Das Vier Augen Prinzip
Neuvorstellung Skoda spendiert dem gelifteten Octavia eine außergewöhnliche Front. Das ist mutig, sieht aber so schlecht gar nicht aus
Der Octavia ist Skodas Bestseller, und bei Kassenschlagern, so die goldene Design-Regel, verbieten sich übertrieben auffällige Änderungen. Das hielt Skodas Designer Jozef Kaban – oder besser Ex-Designer, denn inzwischen ist er zu BMW gewechselt – aber nicht davon ab, dem Octavia beim Facelift ein gewagtes Vier-Augen-Gesicht zu verpassen. Die Reaktionen auf die ersten Bilder waren, diplomatisch gesagt, gemischt. Doch wer den Skoda auf der Straße sieht, der merkt: Kaban versteht sein Handwerk. In natura wirkt der Tscheche stimmig und nicht mehr so verwechselbar.
Auch wenn Skoda betont, dass die größten Änderungen unterm Blech stattfanden, so halten sich die Neuheiten doch in Grenzen. Viel gab’s schließlich auch nicht zu tun, der Octavia war schon immer „etwas mehr Auto“, wie es Produktmanager Frantisek Drábek nennt. Das trifft einerseits in Sachen Größe zu: Mit 4,67 Meter Länge ist der Skoda der Kompaktklasse, in der er mit einem Einstiegspreis von 17450 Euro spielt, deutlich entwachsen und bie- tet merklich mehr Platz als seine Mitbewerber. Andererseits punktet die Marke schon lange mit ihren „Simply-clever“-Ideen: Kleinigkeiten, die den Alltag erleichtern, wie der Eiskratzer im Tankdeckel oder der Parkscheinhalter an der Windschutzscheibe. Neu sind jetzt die aus dem Superb bekannte Taschenlampe im Kofferraum des nur 700 Euro teureren Kombis sowie zwei USB- Anschlüsse plus eine „richtige“230-Volt-Steckdose im Fond.
Einen großen Sprung macht der Octavia bei der Digitalisierung: Musste Skoda lange Zeit erst die abgelegte Technik der Konzernmutter VW auftragen, dürfen die Tschechen sich jetzt nach Belieben am Regal bedienen und haben sich gleich das neue Infotainment-System mit stetem Online-Zugang gegriffen, das zeitgleich im Golf debütiert. Ohne klassische Tasten wird zukünftig auf einer iPad-ähnlichen Glasoberfläche gedrückt, auf die Gestensteuerung verzichtet Skoda dagegen noch.
Neben den ITlern haben auch die „echten“Autobauer ein paar Stellschrauben gefunden: Die hintere Spur ist etwas breiter, das Fahrwerk neu abgestimmt, und auf Wunsch gibt es nun adaptive Dämpfer (920 Euro). In Summe agiert der Unterbau feinfühliger als beim Vorgänger, Trambahnschienen und Schlaglöcher mag der Skoda aber immer noch nicht.
Keine Neuerungen gibt es (vorerst) bei den Motoren: Die je vier Diesel und Benziner reichen von rund 90 bis 186 PS, darüber rangiert das 230 PS starke RS-Sportmodell. Schon bald will Skoda aber den neuen 1.5 TSI mit 150 PS, der ebenfalls momentan im Golf Premiere feiert, nachreichen. Zur Wahl stehen manuelle Fünf- oder Sechsgang-Getriebe sowie Doppelkuppler mit sechs oder sieben Stufen; für die stärkeren Motoren gibt es AllradAntrieb.
Eine gute Wahl für den Privatfahrer stellt der Einliter-DreizylinderTurbo mit 115 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment dar. Die knapp 1,3 Tonnen setzt er mit Leichtigkeit in Bewegung; und er soll dabei nur 4,8 Liter Benzin verdrücken. Allerdings muss man den kernigen Klang mögen.
Vielfahrer werden weiterhin zum 2.0 TDI (ab 26 250 Euro) greifen, der mit 150 PS und 340 Nm Drehmoment einerseits und nur 4,3 Liter Diesel-Normverbrauch andererseits einen guten Kompromiss zwischen Fahrspaß und Sparspaß bietet. Aber auch die Erdgasvariante 1.4 TSI G-Tec ist interessant: Der 110-PSMotor läuft ruhig, ist drehfreudig und zieht gut durch. Den Verbrauch gibt Skoda mit rund viereinhalb Kilogramm H-Erdgas pro 100 Kilometer an – macht aktuell knapp fünf Euro. Als Reserve ist noch ein 50-Liter-Benzin-Tank an Bord.