Freundschaft trotz mancher Unterschiede
Ayda ist fünf Jahre alt und lebt mit ihren Eltern in Köln. Ayda kann schon ziemlich viel: Bis 23 rechnen, Deutsch und Persisch sprechen. Sie kennt sogar das türkische Wort „üzüntülü“. Das bedeutet traurig. Und das ist Ayda oft, weil die anderen sie nicht mitspielen lassen. Doch dann trifft das Mädchen Bär und Hase. Sie werden beste Freunde – trotz mancher Unterschiede.
Freundschaft, Toleranz, friedliches Zusammenleben: Die großen Themen des Autors Navid Kermani klingen im Kleinen in seinem ersten Kinderbuch „Ayda, Bär und Hase“an. Gegenseitigen Respekt predigt der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern erzählt davon auf witzige Art und Weise ganz nebenbei. Es geht auch um Glück, Trauer, Einsamkeit und Selbstbewusstsein. Das kennt jeder, und Herkunft, Aussehen und Sprache spielen dabei keine Rolle. So ist es in Kermanis Buch egal, ob man Iraner, Deutscher, Türke, Bär oder Hase ist. Die Geschichte macht Kindern Mut, sich auch dort für neue Erfahrungen zu öffnen, wo sie sich zunächst fremd fühlen.
Schön ist Kermanis Stil. Mehrmals spricht er die jungen Leser direkt an, tritt mit ihnen in einen lockeren Dialog, bevor er mit der eigentlichen Geschichte fortfährt. Und so ist Aydas Leben zwar nicht perfekt. Sie hat aber gelernt: Traurig sein gehört auch einmal dazu. Und so ist das Leben am Ende doch „bis zum Himmel schön“.
Laura Jocham
Nein, es muss kein rosaroter Mädchentraum sein, wenn sich in einem Buch ein Königssohn in eine Fee verliebt. „Die wundersamen Koffer des Monsieur Perle“ist ein dichter, kunstvoll komponierter Jugendroman und mit Sicherheit einer der außergewöhnlichsten dieses Frühjahrs. Dessen Autor ist Timothée de Fombelle, der in Frankreich zunächst Theaterstücke schrieb und inszenierte und in den vergangenen Jahren durch seine Jugendromane „Tobi Lolness“und „Vango“auffiel: Brillant geschriebene Geschichten mit starken Figuren und originellen Schauplätzen, die in ihrer komplexen Erzählweise zwar hohe Anforderungen an die Leser stellen, durch ihre ungeheure Spannung und ihren Humor aber eine große Sogwirkung entwickeln.
„Die wundersamen Koffer des Monsieur Perle“ist ebenfalls eine Geschichte, die einen nicht loslässt. Sie führt den Leser in ein Feenreich, in dem sich Prinz Iliån und die Fee Oliå ineinander verlieben. Es ist eine Liebe, die nicht sein darf, denn auch Iliåns Bruder, der tyrannische König des Reiches, begehrt die Fee und stellt seinem Bruder nach. Entkommen kann dieser nur durch den Verbannungszauber eines alten Magiers, der den Prinzen in unsere Welt schickt – ohne die Möglichkeit, jemals zurückzukehren und seine Geliebte wiederzusehen.
Iliån landet in einer Gewitternacht im Paris des Jahres 1936 direkt gegenüber der Schaumzuckerbäckerei des Ehepaares Perle. Die beiden nehmen den Jungen bei sich auf, in Erinnerung an den eigenen Sohn Joshua, der einige Jahre zuvor gestorben ist. Iliån nimmt Joshua Perles Namen an, erlebt Krieg und Gefangenschaft und vergisst aber niemals, woher er kam und was ihn dahin zurückzieht.