Was eine junge Familie braucht
Jahresgespräch In Wemding wird eine Politik für „kurze Wege“betrieben. Bürgermeister Martin Drexler erklärt, was das heißt und was dafür passiert
Wemding Im Idealfall sollte es für eine junge Familie in Wemding möglich sein, mit nur einem Auto auszukommen, sagt Bürgermeister Martin Drexler: „Wir haben hier die Möglichkeit der kurzen Wege.“Was er damit meint: Die Eltern finden in der Stadt einen Arbeitsplatz, bauen dort ein Haus oder mieten sich eine Wohnung. Kinder können von klein auf vor Ort in der jeweils passenden Einrichtung betreut werden, zudem sind ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, ein attraktives Freizeitangebot sowie eine ärztliche Grundversorgung vorhanden. Seit Jahren ist dem Rathauschef zufolge die Kommunalpolitik darauf bedacht, diese Voraussetzungen zu schaffen. 2016 sei dies wieder ein Stück weit gelungen, 2017 gebe es neue Projekte in diese Richtung.
Man merke, dass es in Wemding vorangehe und eine gute Stimmung herrsche, so Drexler: „Wir haben Zuzug.“Dies sei keine Selbstverständlichkeit, zeige jedoch, „dass junge Menschen in der Stadt ihre Zukunft sehen“.
In den vergangenen Jahren seien über 500 neue Arbeitsplätze in der Kommune entstanden. In der Stadt mit ihren rund 5800 Einwohnern gebe es knapp 3500 Stellen. Am Hang über Wemding breitet sich Bauabschnitt um Bauabschnitt das neue Wohngebiet „Birket“aus. 15 Parzellen sollen heuer hinzukommen. Wenn alle Interessenten, die sich bislang gemeldet und eine Fläche reservieren lassen haben, auch zugreifen, werden dem Bürgermeister zufolge die Grundstücke nicht reichen. Doch das Wachstum sei auch an anderer Stelle sichtbar: In der Sandfeldsiedlung, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Süden des Orts entstand, ändere sich die Bevölkerungsstruktur: „Häuser werden saniert, junge Familien ziehen ein.“Dass ein privates Unternehmen derzeit eine große Wohnanlage hochziehe, dokumentiere ebenfalls die Attraktivität der Stadt als Wohnort. Nach dem Abriss der alten Grundschule sollen in Wemding mithilfe der Hospitalstiftung auch zwölf Wohnungen für sozial Schwächere gebaut werden. Im Frühjahr werden laut Drexler voraussichtlich die Pläne vorgestellt. 2017 oder 2018 wolle man mit dem Bau starten. Eine entscheidende Grundlage für das Vorhaben sei der staatliche Zuschuss von 30 Prozent. Mit dem Bau des Kinderhorts habe man im vorigen Jahr optimale Voraussetzungen für diese Einrichtung geschaffen. „Wir sind bei der Kinderbetreuung mit führend im Landkreis Donau-Ries“, merkt Drexler in diesem Zusammenhang an. Von den Krippen über die Kindergärten, die Grund- und Mittelschule mit M-Zweig bis hin zur Realschule reiche das Betreuungs- und Bildungsangebot.
In den Standort Wemding will die Kommune 2017 weiter investieren. Neben der „Birket“-Erweiterung entstehen auch im Ortsteil Amerbach 18 neue Bauplätze. Die Erschließung beider Gebiete kostet eine Millionensumme.
Die Pläne für die Erweiterung des Valeo-Werks – mit rund 1500 Jobs der größte Arbeitgeber in der Stadt – sorgen dafür, dass die Kommune auch hier wieder einiges Geld in die Hand nehmen muss. Es müsse die Zubringerstraße vorangetrieben werden, erklärt der Bürgermeister. Überhaupt betreibe die Stadt eine
Die Stadt betreibt intensive Ansiedlungspolitik
„intensive Ansiedlungspolitik“. Die Hälfte der städtischen Schulden stecke in den Gewerbegebieten. Valeo werde die nötigen zusätzlichen Flächen erneut in Erbpacht zur Verfügung gestellt bekommen.
Mit einem Leader-Projekt möchte die Stadt 2017 den Waldsee generationsübergreifend aufwerten. In der Altstadt soll ein weiteres Stück Gehweg neu gepflastert werden. Mit dem ersten Abschnitt, der im Vorjahr am Marktplatz verwirklicht wurde, hat die Kommune das Thema Barrierefreiheit angepackt. Schritt für Schritt soll das holprige Kopfsteinpflaster im historischen Zentrum geebnet werden – eine Aufgabe, die wohl zehn bis zwanzig Jahre in Anspruch nehmen wird. Als eine „große Herausforderung“sieht Drexler den Erhalt der ärztlichen Versorgung in Wemding. Mehrere Allgemeinmediziner sind nahe am Rentenalter.
Überhaupt die Infrastruktur: Um diese zu sichern, pochen die Verantwortlichen der Kommune auf ein gemeinsames Mittelzentrum mit Monheim. Momentan warten die Beteiligten gespannt auf die Antwort aus München.