Unklare Begrifflichkeiten
Oft wird in Debatten vermengt oder vereinfacht – das macht jede Seite des politischen Spektrums. Aber dies darf durchaus kritisch betrachtet werden. Wenn nun auf der Linken zum beherzten „Kampf gegen rechts“geblasen wird, dann sollte doch vorher klar definiert sein, wer oder was denn damit gemeint ist. Ist es der NaziSkinhead, der sämtliche Andersdenkenden oder alle Fremden an sich ablehnt und am liebsten aus dem Land prügeln würde, oder der ewiggestrige Antisemit, der Hitlers Terror lauthals gutheißt – dann würde wahrscheinlich fast jeder völlig zurecht sagen: Ja, die Menschen müssen nachhaltiger vor solchen Irren geschützt werden. Aber was ist jener viel zitierte „Alltagsrassismus“konkret, wer sind denn die „rechten Bewegungen“, die die Grünen so gerne der stärkeren Kontrolle unterziehen möchten? Allein die Ausführungen dazu lassen einen bedenklichen Interpretationsspielraum zu. Ist da nun auch derjenige gemeint, der sich konservativ oder patriotisch nennt? Und: Sollten Schüler in gleichem Maße, wie sie über Rechtsextremismus Bescheid wissen, nicht auch über linken Extremismus aufgeklärt werden? Was ist rechtens, was extrem? „Gegen rechts“ist indes eine begrifflich ziemlich unbestimmte Parole, das Wort „Extremismus“kommt darin ja nicht vor. Warum stimmt man nicht genauso offen gegen Linksextremismus oder Extremismus im Allgemeinen ein? Es klafft eine Lücke, auf welche Vertreter des eher linken Spektrums ungern angesprochen werden. Man darf derweil auch fragen: Was würde eine generalisierende Parole „gegen links“an Reaktionen erzeugen? Politische und menschliche Fairness sollte von allen beachtet werden.