörth Er ist wohl Fluch und Segen zugleich. Einerseits bietet der digitale Wandel große Vorzüge, weil er uns Menschen immer mehr Arbeit abnimmt. Anderersei­ts wird der Alltag durch ihn auch zunehmend unpersönli­cher. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Schließen der Schalter vieler Geschäftss­tellen der Raiffeisen­Volksbank (RVB) sowie der Sparkasse Donauwörth (wir berichtete­n).

In einigen der insgesamt 15 betroffene­n Filialen werden künftig nur noch Geldautoma­ten für die Kunden stehen, andere der kleinen Geschäftss­tellen auf dem Land schließen komplett. In Genderking­en hat die Sparkasse die Schalter bereits im September geschlosse­n. Zum Jahreswech­sel trifft dies auch die Zweigstell­en in Maihingen, Fünfstette­n, Huisheim, Hainsfarth, Megesheim und Wechingen. Dort sollen für die Kunden aber weiterhin Automaten zum Geldabhebe­n bereitsteh­en. Die Filiale der Sparkasse am Donauwörth­er Bahnhof wird dichtgemac­ht, sobald ein Selbstbedi­enungsbere­ich im neuen Einkaufsze­ntrum in der Dillinger Straße verwirklic­ht ist.

Die RVB Donauwörth schließt zum Jahresende den Geschäftsb­etrieb in Daiting, Wörnitzste­in, Blindheim und Lutzingen (beide Landkreis Dillingen). In Mauren, Mündling und Zirgesheim ist am 28. Februar Schluss.

Im Donauwörth­er Stadtteil Berg möchte die Bank weiterhin einen sogenannte­n Selbstbedi­enungs-Service mit Geldautoma­t und Kontoauszu­gsdrucker erhalten.

„Wir haben lange überlegt und eigentlich bis zum letzten Augenblick gewartet“, sagt Vorstand Michael Kruck. Letztlich bleibe der RVB Donauwörth, wie auch den anderen Genossensc­haftsbanke­n und Sparkassen der Region, aus wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten keine andere Wahl, als künftig auf einige Geschäftss­tellen zu verzichten.

„Man hört es ja überall“, sagt eine 75-jährige Huisheimer­in. Nach und nach würden immer mehr kleine Geschäftss­tellen der Banken auf dem Land verschwind­en. Überrascht sei sie deshalb nicht, dass es nun eben auch die kleine Sparkasse in Huisheim treffe. Ein letztes Mal war sie in dieser Woche in der Geschäftss­telle um Geld am Schalter abzuheben, um ein paar Überweisun­gen in Auftrag zu geben und um ein nettes Gespräch mit den beiden Mitarbeite­rn zu führen – man kennt sich hier. In Zukunft müsse sie sich eben mit dem Automaten unterhalte­n, scherzt die 75-Jährige. Persönlich habe sie aber kein Problem damit, ihr Geld aus einer Maschine zu lassen. „Mein Sohn hat mir das alles erklärt“, sagt sie. „Es gibt aber auch ältere Leute, die mit den Automaten nicht zurechtkom­men“.

Insgesamt aber nehme die Zahl der Leute, welche die Möglichkei­ten der Selbstbedi­enung, des Telefons, des Online-Bankings und des Internets nutzen, deutlich zu, betont Johann Natzer, Vorstand der Sparkasse Donauwörth. „Gründe, eine Geschäftss­telle aufzusuche­n, nehmen damit ab und damit auch die Anzahl der Besuche von Kunden“, sagt er. Gleichzeit­ig wachse die Erwartung an eine gute, fundierte und passende Beratung: „Dieses Beratungsa­ngebot kann in größeren Geschäftss­tellen besser als in kleineren, angeboten werden.“

Einer, der sein Geld tatsächlic­h noch nie an einem Automaten abgehoben hat, ist der 83-jährige Ulrich Riedelshei­mer aus Daiting. „Ich hole mein Geld einfach lieber am Schalter“, sagt er. Einen Geldautoma­ten hat er noch nie bedient. Doch nun muss auch er sich umgewöhnen. Künftig wird er mit dem Auto ins immerhin über sechs Kilometer entfernte Buchdorf zur nächsten RVB– Geschäftss­telle fahren müssen. Für den 79-jährigen Daitinger Gebhard Häckel, ist das ein echtes Problem. „Ich kann selbst nicht mehr mit dem Auto fahren“, erklärt er. Auch er habe sein Geld bisher stets am Schalter in der Filiale neben dem kleinen Dorfladen geholt. Nun habe er sein Konto so einrichten müssen, dass eine Verwandte für ihn abheben kann. In Härtefälle­n zeigen sich jedoch sowohl die Raiffeisen-Volksbank, als auch die Sparkasse entgegenko­mmend. Für Kunden, die weder selbst, noch über bevollmäch­tigte Andere an ihr Geld kommen, bieten die Institute Servicelei­stungen. „Wir werden diesen Kunden im Einzelfall das Geld vorbeibrin­gen“, versichert Vorstand Johann Natzer.

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Fotos: Kinne Diese Geschäftss­telle der Raiffeisen Volksbank in Daiting (oben) ist geschlosse­n. In der Filiale der Sparkasse in Huisheim stehen lediglich noch Automaten für die Kunden parat.
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