Piëch hat VW-Faxen dicke
Am Ende könnte das passieren, was vor Monaten kaum einer für möglich hielt: Ferdinand Piëch – Porsche-Enkel, Österreicher, fast 80 Jahre alt, begnadeter Techniker, wortkarger Patriarch, einst Retter von Audi und Volkswagen – geht auf Distanz zu seiner größten Liebe, nämlich VW. Nichts anderes wäre es, wenn er einen wesentlichen Teil seines wohl eine Milliarde Euro teuren Aktienpakets an dem Autobauer verkauft. Ehe ein Mann sich von einer jahrzehntelang heiß geliebten Partnerin abwendet, muss es lange und laut gekracht haben, muss eine tiefgreifende Entfremdung vorliegen.
So viel steht fest: Piëch hat die VW-Faxen dicke. Der AbgasSkandal und das ungeschickte Auftreten der Spitzenmanager wird ihn im Innersten schmerzen. Der Mann lief lange mit zusammengeballter Faust in der Hosentasche herum. Piëch ist ein Selbstbeherrschungskünstler, der Zen-Buddhisten bewundert. Jetzt lässt er Gefühle zu. Es riecht nach Rache, der Rache eines alten Mannes, der sein Lebenswerk bedroht sieht.
Dass der VW-Konzern schlecht dasteht, ist auch Piëch zu verdanken. Er leidet unter der chronischen Patriarchen-Krankheit: einer Allergie gegen kritische Köpfe. Solch selbstbewusster Manager hätte es bedurft, um mit einer Revolte den Abgasbetrug zu verhindern. Widerworte waren aber Mangelware.
Wenn Piëch sich von der Aktienmacht weitgehend trennt, könnte das seine Schützlingen im VWReich zum Nachteil gereichen. Vor allem der bisher Piëch-versichert wirkende Audi-Chef Rupert Stadler würde das wohl zu spüren bekommen. Wenn der Druck auf ihn noch größer wird, fehlt die schützende Hand des „Alten“.