Ein Tipp, nicht nur für Trump
Als dieser Roman im Herbst vergangenen Jahres in Amerika erschien, wurde er dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump von den Literaturkritikern dringend ans Herz gelegt: „You should read this.“Sicher nicht geschehen. Das eigene Weltbild wird der Mann sich doch nicht durch die Lektüre von guten Romanen erschüttern lassen. Womit er sich im Debüt „Das geträumte Land“von Imbolo Mbue auseinandersetzen müsste: wie zermürbend und demütigend für Immigranten der Kampf mit den amerikanischen Ausländerbehörden ist, wie das Leben im Wartezustand sich anfühlt für die, die er gerne alle wieder außer Landes werfen würde. Mbue, gebürtig aus Kamerun, mit einer Million Dollar Vorschuss für diesen Roman bedacht, beschreibt mit großer Erzählkraft und Empathie, aber ohne jede Rührseligkeit ein solches Schicksal. Sie verwebt die Geschichte des Einwanderers Jende mit der des Investmentbankers Clark, lässt sie zum Zeitpunkt kurz vor der Finanzkrise 2008 einsetzen. Da wähnt sich Jende schon fast am Ziel seiner Träume, weil er den Job als Chauffeur ergattert hat, nun Frau und Kind ernähren kann; sein Boss Clark hingegen sieht längst das Unheil heranziehen – und zwar auch im Privaten. Imbolo Mbue verweigert sich den Klischees und der Trennung zwischen „good guy“und „bad guy“, zeigt amerikanische Träume, geträumt in Harlem wie an der Fifth Avenue, die schnöde zerplatzen. Ein Lesetipp! (stw)
Dieses Afrika, durch das ein Typ namens Roland Nair irrt wie eine einsame Flipperkugel, die irgendwie im Spiel gehalten wird, ist ein unheimlicher Ort. Niemand kann sicher sein, ob er die Regeln kennt, nach denen hier gelebt und gestorben wird – und ob Regeln überhaupt existieren. Afrika ist Treibsand, in dem es keine Gewissheiten gibt. Jeder Spieler ist ein Falschspieler. Nair ist Däne, aber auch US-Amerikaner, so genau weiß das niemand. Ist er Agent in eigener Sache oder doch irgendwie am Gängelband der Nato? Nach zehn Jahren Abwesenheit kehrt er an einem Oktobertag nach Freetown, Sierra Leone, zurück. Ein Ort, von dem es heißt: „Hier ist alles möglich“.
Schwüle Hitze schlägt ihm entgegen. Es herrscht ein Klima, in dem die Gedanken flimmern und im Schatten Argwohn lauert. Auf der Straße „zerlumpte Gestalten, die über ihre leeren Bäuche gebeugt weiß Gott wohin trotteten.“In der Hotelbar Leute, die von großen Geschäften träumen. In der Parallelwelt der großen Dollar-Hotels (auch dort ist es Glückssache, ob es Strom gibt und Internet) trifft Nair auf zwielichtige Gestalten aus seinem früheren Leben wie diesen Bruno Horst, einer jener Zombies aus der Welt der Geheimdienste, ein Spitzel, Agent, CIA, MI6, Mossad, ein Übriggebliebener, Interpol? Weiß der Teufel …
Freund oder Feind? Misstrauen ist in diesem Klima immer besser als Vertrauen. Roland Nair ist gekommen, seinen alten Kumpel Michael Adriko zu treffen, ein Afrikaner mit schillernder Vergangenheit. Die beiden machen sich auf zu einem Trip durch Afrika, einen großen Deal im Blick. Aber gleichzeitig ist diese Reise in den Kongo und nach Uganda auch eine Rückkehr zu Michaels Wurzeln in einem Dorf, das sich als Herz der Finsternis entpuppt. Adriko wird von der schönen amerikanischen College-Studentin Davidia begleitet, die beiden wollen heiraten. Irgendwann ist nicht mehr klar, wohin die Reise des Trios geht, welche Gefangenschaft die letzte, welcher Show-Down der entscheidende ist, welche Schein-Exekution ernst werden könnte, wer wen bespitzelt und welcher Warlord und Geheimdienst wo das Sagen hat. Treibsand, Überlebenskampf, Hauptsache im Spiel bleiben und ein doppeltes Spiel treiben, nicht erwischen lassen, das große Los ziehen, alle austricksen mit Dreck, der wie Gold aussieht …
Denis Johnson, geboren 1949 in München, US-Amerikaner, aufgewachsen auf den Philippinen und in Japan, zeigt in seinem neuen Roman „Die lachenden Ungeheuer“ein Afrika, das Bühne für undurchsichtige Machtspiele und unsaubere Geschäfte ist, ein unheimlicher Dschungel der Halbwahrheiten. Afrika als ein Trugbild, das mit westlicher Logik nie ganz lesbar ist, ein ebenso elender wie edler Ort, in dem es gärt und die Menschen träge auf das Schicksal lauern oder nach dem Glück gieren. Ein „Zwischenreich auf dem Weg in die Vergessenheit“, wie es einmal heißt.
Treibhaus-Hitze, ein undurchschaubarer Dschungel, das Verwischen von Wahrheit und Legende, das Umkippen von Freund- und
„Ich brauche einen Hexenmeister, der im Kessel rührt“