Manche Kuh produziert 100 000 Kilo Milch
Fleckviehzüchter und Milcherzeuger blicken auf erfolgreiches Jahr – mit einer Ausnahme
Bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Fleckviehzuchtverbands und des Milcherzeugerrings Wertingen für den Landkreis Donau-Ries hat Vorsitzender Georg Kraus eine positive Bilanz bezüglich Zucht und Vermarktung gezogen. Kraus ging aber auch auf das in Bezug auf den Milchpreis sehr schwierige Jahr 2016 ein – er hoffe, dass die aktuell leichte Besserung auch anhalte und sich fortsetze.
Friedrich Wiedenmann, der Zuchtleiter des Verbands und Fachliche Leiter des Milcherzeugerrings, legte Zahlen und Tendenzen zur Leistungsentwicklung und Zuchtarbeit vor. Der Herdbuchkuhbestand konnte demnach erneut auf mittlerweile fast 54000 Kühe in 1042 Betrieben ausgedehnt werden. Es seien weiterhin Zuwächse in der Herdengröße feststellbar. Diese Tatsache verlange auch vom Zuchtverband und Milcherzeugerring neue Wege und Strategien, um die Mitgliedsbetriebe optimal zu betreuen.
Im Landkreis sei 2016 bei den 222 Herdbuchbetrieben mit 11113 Kühen ein Leistungsniveau von 7669 Kilo Milch pro Tier und Jahr bei gleichzeitiger Steigerung der Fruchtbarkeits- und Gesundheitsmerkmale erreicht worden. Dies sei ein klares Indiz für die optimalen Haltungsbedingungen und der Tierpflege in den Betrieben. Sage und schreibe zwölf Kühe im Zuchtgebiet haben die magische Grenze von 100000 Kilo Lebensleistung überschritten. Eine davon steht im Zuchtbetrieb Stadelbauer in Steinhart (Gemeinde Hainsfarth).
Wiedenmann sagte, von der Auswahl der züchterisch interessantesten Kühe bis zum Verkauf von hochwertigen Bullen in der Schwabenhalle sei ein langer Weg mit mehreren Selektionsstufen zu beschreiten. Der sei im Jahr 2016 äußerst erfolgreich gewesen. Die Zahl der verkauften Bullen aus dem Zuchtprogramm sei deutlich gestiegen; die Durchschnittserlöse seien enorm angestiegen, was ein klares Indiz für die hohe züchterische Qualität der Wertinger Genetik sei.
Über die Vermarktung referierte Georg Veh: „Die Gesamtzahl aller verkauften Tiere konnte erneut gesteigert und damit eine Höchstmarke erreicht werden“. Die Preismisere bei der Milch habe auch auf die Zuchtviehpreise durchgeschlagen. Die Verkaufszahlen bei den Jungkühen auf der Auktion seien aber enorm angestiegen, was Veh unter anderem auf das System des freien Treibens, das erheblich Zeit in der Marktvorbereitung spare, zurückführte.
Einen wahren Boom erlebte der Zuchtviehexport von Kalbinnen und mittlerweile auch bevorzugt Jungrindern. Veh animierte die Zuhörer, verstärkt Jungrinder anzubieten. Auch für Kühe bestünden aktuell viele Nachfragen aus Aufstockungsbetrieben. Bei den Zuchtund Nutzkälbern konnten über alle Kategorien ebenfalls deutliche Steigerungen erreicht werden. Mit einem Anteil von über 95 Prozent hornlosen Kälbern sei der Wertinger Markt führend in Bayern. Der Bedarf an den von den Käufern sehr geschätzten Kälbern sei regelmäßig nicht gedeckt.
Dr. Ingrid Lorenz vom Tiergesundheitsdienst Grub sprach zum Thema Kälberaufzucht. Für die Entwicklung und Infektionsabwehr komme der Kolostralmilch allerhöchste Bedeutung zu. Es gäbe einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Kalbs und der späteren Milchleistung als Kuh.
Mit einem Doppelsieg beim Zen-trallandwirtschaftsfest im landesweiten Jungzüchterwettbewerb (Einzel und Mannschaft) gelang den Wertingern mit drei Klassensiegen und der Bayernsiegerin ein einzigartiger Erfolg. Andreas Böhm aus Oppertshofen war dabei mit zwei Jungkühen erfolgreich; eine wurde sogar zweimal Klassensiegerin. Auch die Ehrung von Familie Böhm als Fleckviehzüchter des Jahres wurde mit der Übereichung eines Bildes nochmals in Erinnerung gerufen.
Die Besten des Landkreises wurden nach einem Punkteindex mit Einbezug von Milchmenge, Milchinhaltsstoffen, Lebensleistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit proklamiert. Elf Züchter wurden mit der begehrten Plakette FleckviehProfi 2016 ausgezeichnet.