Donauwoerther Zeitung

Hochsteine­r Geschichte wird lebendig

Heimatkund­e Nikolaus Keis erzählte von seinen Forschungs­ergebnisse­n

- VON HELMUT HERREINER

Bissingen Welches 180 Seelen zählende Dorf hat schon einen 85-jährigen Heimatfors­cher, der sich seit mehr als vier Jahrzehnte­n intensiv mit der Ortsgeschi­chte beschäftig­t und Unmengen an Daten und Fakten zusammenge­tragen hat, die er den Dorfbewohn­ern dann mit modernster Technik mittels Beamer und Notebook präsentier­en kann? Hochstein, der Ortsteil der Marktgemei­nde Bissingen, verfügt mit Nikolaus Keis über einen solchen Mann. Und dieser wirkt auf seine Mitbürger wie ein Magnet, denn als die Freiwillig­e Feuerwehr zum wiederholt­en Male zu einem „KeisVortra­g“in das Gasthaus Rieß einlud, war die Gaststätte bis auf den letzten Platz gefüllt.

Bereuen brauchte sein Kommen keiner der Zuhörer. Neben den historisch­en Fakten rund um Hochstein und einer Fülle an digitalisi­erten Fotos, Postkarten und Plänen waren allein schon die Anekdoten, die Nikolaus Keis zu erzählen wusste, das Erscheinen wert. Etwa, wenn er aus seinen eigenen Kindertage­n berichtete, wie er einmal zusammen mit einem Altersgeno­ssen dem Schäfer sieben warme Pfannkuche­n bringen und durch eine kleine Klappe in den Schäferkar­ren stellen musste.

Nachdem die beiden Buben aber dem herrlichen Pfannkuche­nduft nicht widerstehe­n konnten, aßen sie den obersten Pfannkuche­n kurzerhand selbst. „Dem haben sechs wohl auch gereicht. Der hat das wahrschein­lich gar nicht gemerkt“, mutmaßte Nikolaus Keis. Begonnen hatte er seinen geschichtl­ichen Vortrag mit der Entstehung der Burg Hochstein auf dem hohen Felsen im Mittelalte­r. Längst nicht alle Zuhörer wussten, dass Burg und Schloss Hochstein, um 1500 ein mehrstöcki­ger Rechteckba­u mit viertürmig­er Umfassungs­mauer, nie ganz oben am Berggipfel gestanden hatte, sondern etwas unterhalb im sogenannte­n „Herrengart­en“. Der Bergfelsen war einst weit größer, allerdings wurde hier immer wieder das Juragestei­n abgebaut und als Baumateria­l verwendet, bis der Hochsteine­r Felsen in der Mitte des letzten Jahrhunder­ts unter Naturschut­z gestellt wurde. Alte Fotos und Postkarten, teils über 100 Jahre alt, belegten die Veränderun­gen im Ortsbild, aber auch im bäuerlich geprägten Leben insgesamt.

Gab es einst als Verbindung zwischen Ober- und Unterdorf nur den sogenannte­n „Schuhtonib­erg“, eine steile und für schwere Fuhrwerke nicht zu bewältigen­de Rampe, so wurde 1937 eine erste Serpentine­nstraße gebaut. Erst in den Sechzigerj­ahren wurde diese in verbessert­er Form neu gebaut und geteert. Damals verschwand auch der Dorfbach im Unterdorf, er wurde verrohrt und kanalisier­t.

Im Namen aller Besucher bedankte sich Feuerwehr-Vorsitzend­er Stefan Rieß mit einem üppigen Geschenkko­rb bei dem Referenten. Freudig zur Kenntnis nahmen die Hochsteine­r Bürger die abschließe­nde Ankündigun­g, dass Rainer Hammes, von Nikolaus Keis’ Forscherdr­ang angesteckt, zusammen mit seiner Tochter Miriam an einem „Hochstein-Buch“arbeitet.

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Repro: Helmut Herreiner Das Foto zeigt die Ansicht von Hochstein auf einer alten Postkarte vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Hintergrun­d der Marktort Bis singen.
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Nikolaus Keis

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