Im Zeichen der Sterne
Bunter Abend Die Faschingsfreunde präsentieren in Genderkingen Akrobatik in Wort und Tanz. Zwei Kabarettisten buhlen um die Gunst der Zuschauer
Genderkingen Optisch gesehen, haben die Genderkinger Faschingsfreunde (GFF) ihr Ziel erreicht. Es ist ja nicht leicht, seinen Ruf als Hochburg der närrischen Zeit gerecht zu werden. Welches Motto sollten die Verantwortlichen um Präsident Udo Heininger für diese Session festlegen, wenn der Zollsaal für Emotionen und Stimmung zu klein wird? Die Antwort liegt heuer eine Etage höher. „Wir greifen nach den Sternen“, versprach Hofmarschall Roman Forster, der durch die drei bunten Abende führte.
deutete an die Decke, wo sich – projiziert durch Lichteffekte – ein Sternenhimmel ausbreitete. Das große Theater spielte sich jedoch am Boden ab, wo heuer zwei kabarettistische Schwergewichte um die Gunst des Publikums buhlten. Es glich einem Zweikampf aus Worten zwischen Lokalmatadorin Heike Fischer und Andi Geißler. Fast schon ein Profi, bewies Geißler, wie er es geschafft hat, in der TV-Sendung „Schwaben weissblau“aufzutreten.
Mit einer schwarzen Kutte verkleidet, die Kapuze tief über den Kopf gezogen, verzichtete er auf Mimik und Gestik und setzte als einziges Stilmittel auf seine Hände, die er öfters zur Raute formte. Sein schwarzer Humor reizte die 200 Zuschauer, die jedes Mal den Saal füllten, zum Lachen. Zwar waren seine Witze nicht alle neu, doch wie er sie brachte, hatte hohes kleinkünstlerisches Niveau.
So spielte Geißler auf der Flöte den alten Holzmichl und sagte danach: „Seht, es ist doch gar nicht schlimm, wenn jemand flöten geht“. Natürlich habe er sein Handy nicht immer an. Jedes Mal wenn er es wieder einschalte, sei er aber erstaunt, dass es schon wieder 14 Tote in Abwesenheit gibt. Vielleicht hätten seine Pointen nicht so gut getroffen, hätte er den Tod nicht mit piepsend hoher Stimme verkörpert, die nicht zu dem schwarzen Gesellen passt.
Wie würde sich Heike Fischer gegen diese kabarettistische Wucht behaupten können? Mit den Fähigkeiten, die sie auszeichnen. „Sie spielt alle Charaktere und spricht alle Dialekte“, erklärte Forster und die närrische Genderkingerin bewies, dass das kein leeres Versprechen war. Als Kreuzworträtsel lösender Gast aus Franken beschrieb sie, wie Gott am achten Tag die Dialekte erschuf und legte dann los.
Im Zehn-Sekunden-Takt wechselte sie von den Mundarten, die in Berlin, Hamburg, Köln, Hessen und Sachsen gesprochen werden, um danach in bestem Fränkisch festzustellen: „Kein Wunder, warum da für den Franken kein Dialekt übrig geblieben ist.“Schade sei es, meinten mehrere Zuschauer, dass Heike Fischer noch nicht im Bayerischen Fernsehen aufgetreten ist. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten seien jedenfalls ausreichend, sagte jeForster mand und argumentierte: „In ihrer Gegenwart bekommt vermutlich nicht einmal Kabarettistin Monika Gruber das letzte Wort.“
Jedoch formte nicht nur Wortakrobatik die bunten Abende zu einem Erlebnis. Auch die Garden scheinen sich in ihrer tänzerischen Qualität jedes Jahr zu steigern, was vor allem Chiara Huber als Tanzmariechen beweist. Mit einer Hand dreht das zwölf Jahre alte Mädchen ihren Körper als Rad über den Steinboden und wirbelt im Takt der Musik über die Bühne. Das sieht so leicht aus, als habe sie noch nie etwas anderes gemacht, obwohl sie doch erst seit fünf Jahren tanzt.
Der Präsident setzt auf Teamarbeit
Und dann sind da noch die Blue Diamonds. Die Showformation ist längst überregional bekannt. Zwar reicht ihr Auftritt dieses Mal nicht an Robin Hood und den Tanz der Vampire heran, denn diese Interpretationen waren Höhepunkte, die in die Annalen der GFF eingingen. Aber ihre Show riss auch heuer die Zuschauer von den Stühlen. Schließlich wollte auch dieses Mal jeder sehen, wie sich Tänzerinnen als menschliche Fahnen, gehalten von starken Männern, seitlich in die Luft strecken.
So einen bunten Abend zu kreieren, schaffe die GFF aber nur im Team betonte Präsident Heininger, der seit 17 Jahren dabei ist. „Mittlerweile fühle ich mich sogar für die Schnürsenkel der Akteure verantwortlich“, erzählte er schmunzelnd. Diese Leidenschaft und Liebe zum Detail ist es, welche die GFF zu einer Hochburg werden ließ.