Wie unterstützen Eltern am besten?
Interview mit Jürgen Wursthorn, Bundesarbeitsagentur
In der neunten Klasse steht das Berufsorientierungspraktikum an. Wie weit müssen Eltern den Nachwuchs unterstützen? Und was tun, wenn Sohn oder Tochter gerade Bock auf gar nichts hat? Jürgen Wursthorn von der Bundesarbeitsagentur erzählt, welche Erfahrungen Berufsberater machen, und wie Eltern sich am besten kümmern.
Wie stark sollten Eltern sich einmischen? Jürgen Wursthorn: Das hängt von der Persönlichkeit des Kindes ab. Bei aktiven Jugendlichen hält man sich am besten zurück und lässt den Nachwuchs machen. Wenn der einen ungewöhnlichen Praktikumswunsch hat, sollten Eltern ihn den unbedingt wahrnehmen lassen. Das Wichtigste ist, dass die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen.
Andere Teenager sind dagegen eher passiv und orientierungslos und wissen nicht so recht, wo sie anfangen sollen. Was machen Eltern dann? Wursthorn: Nicht selten sind die Hobbys ein guter Anhaltspunkt, um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen, was es beruflich interessiert. Egal ob es eine Sportart ist, ein Faible für Autos, Pferde oder Computerspiele: Häufig findet sich so schon einmal ein Berufsfeld, was der Jugendliche nicht ganz blöd findet. Dann können Eltern Vorschläge machen: Wie wäre denn ein Praktikum beim Elektronikfachgeschäft? Bei einem Programmierer? Oder in der Großstadt vielleicht bei einem Computerspieleentwickler?
Wie weit sind Eltern bei der Organisation des Praktikumsplatzes gefragt? Wursthorn: Eltern können gemeinsam mit den Kindern nach Firmen recherchieren, bei denen der Nachwuchs anfragen kann. Die eigentliche Kontaktaufnahme sollte man dann aber den Kindern überlassen. In vielen Firmen kommt es gar nicht gut an, wenn sich statt der Kinder die Eltern melden.
Keine Lust. Und jetzt? Wursthorn: Eltern sollten auf keinen Fall zu sehr drängeln. Das führt nur dazu, dass der Nachwuchs bockig wird. Häufig drängen Eltern die Kinder auch in vermeintlich sichere Berufe, auf die der Nachwuchs eigentlich keine Lust hat – etwa einen Beruf im Büro, obwohl das Kind handwerklich begabt ist. Im schlimmsten Fall führt das hinterher zu einer falschen Berufswahl und zum Ausbildungsabbruch. Besser ist es immer, die Jugendlichen zu überzeugen. Dass Jugendliche gar nicht in die Pötte kommen, ist die Ausnahme. Die Kinder reden in der Schule auch über Praktika, meist will da niemand hintenanstehen. tmn