Gottschalk kann nicht anders
Medien Der Entertainer kehrt zu den Anfängen zurück. Wie seine „Radioshow“war und was einer seiner größten Fans sagt
Augsburg 19.04 Uhr am Sonntag, Bayern 1, Verkehrsinfos. Winterwetter, stockender Verkehr, nichts Außergewöhnliches. Bis auf diese Stimme: Entertainer Thomas Gottschalk verliest die Staumeldungen. Danach beginnt „Gottschalk – Die Bayern 1 Radioshow“. Mit dem Song „Back Home“von Golden Earring, „Wieder zu Hause“.
Währenddessen stellt Rudi Breiteneicher im oberbayerischen Burghausen den Sender auf „volle Sahne“. Wenn Gottschalk sein RadioComeback gibt, muss es schließlich laut sein! Später wird „der Rudi aus Burghausen“, wie Gottschalk seinen Fan der ersten Stunde nennt, noch zur Luftgitarre greifen und durchs Wohnzimmer hüpfen. „Es war wie früher“, sagt der 56-Jährige am Montag unverändert begeistert, „der Hammer.“
In den 1970er Jahren hatte im Bayerischen Rundfunk eine der größten Karrieren in der Geschichte der deutschen Unterhaltungsbranche ihren Anfang genommen. „Pop nach acht“oder die „B 3 Radioshow“wurden Kult, Gottschalk ein Star. Der BR überschlägt sich tags darauf in einer Pressemitteilung vor Eigenlob („Thomas Gottschalk rockt wieder!“), das Medienecho fällt überwiegend positiv aus, die Reaktionen in den sozialen Netzwerken reichen von „Danke, Bayern 1“bis zu: „Gibt es keine jungen Moderatoren in Deutschland?“
Gottschalk selbst scheint am Sonntagabend mit Spaß bei der Sache zu sein, sagt in Anspielung auf das Reformationsjubiläum 2017 und Martin Luther: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“– und kreist um sich. Um sein Alter (66), seine Erinnerungen, seinen Ärger über Kritik und Kritiker, seine Befremdung über Facebook- und Twitter-Kommentare, seine Nachbarin im kalifornischen Malibu, Popstar Miley Cyrus. Und seine Lieblingsmusik.
Er spielt, was ihm gefällt und schon immer gefallen hat: Ozzy Osbourne, Fleetwood Mac, Status Quo. Radio für Nostalgiker. Slade fehlt zum Missfallen von „Rudi aus Burghausen“. Es gab da dieses Ritual: Immer wenn Gottschalk einen Slade-Song brachte, bedankte sich Breiteneicher bei ihm. Sie sind beide Slade-Fans. Kurz vor Ende seiner Livesendung sagt Gottschalk dann, der Rudi habe sich via E-Mail beschwert, weil Slade gefehlt habe. Rudi weiß davon zwar nichts, freut sich aber über die Erwähnung. Er mailt Gottschalk: „Guter Gag von dir.“Und freut sich auf die nächsten Shows, stets am ersten Sonntag im Monat von 19 Uhr bis 22 Uhr.
Ob Gottschalk so neue Hörer für Bayern 1 begeistern kann? Das wird der Sender erst nach der nächsten Hörerbefragung wissen.