Warum die Briten Aldi und Lidl lieben
Hintergrund Seit einigen Jahren mischen die deutschen Discounter den britischen Lebensmitteleinzelhandel auf und klettern in der Gunst der Kunden immer höher. Was bedeutet nun der Brexit für den Siegeszug der Konzerne?
London Deutschen müssten noch nachlegen, um mehr Menschen in ihre Läden zu locken.
Das Verbraucherverhalten nach der Finanzkrise von 2008 habe gezeigt, dass der Lebensmittelmarkt relativ widerstandsfähig ist, sagt McKevitt. Am Essen wird zuletzt gespart. Und wenn, dann finden die Menschen auch im Supermarkt um die Ecke oft eine günstigere Alternative. Die etablierten Ketten haben inzwischen kräftig in Eigenmarken investiert. Das scheint sich bereits auszuzahlen. Seit Jahren konnte Marktführer Tesco seine Marktanteile wieder moderat steigern. Experten der Investmentgesellschaft AllianceBernstein glauben, dass nur eine lange und tiefe Rezession zu weiteren Wanderungsbewegungen in Richtung Aldi und Lidl führen könnte. Davon ist Großbritannien aber trotz Brexit weit entfernt.
Doch längst versuchen Aldi und Lidl, auch abseits der Schnäppchenjäger auf Kundenfang zu gehen. Waren die deutschen Discounter im traditionell stark durch Klassenschranken geprägten Großbritannien vor einigen Jahren noch als Billigheimer verschrien, haben sich die Markennamen Lidl und Aldi inzwischen ins britische Bewusstsein eingebrannt. Die beiden führen seit drei Jahren die Rangliste des renommierten YouGov-Instituts an. Aus einer Liste von 1000 Markennamen wurden Aldi und Lidl am häufigsten mit positiven Medienberichten, Werbung oder persönlichen Gesprächen in Verbindung gebracht. Längst soll auch die gehobene Mittelschicht mit Delikatessen und Wein in die Märkte gelockt werden.
Für den Experten McKevitt gilt es als ausgemacht, dass die Discounter mindestens bis etwa 2020 weiterwachsen werden, hauptsächlich mit neuen Filialen. In den kommenden fünf Jahren will Aldi die Zahl seiner Märkte von bislang 660 auf 1000 erhöhen. Lidl unterhält ähnlich viele Läden auf der Insel und will langfristig sogar auf 1500 Filialen kommen. Doch die Experten der Investmentgesellschaft AllianceBernstein sind skeptisch. Sie glauben, dass weitere Neueröffnungen bald auf dem Prüfstand stehen werden. Die Discounter selbst geben sich unbeeindruckt. „Business as usual“, hieß es bei Aldi nach dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr.