Bleiben die Opel Standorte erhalten?
Autoindustrie Angeblich will Peugeot im Fall der Übernahme die deutschen Werke weiterführen. Doch die Sache hat noch einen Haken
Rüsselsheim Die Schlacht um Opel hat gerade erst begonnen. Seit in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass der französische Konkurrent PSA Peugeot-Citroën den Autobauer schlucken will, wackeln tausende Arbeitsplätze in Deutschland. Die Bundesregierung kämpft um den Erhalt der Opel-Standorte und am Wochenende sah es für einige Stunden so aus, als seien sie vorerst gerettet. Doch dann wurden die Nerven der Opelaner aufs Neue strapaziert.
Nachdem bereits Meldungen über eine Jobgarantie für die Mitarbeiter kursierten, ist nun klar: Peugeot hat sich gegenüber Politik und Gewerkschaften noch nicht festnageln lassen, was im Fall einer Übernahme mit den deutschen Werken passieren wird. Schriftliche Zusagen aus Paris stehen noch aus, wie es aus Verhandlungskreisen heißt. Doch immerhin scheint es für die Opel-Beschäftigten nicht schlecht auszusehen. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte jedenfalls, die Gespräche mit den Franzosen verliefen „sehr konstruktiv“.
Wie die Bild am Sonntag berichtet, hat Peugeot der Bundesregierung signalisiert, Opel bei einer Übernahme als eigenständige Marke weiterzuführen und alle deutschen Standorte zu erhalten. Zumindest bis Ende kommenden Jahres sollen betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Zugesagte Investitionen in die Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach sowie das Ersatzteilzentrum in Bochum würden demnach sogar bis 2020 gelten. Doch die Sache hat einen entscheidenden Haken: Ob PSA-Generalsekretär Olivier Bourges, der am vergangenen Donnerstag im Kanzleramt war, diese Zusage am Ende auch in die Verträge schreibt, gilt noch als fraglich.
Anders als in der Opel-Krise vor über acht Jahren, als die Existenz des Unternehmens monatelang am seidenen Faden hing und sich eine ganze Reihe von Übernahmefantasien in Luft auflöste, soll es diesmal schnell gehen. Spätestens wenn in zweieinhalb Wochen der Genfer Autosalon eröffnet, wollen die Franzosen Vollzug melden und die Verträge unterzeichnen.
Der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors hatte schon seit längerem hinter den Kulissen mit Peugeot verhandelt, bevor die Übernahmepläne nun publik wurden. In den Poker sind aber noch weitere Parteien involviert. Zum Beispiel Großbritanniens Premierministerin
Wird für Opel vielleicht sogar vieles besser?
Theresa May. Sie fürchtet um die Standorte der OpelSchwestermarke Vauxhall und will nun persönlich mit PSA-Vorstandschef Carlos Tavares beraten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bereits eingeschaltet.
Womöglich verbessert sich die Lage von Opel, das seit 1999 rote Zahlen schreibt, durch eine Übernahme sogar. Die Automobilwoche zitiert einen Mitarbeiter aus dem Umfeld des PSA-Chefs: „Opel ist eine deutsche Industrie-Ikone. PSA wird sie nicht zerstören, sondern pflegen.“Der Konzern wolle nicht nur die Marke erhalten, sondern deren Bedeutung international ausbauen. Und Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig sagt: „Durch den Zusammenschluss würde der zweitgrößte Autokonzern Europas entstehen. Dadurch ergeben sich auch zusätzliche Möglichkeiten für Investitionen, Innovationen und Wachstum.“
»Leitartikel Stefan Stahl erklärt, warum der deutsche Autobauer mit harter Hand saniert werden muss. »Die Dritte Seite Arne Bensiek hat den Opel-Stammsitz in Rüsselsheim besucht, wo die Mitarbeiter wieder einmal um ihre Jobs bangen.