Tandlerfasching lockt internationale Gäste an
Rosenmontag Tausende Menschen feiern bei strahlendem Sonnenschein in Donauwörth. Einige auch zum ersten Mal
Donauwörth Die Zuschauer klatschen, tanzen und jubeln, auf der Bühne wirbeln Funkenmariechen und Garden. Wenn die Reichsstraße zur Partymeile wird, dann ist wieder Tandlerfasching.
Vom Liebfrauenmünster bis zum Rathaus drängen sich die Menschen durch die Reichsstraße. Es ist kaum ein Durchkommen. Eine lange Faschingssaison neigt sich dem Ende entgegen, aber noch wollen ihn die feiernden Besucher in Donauwörth nicht gehen lassen. Noch gut 30 Stunden steht die Welt Kopf, bevor am Aschermittwoch das ganze Treiben endet. Doch diese letzten Stunden der fünften Jahreszeit wollen die Menschen genießen – noch dazu bei Kaiserwetter. Kinder, Schüler, Eltern und Großeltern flanieren durch die Straße, trinken Kaffee oder folgen dem vielseitigen Programm auf der Bühne. Eine Garde folgt auf die nächste und animiert mit hochklassiger Akrobatik die Zuschauer zum Mitmachen.
Einer dieser Zuschauer ist Man- fred Wollny aus Donauwörth. Er besucht das bunte Treiben regelmäßig: „Das Besondere an diesem Fasching ist die Vielfalt der Garden.“Er bewundere dabei vor allem die sportliche Herausforderung der Akteure. Der 71-Jährige kann auf einen großen Fasching-Erfahrungsschatz zurückgreifen. Im Vergleich zu früher kennt er auch einige Veränderungen. „Die Organisation ist besser und lockerer. Durch die Sicherheitsvorkehrungen fühlt man sich außerdem deutlich sicherer“, resümiert Wollny. Das schöne Wetter sei für ihn das Sahnebonbon.
Karin Thiem ist Stammgast beim Tandlerfasching. Sie hält die Lage für den Grund, warum die Veranstaltung in Donauwörth so erfolgreich ist: „Die Reichsstraße ist die Straße schlechthin.“Seit zehn Jahren besucht sie regelmäßig das Ereignis. Auch sie nennt signifikante Unterschiede zu den vergangenen Jahren: „Früher war viel weniger los als heutzutage. Das merkt man auch an der Stimmung – die ist auch viel besser geworden.“
Als möglichen Grund hierfür nennt Thiem außerdem die gebotenen Einlagen. „Das Programm wird von Jahr zu Jahr besser und professioneller“, erläutert Thiem. Im Gegensatz zu früher seien viel mehr junge und maskierte Menschen unter den Besuchern. Dass der Tandlerfasching in diesem Jahr erstmals mit Betonsperren abgesichert wurde, sieht die Besucherin positiv: „Ich denke dabei aber weniger an mögliche Terroranschläge, sondern vielmehr an die Kinder. Es ist wichtig, dass keine Autos durch die Reichsstraße fahren dürfen, dann können die Kinder frei herumlaufen.“Das sehen auch Michelle Bautz und Fruzsina Toth so. „Durch die Absperrungen kann man unbeschwert feiern“, sind sich die beiden einig. Der Reiz am Fasching in Donauwörth sei, dass man Bekannte und Freunde sehe, die man teilweise schon länger nicht mehr gesehen habe.
Viele Besucher feiern das erste Mal auf dem Tandlerfasching. Barbara Nickl und Ingeborg Naumann sind aus Königsbrunn und Bobingen angereist. Der Fasching in Donauwörth ist ihnen natürlich ein Begriff, dennoch wollten sie sich überraschen lassen. „Es sind so viele Jugendliche hier mit tollen Maskierungen und Verkleidungen. Die ganze Atmosphäre stimmt“, zeigen sich beide begeistert. Auch für die neuen Gäste seien die Garden der Höhepunkt: „Die Choreografie ist bewundernswert.“
Am Rand der Reichsstraße steht ein junger Mann und verfolgt die Veranstaltung mit großen Augen. Mohammed Moradi ist nicht nur zum ersten Mal auf dem Tandlerfasching zu Gast, sondern er befindet sich auf seiner allerersten Faschingsveranstaltung. Der 19-Jährige kommt aus Afghanistan und ist erst seit einem Jahr in Deutschland. Von einem Bekannten habe er vom Treiben in Donauwörth erfahren. „Es ist wirklich sehr schön“, sagt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Am meisten begeistern ihn die Showeinlagen: „Die Tänze hier sind sehr interessant, ganz anders als in meiner Heimat.“Aber nicht nur die Zuschauer genießen den Frühlingstag mit einem Eis oder einem Bier, auch die Verantwortlichen zeigen sich zufrieden. Hofmarschall Josef Bullinger ist für die Organisation zuständig: „Bislang läuft alles nach Plan, die Veranstaltung ist gut besucht.“Nachdem im vergangenen Jahr Sturm und Regen für wenig erfreuliche Rahmenbedingungen gesorgt und dementsprechend weniger Besucher angelockt hatten, freue er sich dieses Jahr umso mehr über das tolle Wetter.
Dies bestätigt auch Ulrich Reitschuster, Präsident des Vereins Initiative Fasching Donauwörth (IFD). „Schon die Eröffnung war sehr gut besucht“, sagt Reitschuster. 22 Faschingsvereine und drei Musikgruppen stehen in diesem Jahr auf der Bühne und verwandeln die Reichsstraße in eine Feiermeile. „Aufgrund des schönen Wetters rechnen wir dieses Jahr mit circa 13 000 Besuchern“, erklärt der 39-jährige Präsident.
„Die Tänze sind anders als in meiner Heimat.“