Donauwoerther Zeitung

Kostenfakt­or Tanzhaus

Innenstadt Oberbürger­meister Armin Neudert will noch vor August, dass der Stadtrat eine Entscheidu­ng über das zentrale Gebäude in der Reichsstra­ße trifft. Seine Argumente

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Die Stadt Donauwörth will noch vor der Sommerpaus­e über die Zukunft des Tanzhauses entscheide­n. Das teilte Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Wie bereits berichtet, verhandelt die Stadt mit dem Investor Erwin Müller Real Estate, das Immobilien­management der Erwin Müller Group mit Sitz in Wertingen, über einen Verkauf oder eine Verpachtun­g des 1975 erbauten Gebäudes.

Laut Neudert habe der Investor sein Nutzungsko­nzept aus Wohnungen, Büroräumen und einem Gastronomi­ebetrieb im Erdgeschos­s bereits einmal vorgestell­t. Die Ideen hätten gefallen. Komplizier­t sei aber die Frage, wie sichergest­ellt werden könne, dass der Stadtsaal weiterhin für Veranstalt­ungen aller Art genutzt werden kann. „Von der Sebastiani-Feier bis zum Tanzkurs muss alles möglich sein“, erklärt Neudert. Die Hoheit darüber liege im besten Fall bei der Stadt Donauwörth. Um hier bei einem Vertrag keine Fehler zu machen, habe er sich die Unterstütz­ung eines Fachanwalt­s geholt. Ob am Ende tatsächlic­h verkauft werde, sei „eine Entscheidu­ng des Stadtrats und nicht meiner Person“, betont Neudert. Er weiß, dass die Zukunft des städtische­n Gebäudes, das im zweiten Weltkrieg komplett zerstört worden war und nach historisch­em Vorbild an gleicher Stelle wieder aufgebaut wurde, bei den Bürgern und auch in den Ortsverbän­den der Parteien heiß und emotional diskutiert wird. „Aber man muss auch die Fakten sehen“, sagt Neudert. „Am Ende wollen wir ein attraktive­s Tanzhaus, das zukunftsfä­hig ist.“

Der Oberbürger­meister legte nun auch erstmals offen, welche Kosten das Tanzhaus seit seinem Wiederaufb­au 1975 für die Stadt bedeutet. Der Bau selbst schlug mit 6,3 Millionen Mark zu Buche. „Damals ging man von Mieteinnah­men um die 250 000 Mark pro Jahr aus“, sagt Neudert. Diesen Betrag habe man aber nie erreicht. „Im Gegenteil. Das Tanzhaus kostet uns im Schnitt zwischen 160000 und 200000 Euro pro Jahr“, so der Rathausche­f. Selbst im Jahr 2010, als die Wohnung, die Praxis und das Restaurant des Tanzhauses komplett vermietet waren, hätten die Einnahmen die Kosten des Hauses nicht gedeckt. „Bei all den emotionale­n Diskussion­en um dieses Haus muss man sich schon vor Augen führen, dass wir nicht nur ein gehöriges, jährliches Defizit haben, sondern jetzt auch große Investitio­nen anstehen“, sagt Neudert. Denn bei der Gesamtbetr­achtung des Hauses sei nun klar, dass man nicht nur in Sachen Brandschut­z und bei der Gestaltung von Ladenfläch­en Nachholbed­arf habe, sondern auch in den oberen Gedort schossen die Raumauftei­lung nicht mehr zeitgemäß ist. „Man muss auch bei den Wohnungen umbauen“, so Neudert.

Er fügt an: „Zudem sollte jeder Bürger bedenken, dass es keine kommunale Aufgabe ist, als Vermieter von Wohnungen, Praxen oder Geschäftsr­äumen aufzutrete­n. Das kann man zwar machen, aber unsere Hauptaufga­be liegt darin, den Stadtsaal für unsere Bürger zu stellen.“Auch die Frage nach den öffentlich­en Parkplätze­n in der Tiefgarage und die Toiletten seien relevant.

Es bleiben noch knapp fünf Wochen Zeit, wenn Neudert das Thema im Stadtrat bis zum 1. August zur Entscheidu­ng bringen will. Dann würde es auch mehr Details zu den genauen Plänen des Investors aus Wertingen geben. Ursprüngli­ch hatte Neudert angekündig­t, bis Ende 2016 eine Nutzung für das Tanzhaus vorzulegen.

 ?? Archivfoto: Barbara Würmseher ?? Das Donauwörth­er Tanzhaus bildet zwar einen markanten Punkt in der Reichsstra­ße, hat aber – 1975 erbaut – in seiner jetzigen Form keine historisch­e Bedeutung. Seine Nut zung und vor allem die Eigentümer­verhältnis­se stehen nach wie vor auf dem Prüfstand.
Archivfoto: Barbara Würmseher Das Donauwörth­er Tanzhaus bildet zwar einen markanten Punkt in der Reichsstra­ße, hat aber – 1975 erbaut – in seiner jetzigen Form keine historisch­e Bedeutung. Seine Nut zung und vor allem die Eigentümer­verhältnis­se stehen nach wie vor auf dem Prüfstand.

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