Die Hoffnung währt nur 30 Sekunden
Abgestiegen Das Spiel in Freiburg ist ein Spiegelbild für die Saison des FC Ingolstadt. Spieler und Trainer hadern
Freiburg Die positive Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Plötzlich war er wieder da, der Funke Hoffnung auf den Klassenerhalt. Das eigene 1:1 beim SC Freiburg könnte dem FC Ingolstadt doch noch reichen. Geschäftsführer Harald Gärtner stürmte auf den Rasen, riss die Arme in die Luft. Die traurig dreinblickenden Spieler standen wieder auf, lachten und klatschten sich ab. Der Glaube war zurück. Für 30 Sekunden.
Dann wurden die Schanzer in dieser Achterbahn der Gefühle aus allen Träumen gerissen. Der vermeintliche 2:1-Siegtreffer des FC Schalke gegen den Ingolstädter Konkurrenten Hamburger SV in der Nachspielzeit zählte nicht. Der FC Ingolstadt stand als Absteiger fest. Die Spieler sanken erneut zu Boden, manch einer weinte.
Dieses Szenario war ein Spiegelbild der Ingolstädter Saison. Oft wurde die Mannschaft abgeschrieben. Sie gab nicht auf, kämpfte sich ein ums andere Mal wieder heran. Aus zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wurde einer. Doch der letzte Schritt gelang nie.
Mitgefühl zeigte Freiburgs Trainer Christian Streich, der die Situation des FCI aus eigener Erfahrung kennt. Er ist vor zwei Jahren aus der Bundesliga abgestiegen. Streichs Gesicht unterschied sich während der Pressekonferenz kaum von Maik Walpurgis’ Mimik. Streich hatte ebenfalls feuchte Augen, litt ganz offensichtlich mit dem FCITrainer. „Heute geht es noch“, sagte Streich zum Thema Abstieg. „Morgen ist es die Hölle. Die nächsten zwei Wochen wird es die Hölle. Die musst du überstehen, Maik, dann wirst du irgendwann belohnt für deine Arbeit.“In die Zukunft schauen wollte der FCI-Trainer nicht, lobte stattdessen seine Mannschaft „Wir haben eine großartige Truppe mit ganz viel Herz, ganz viel Charakter, Persönlichkeit und tollen Fußballern.“Als der 43-Jährige nach dem zehnten Spieltag den FCI übernahm, hatte der gerade einmal zwei Punkte. Mit der Bilanz von Walpurgis (29 Punkte in 23 Spielen) über eine ganze Saison wäre der Klassenerhalt in Reichweite gewesen. Ob es gereicht hätte, wenn er früher gekommen wäre? Walpurgis: „Das ist kein Thema. Wir kannten die Situation und hatten genug Möglichkeiten, die nötigen Punkte zu holen.“Auch Kapitän Marvin Matip, der den Weg in die 2. Liga mitmachen wird, haderte: „Dieser Abstieg war absolut vermeidbar. Das ist uns allen bewusst und macht es umso bitterer.“Bei aller Enttäuschung wagte sich Matip mit einer Kampfansage aus der Deckung. „Es gilt, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, neu anzugreifen und wieder da zu spielen, wo wir alle sein wollen.“Geschäftsführung und Trainer sind mit öffentlichen Zielvorgaben zurückhaltender. Erst einmal wartet viel Arbeit auf die Entscheidungsträger.
Obwohl die Stammspieler – lediglich Roger kehrt in seine Heimat Brasilien zurück – mit Verträgen ausgestattet sind, beginnt der Poker. Wer hat eine Ausstiegsklausel, wer strebt einen Vereinswechsel an? Bei Spielern wie Pascal Groß, Marcel Tisserand oder Dario Lezcano ist es fraglich, ob sie den Weg in die Zweitklassigkeit mitgehen. Er wünsche sich, meinte Walpurgis, dass die Mannschaft „in dieser Konstellation zusammenbleibt. Dann wird sie sicherlich viel bewegen können.“Der nächste Jubel soll schließlich länger anhalten als 30 Sekunden. Tore 1:0 Philipp (31.), 1:1 Lezcano (43.) Zuschauer 24 000