Vision für den Donauwörther Bahnhof
Verkehr Bis Ende 2021 soll der Verkehrsknotenpunkt der Deutschen Bahn barrierefrei sein. Erstmals gibt es jetzt Details, was das genau bedeutet. Eine Unterführung zur Industriestraße aber wird es erst einmal nicht geben
Donauwörth Täglich steigen etwa 9200 Fahrgäste in Donauwörth in oder aus dem Zug. Ab Herbst, wenn Donauwörth zum Systemhalt aufgewertet wird und hier noch mehr ICEZüge halten, rechnet die Deutsche Bahn mit 10000 Kunden am Tag. Das zeigt nicht nur die verkehrstechnische Bedeutung des Bahnhofs in der Region, sondern ist auch für den anstehenden barrierefreien Umbau relevant. Die Menge der Menschen, die sich am Gleis aufhalten, bestimmt beispielsweise die Breite der Bahnsteige und der Überdachungen.
Albert Köbel, der bei der Deutschen Bahn für Infrastrukturprojekte mit dem Schwerpunkt Finanzierung zuständig ist, gab am Montagabend erstmals öffentlich Einblick in den geplanten Umbau. Dass Donauwörth barrierefrei wird, hatte bereits der bayerische Bahn-Chef KlausDieter Josel vor wenigen Wochen in einem eigenen Pressetermin verkün- det. Jetzt aber geht es an die Details und die enge Abstimmung mit der Stadt Donauwörth. Denn die Bahn plant nicht nur für 30 Millionen Euro den Gleisbereich samt neuer Unterführung, sondern auch wie diese Passage bis zur Industriestraße weitergeführt werden könnte. Damit wäre ein seit Jahren gehegter Wunsch der Donauwörther und der Mitarbeiter der Firma Airbus erfüllt, dass der Weg vom Zug zum Arbeitsplatz möglichst kurz und vor allem sicher ist. Die Umsetzung allerdings kostet zehn Millionen Euro und müsste von der Stadt Donauwörth finanziert werden.
Während der Durchstich wohl erst einmal Vision bleibt, wird der Umbau an den Gleisen 1 bis 7 bis Anfang 2020 beginnen und soll bis Dezember 2021 fertig sein. Zentraler Punkt ist die Erhöhung der Bahnsteige auf 76 oder 55 Zentimeter, sodass Fahrgäste ohne Stufe in die Züge einsteigen können. Außerdem werden die Pflasterung erneuert und ein Leitstreifen für Sehbehinderte integriert. Alle Bahnsteige erhalten ein neues Dach und werden sowohl über eine Treppe wie auch über einen Aufzug zu erreichen sein. Entsprechende Beleuchtung wird integriert.
Und freilich läuft auch noch jede Menge im Hintergrund: Oberleitungen werden erneuert und angepasst und die Leit- und Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand gebracht.
Weil die alte Unterführung von Breite und Treppen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht, wird eine neue gebaut. „Das ist günstiger als die alte zu ertüchtigen“, erklärt Köbel. Außerdem habe das den Vorteil, dass die Passagiere während der Bauphasen ohne Probleme zum Zug gelangen. In dieser etwa zweijährigen Bauzeit wird jeweils ein Bahnsteig komplett gesperrt sein.
Die neue Unterführung soll knapp 60 Meter lang sein. An den Handläufen der Treppenaufgänge sorgen Braille-Schilder dafür, dass Sehbehinderte wissen, wohin sie gehen.
Von den 30 Millionen Euro, die der Ausbau kostet, trägt der Freistaat Bayern 75 Prozent. Die Kosten von zehn Millionen, die der Durchstich zur Industriestraße verschlingen würde, müsste hingegen die Stadt Donauwörth stemmen. Der Bau der etwa 100 Meter langen Passage samt Aufzug und Treppe an der Industriestraße kostet knapp sechs Millionen, hinzukommen Planungskosten und ein Puffer für Preissteigerungen von rund zwei Millionen Euro.
„Angesichts der aktuellen Projekte mit Konversion und Freibad ist die Finanzierung zeitnah nicht möglich“, sagt Oberbürgermeister Armin Neudert. Deshalb drängt er auf eine Planung, die die Stadt zu späterer Zeit aus der Schublade ziehen kann. „Die Schnittstellen für die Erweiterung werden klar definiert“, versprach Köbel.
Albert Riedelsheimer von den Grünen und Birgit Rössle (CSU) hingegen wollen das Projekt nicht auf die lange Bank schieben. „Auf der Seite der Industriestraße ist die einzige Möglichkeit, wo wir noch ein Parkhaus verwirklichen können. Außerdem wollen wir die Gewerbeflächen dort weiter erschließen“, sagt Rössle. Riedelsheimer und SPD-Rat Peter Moll machten auf die Bedeutung für Radfahrer aufmerksam, die so die gefährliche Unterführung bei Airbus meiden könnten. Josef Reichensberger (JB) forderte einen Projektleiter bei der Stadt zu installieren, der Kontakt zur Bahn hält, aber auch mit Airbus über eine Kostenbeteiligung verhandelt. Manfred Hofer formulierte es kurz und bündig: „Wir brauchen den barrierefreien Bahnhof und auch den Durchstich.“Ralf Loitzsch (PWG) forderte ebenfalls, auf das Unternehmen zuzugehen und darauf zu pochen, die Kosten aufzuteilen. Richtung Deutsche Bahn sagte er: „Bisher hat Donauwörth einen Bahnhof zum schämen. Es ist längst überfällig, dass hier etwas passiert.“Kommentar