„Wir gehen nicht mehr ins Risiko“
Formel 1 In Spanien beginnt die Europa-Tour ohne deutsches Rennen. Für 2018 hat der Hockenheimring einen Grand-Prix-Vertrag. Ein Gespräch mit Hockenheimring-Chef Georg Seiler
Wie hat sich das Geschäft für den Hockenheimring in den vergangenen Jahren geändert? Seiler: Im Bereich Motorsport hat sich nicht viel verändert. Positive Entwicklungen sehen wir vor allem im Bereich Open-Air-Konzerte und Festivals. Wirtschaftlich gesehen mussten wir durch die Formel 1, im Gegensatz zu früher, Verluste in Kauf nehmen. Die Open-Air-Konzerte haben dazu beigetragen, das Defizit aus dem Motorsport zu minimieren. Aber eigentlich braucht man eine gefüllte Kasse, um Instandhaltung zu betreiben und neu zu investieren. Da sind uns die Hände durch die Formel 1 gebunden – auch dadurch, dass wir leider keinen müden Euro an Zuschüssen von Region, Land, Bund oder wem auch immer bekommen. Ich bin sicher, wir sind die einzige Rennstrecke, die keine Subventionen erhält. Wie geht es denn mit dem Großen Preis von Deutschland weiter? Seiler: Für mich ist klar: Wir haben einen Vertrag mit der Formel 1 für nächstes Jahr, danach nicht mehr. Wenn man nach den bisherigen Regeln verfährt, wäre 2019 der Nürburgring dran, 2020 wieder wir. Wenn der Vertrag passt. Wir werden keinen Vertrag schließen, der irgendwelche Risiken beinhaltet.
Was wäre denn Ihre Erwartung an einen neuen Vertrag und das Geschäft mit der Formel 1? Seiler: Wenn zumindest eine schwarze Null erreicht würde, damit man das Image der Formel 1 auf andere Umsatzzweige verteilen kann, dann wäre dies in Ordnung. Es kann allerdings nicht sein, dass man andere Veranstaltungen braucht, um diesen Motorsport zu finanzieren. Es verdienen sehr viele mit der Formel 1, da kann es nicht sein, dass dort, wo die Spielwiese bereitet und viel investiert wird, Verluste auflaufen. Wenn es keine Formel 1 mehr gibt, dann ist es so. Aber ich hoffe und glaube fest daran, dass die neuen Gesellschafter ein Interesse daran haben, am deutschen Grand Prix festzuhalten. Deutschland ist ein wichtiger Markt für die Formel 1, egal, an welcher Rennstrecke sie stattfindet.
Gab es denn schon konkrete Verhandlungen? Seiler: Wir waren im Mailkontakt, aber es wurden noch keine Gespräche geführt. Dies wird sicherlich demnächst der Fall sein.
Die neuen Besitzer wollen rund um die Formel 1 einwöchige Events gestalten. Wie sehen Sie diese Pläne? Seiler: Möglich ist alles, wenn diese Pläne letztendlich bezahlbar sind. Für uns muss die Veranstaltung in jedem Fall risikofrei abgehalten werden können. Promoter können nicht für das ganze Paket Formel 1 verantwortlich zeichnen. Die Rennstrecken werden nicht länger mit Verlusten aus der Formel 1 leben. Jetzt müssen neue, gute Verträge geschaffen werden.
Georg Seiler ist Geschäfts führer der Ho ckenheimring GmbH. Seit fast vier Jahrzehn ten ist er im Mo torsportge schäft. Zuletzt ver handelte er für den Kurs in Nord baden die Formel 1 Verträge mit dem Rechte Inhaber.