Die frühe Ansage ist richtig
Ist der Zeitpunkt, schon jetzt in den Ring zu steigen, wirklich richtig gewählt? Erst 2020 stehen die Donauwörther wieder vor der Entscheidung, ihren Oberbürgermeister zu wählen – Stadtrat Michael Bosse von den Freien Wählern hat jetzt den Hut in den Ring geworfen und sich als Gegenkandidat von OB Armin Neudert in Position gebracht.
Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet von außen betrachtet wohl ziemlich eindeutig und nüchtern: Ja, es ist richtig, die Kandidatur möglichst vorausschauend anzukündigen. Politisch beziehungsweise polit-strategisch erscheint es als mustergültiger Schachzug, denn es steht demnächst sehr viel an in Donauwörth: Ab Herbst rollen die Bagger, um die Delp-Kaserne für die Delp-Siedlung vorzubereiten. Es geht um dringend benötigten Wohnraum im sehr großen Stil. Es geht um nicht weniger als um ein neues Stadtviertel und dessen Planung.
Die Zukunft des Bürgerspitals als städtisches Altenheim steht weiterhin oben auf der Agenda, ebenso die angesprochene Beseitigung des Wohnraummangels und – wer’s vergessen hat – auch der künftige Standort der Asyl-Erstaufnahme ist ein wichtiges Entwicklungsthema. Bei all dem gilt es, frühzeitig Stellung zu beziehen und für die jeweilige Seite klare Positionen zu erarbeiten. Manchmal mag das im munteren Wettbewerb besser klappen als in (manchmal falscher) Harmonie. Für das politische Leben in der Stadt kann das Wissen um mehrere statt nur einen Kandidaten durchaus bereichernd sein. So mancher Bürger wundert sich ohnehin, warum es mancherorts zwar viele Fraktionen gibt, aber dann zur Wahl letztlich nur ein Kandidat bleibt. Wahlfreiheit sieht anders aus. Insofern sollten mehrere Kandidaten nicht als etwas per se Negatives bewertet werden.
Die frühzeitige Ankündigung unterstreicht indes die Ernsthaftigkeit des Ansinnens. Die FW/PWGFraktion Bosses ist allerdings jetzt mehr denn je gefordert, eigene konkrete Lösungskonzepte für die am dringendsten zu lösenden Probleme der Stadt zu erarbeiten und vorzustellen. Ob sie dem Wähler besser schmecken oder nicht, das wird sich dann 2020 entscheiden. Darüber hinaus ist auch noch nicht klar, ob es bei den zwei Kandidaten Neudert und Bosse bleiben wird.