Er kennt einige Schlossgeheimnisse
Vortrag Wolfgang Thomer präsentiert am Sonntag neue Erkenntnisse rund um das markante Gebäude in Nordendorf und Interessantes zum Ort
Nordendorf Ein Dorf wird 800 Jahre alt – und es passiert nichts. So ist es Wolfgang Thomer vor einigen Jahren ergangen. Im Jahr 1213 wurde Nordendorf erstmals urkundlich erwähnt. Doch 2013 gab es dazu nicht etwa einen Festakt oder dergleichen. Für den historisch interessierten ehemaligen Lehrer war dies der Start weitreichender historischer Forschungen – ohne fixes Ende, aber mit einem wahren Erfolgserlebnis als Meilenstein. Über das Nordendorfer Schloss hat er so einiges herausgefunden, darunter auch Quellen, die alte Sagen revidieren. Des Rätsels Lösung möchte der 68-Jährige aber noch nicht verraten und verweist auf diesen Sonntag, an dem er im Bürgerhaus Nordendorf „Die Fugger und ihr Schloss zu Nordendorf“in den Fokus eines Vortrags stellen wird.
Gerne berichtet er aber im Vorfeld darüber, wie er seinen Weg – mehr über die Geschichte Nordendorfs herauszufinden – begonnen hat. Das Material in den Augsburger Archiven war dürftig. Doch Thomer stieß bei der Lektüre auf eine winzig kleine, handschriftliche Anmerkung, die ihn stutzen ließ. Der pensionierte Lehrer wusste: „Die Gründungsurkunde Nordendorfs galt als verschollen.“Allerdings wurde genau dieser Hinweis in einem alten Buch durchgestrichen – mit dem Verweis „Urkunde vorhanden“. Das spornte den Recherchegeist des 68-Jährigen einmal mehr an. Durch den Umbau des Augsburger Stadtarchivs musste er bis Juli 2015 ausharren, bis er endlich die erste urkundliche Erwähnung Nor- dendorfs aus dem Jahr 1213 in Händen halten konnte. Heute hängt eine Kopie der Urkunde über seiner Eckbank. In der Zwischenzeit hatte er sich entschieden, dass er sich bei seinen Recherchen zunächst der Nordendorfer Fuggerlinie annehmen wollte und entschied sich damit auch, tiefer einzutauchen in die Historie. In Internetportalen, digitalisierten Zeitungen, Urkunden und mächtig vielen Fußnoten stöberte er. Im Fuggerarchiv in Dillingen stieß er dann auf Erstaunliches. Eine Flurkarte aus dem Jahr 1696 zeigte, dass zu eben dieser Zeit in Nordendorf etwa 30 Häuser gestanden haben mussten. Doch nicht nur das. Die Karte verrät auch, dass die Kapelle, die sich heute im Philipps Schlösschen befindet, einst an anderer Stelle gestanden haben muss.
Wie alt das sogenannte Steinhäuschen ist, das sich nicht nur in der Höhe deutlich vom Rest der noch bestehenden Anlage absetzt, möchte Thomer ebenfalls am Sonntag berichten. Nur so viel verrät er: „Die Wände sind dort an die eineinhalb Meter dick.“Bestätigt ist, dass einst ein Herrenhaus – das eigentliche Fuggerschloss – dort gestanden haben muss, wo sich heute der innen liegende Park befindet. Warum dieses dort nicht mehr zu finden ist, sei auf ein Feuer zurückzuführen, heißt es. Doch kann Wolfgang Thomer diese These auf Basis seiner neuesten Erkenntnisse stützen? Der pensionierte Lehrer hüllt sich in Schweigen. Mit Blick auf die umfangreiche Dokumentation, die Wolfgang Thomer bereits über die Nordendorfer Geschichte zusammengestellt hat, wird aber deutlich: Der 68-Jährige plant mehr. Doch nur vorsichtig erklärt er: „Es könnte sein, dass daraus eine Ortschronik wird.“
Dafür muss er aber noch einige Lücken schließen, die vor allem das 16. und 17. Jahrhundert betreffen, aber auch die Zeit zwischen 1870 und 1950. Ob es weitere Vorträge geben wird, steht noch in den Sternen. Wenn Wolfgang Thomer allerdings wieder einen aufschlussreichen Fund macht wie die Karte aus dem Jahr 1696, die aufzeigt, wie das Nordendorfer Schloss wirklich ausgesehen haben muss, könnte dies wieder ein Anlass werden, um erneut alte Rätsel zu lösen.
Vortrag Des Rätsels Lösung rund um das Fuggerschloss sowie die Fugger in Nordendorf gibt es am Sonntag, 12. März, um 19 Uhr im Bürgerhaus in Nordendorf. Der Eintritt ist frei.