Die Favoriten sind nicht zu bremsen
Tour de Ski Stina Nilsson und Sergej Ustiugov setzen sich bei den ersten Rennen in Oberstdorf durch. Die Allgäuer Nicole Fessel und Florian Notz beenden den Skiathlon als beste Deutsche
Oberstdorf Über Nacht war es Winter geworden in Oberstdorf. Dort, wo die Langläuferinnen und Langläufer einen Tag zuvor noch auf einem schmalen Kunstschneeband trainiert hatten, glitzerten die verschneiten Wiesen und Berge in der Sonne. Eine Kulisse wie im Bilderbuch. „Danke, Oberstdorf“, rief Nicole Fessel den knapp 5000 Zuschauern über das Stadionmikrofon zu. Die 33-Jährige aus Blaichach, keine 20 Kilometer von Oberstdorf entfernt, nutzte ihren Heimvorteil bei der dritten Etappe der Tour de Ski. Beim Skiathlon über zehn Kilometer wurde sie als Sechste beste Deutsche. Nach den ersten fünf Kilometern in der klassischen Technik lag sie auf Platz neun, nach dem Wechsel auf die Freistil-Ski verlor sie erst im letzten Anstieg den Kontakt zur Spitze. Aus dem Schwärmen kam sie wenig später gar nicht mehr heraus. „Es ist ein Traumtag. Das Wetter ist schön, die Bedingungen sind top, die Stimmung ist klasse und es liegt Schnee“, sagte sie und hatte dabei ein breites Grinsen im Gesicht.
Es war ein Rennen, das wieder einmal von einer Skandinavierin dominiert wurde. Das ist quasi Tagesgeschäft bei den Langläuferinnen. Die Schwedin Stina Nilsson sicherte sich den Sieg vor der US-Amerikanerin Jessica Diggins. Die 23-Jährige sprach von einem „perfekten Tag“und übernahm mit ihrem Einzelerfolg auch die Führung in der Gesamtwertung. Sie geht in der heutigen Verfolgung über zehn Kilometer als Gejagte in die Loipe, mit vier Sekunden Vorsprung auf Heidi Weng, eine Norwegerin. Nicole Fessel folgt als Gesamtelfte – auch hier ist sie beste Deutsche – mit 2:15 Minuten Rückstand. Ein aussichtsloses Unterfangen. Aber auf die Gesamtwertung hat es die 33-Jährige ohnehin nicht abgesehen. Sie hatte sich für den Skiathlon die größten Chancen ausgerechnet. „Dieses Format gefällt mir. Ich trainiere den klassischen Stil genauso intensiv wie Skating und kann daher beides recht gut“, erklärte sie. Ihr größter Erfolg war Platz fünf bei der Tour vor zwei Jahren. Sie sieht die Rennen in diesen Tagen als „perfekte Vorbereitung unter verschärften Bedingungen“auf den Saisonhöhepunkt, die nordische Ski-WM Ende Februar im finnischen Lahti.
Das erste von zwei Rennen in Oberstdorf genoss Fessel ebenso wie die anderen Allgäuer Starterinnen. „Das ist immer etwas ganz Besonderes, weil Familie und Freunde an der Strecke sind. Das kann ziemlich motivierend sein, weil man noch einen Tick besser sein will, um allen zu zeigen, was man drauf hat“, erzählte Fessel. So lief es auch bei der zweitbesten Deutschen: Sofie Krehl (21/Oberstdorf) wurde 16., Stefanie Boehler (35/Ibach) kam auf Rang 17. Eine weitere Lokalmatadorin landete hingegen weit hinten: Hanna Kolb (25/Buchenberg) fuhr als Vorletzte von 51 Teilnehmerinnen über die Ziellinie – mit über drei Minuten Rückstand. Für sie stand allerdings schon vor der dritten Tour-Etappe fest, dass es die Letzte sein würde. „Mir liegen die Strecken, die jetzt noch folgen, nicht so sehr. Ich steige daher vorzeitig aus, um mich perfekt auf die WM vorzubereiten“, sagte Sprint-Spezialistin Kolb.
Bei den Männern baute Sergey Ustiugov seine Führung in der Gesamtwertung aus. Der Russe gewann auch den Skiathlon in Oberstdorf. Er entschied den Sprint auf der Zielgeraden gegen Martin Johnsrud Sundby knapp für sich. Der Norweger hatte sich allerdings zuvor auf der vorletzten Runde der 20 Kilometer langen Strecke im Stadionbereich kurz verfahren und war zwischenzeitlich weit zurückgefallen. Bester Deutscher wurde Florian Notz (24/Sonthofen) auf Rang zwölf. Er hatte im Ziel knapp zwölf Sekunden Rückstand auf den Sieger.