Sogar für Bartträger gibt es ein Dating Portal
Liebe Immer mehr Menschen versuchen ihr Glück auf Online-Partnerbörsen. Dort gibt es Angebote für mollige und große Leute, Muslime oder Speckliebhaber. Doch stehen die Chancen dann so viel besser?
Augsburg Ohne Internet hätten sich Alexandra und Achim wohl nie kennengelernt. Alexandra, 27, arbeitet als Krankenschwester in München, Achim, 31, als Fahrzeugingenieur in Essen. Mehr als 600 Kilometer trennen die beiden. Glaube und das Internet brachten sie zusammen. Der Glaube gibt Alexandra Halt in ihrem Leben. „Meine früheren Partner konnten mich in diesem Punkt nicht verstehen“, sagt sie. „In meiner Gemeinde waren die Männer entweder zu alt oder schon vergeben.“Also wagte sie sich ins Netz – genauer gesagt auf die Dating-Plattform „Christ sucht Christ“– und fand Achim. Inzwischen sind die beiden ein Paar. Für Achim gehören Sonntagsgottesdienst und Tischgebet genauso zum Alltag wie für Alexandra. Weil die beiden sich auf einer spezialisierten Singlebörse angemeldet haben, hatte bei ihnen die Partnersuche ein Happy End.
Weltweit werden Online-Partnerbörsen immer beliebter. Allein in Deutschland sind 8,4 Millionen Nutzer auf Dating-Plattformen aktiv, meldet das Statistikportal „Statista“. Doch es sind nicht nur Marktführer wie „Tinder“, wo sich Partnersuchende tummeln. Immer mehr spezialisierte Dating-Apps steigen in das Liebesgeschäft ein.
Mollige und hochgewachsene Singles können sich beispielsweise auf den Portalen „Rubensfan“und „Große Leute“umsehen. Muslime und Freunde des ländlichen Lebens bleiben bei „Muzmatch“und „Landwirt Flirt“unter sich. Für Hundebesitzer gibt es die Partnerbörse „Tindog“, für Millionäre die Plattform „Seeking Millionaires“. Für Bartliebhaber bietet sich das Online-Portal „Bristl“an, für Speckfans die App „Sizzl“. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Seit Donald Trump US-Präsident ist, geht es etwa dem Dating-Portal „Maple Match“richtig gut. In wenigen Wochen schossen seine Mitgliederzahlen nach oben. Inzwischen zählen die Betreiber mehr als 30 000 Anmeldungen. Und das, obwohl sie noch im Dezember die monatlichen Gebühren vervierfacht hatten – von etwa fünf auf 20 Dollar. Bei „Maple Match“können Amerikaner ihren kanadischen Wunschpartner finden, um dann „dem unfassbaren Horror einer Trump-Präsidentschaft zu entkommen“und über die Grenze nach Norden zu fliehen. So verkündeten es die Erfinder beim Start vor etwa einem Jahr schelmisch. Anhänger des USPräsidenten reagierten prompt. Auch für sie gibt es nun eine eigene Dating-App. Sie heißt, angelehnt an den Wahlkampf-Slogan ihres Vorbilds, „Trump Singles – Make dating great again“.
Wolfgang Krüger überrascht es nicht, dass Menschen wie Achim und Alexandra ihr Liebesglück auf themenspezifischen Online-Plattformen suchen. Der Berliner Psychotherapeut und Buchautor sagt: „Wir wollen uns mit unseren Partnern unterhalten können, ein gemeinsames Drittes, eine gemeinsame Welt teilen.“Partnersuchende könnten mit den neuen Portalen von Anfang an stärker filtern, wer für sie infrage komme und wer nicht.
Einen raschen Erfolg prophezeit Krüger aber auch dann nicht. Online-Partnersuchen seien anstrengend. „Im Schnitt findet man erst nach einem Jahr einen passenden Partner“, sagt der Psychotherapeut. Er warnt deshalb: „Menschen, die im Internet ihr Liebesglück versuchen, müssen beharrlich sein. Am besten fühlen sie sich in ihrem Leben so wohl, dass sie auch ohne Beziehung auskommen. Denn sie könnten viele Enttäuschungen erleben.“
Gerade jüngere Männer suchten im Internet eher nach Spaß als nach einer festen Beziehung, sagt Krüger. Viele von ihnen würden sich erst im Alter von 30 Jahren oder noch später länger binden wollen. Der Psychotherapeut rät deshalb Männern und Frauen, die eine feste Beziehung suchen: „Meldet euch auf Seiten an, die Gebühren verlangen. Kostenlose Portale kann man nämlich vergessen.“
Liebe per Mausklick könne funktionieren, sagt Krüger. Ob aus der netten Online-Bekanntschaft aber eine feste Beziehung erwächst, entscheide sich in der Regel erst beim persönlichen Treffen. „Selbst der romantischste Schreiber kann sich beim ersten Anblick als unpassend entpuppen.“(mit epd)