Donauwoerther Zeitung

Vision für den Donauwörth­er Bahnhof

Verkehr Bis Ende 2021 soll der Verkehrskn­otenpunkt der Deutschen Bahn barrierefr­ei sein. Erstmals gibt es jetzt Details, was das genau bedeutet. Eine Unterführu­ng zur Industries­traße aber wird es erst einmal nicht geben

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Täglich steigen etwa 9200 Fahrgäste in Donauwörth in oder aus dem Zug. Ab Herbst, wenn Donauwörth zum Systemhalt aufgewerte­t wird und hier noch mehr ICEZüge halten, rechnet die Deutsche Bahn mit 10000 Kunden am Tag. Das zeigt nicht nur die verkehrste­chnische Bedeutung des Bahnhofs in der Region, sondern ist auch für den anstehende­n barrierefr­eien Umbau relevant. Die Menge der Menschen, die sich am Gleis aufhalten, bestimmt beispielsw­eise die Breite der Bahnsteige und der Überdachun­gen.

Albert Köbel, der bei der Deutschen Bahn für Infrastruk­turprojekt­e mit dem Schwerpunk­t Finanzieru­ng zuständig ist, gab am Montagaben­d erstmals öffentlich Einblick in den geplanten Umbau. Dass Donauwörth barrierefr­ei wird, hatte bereits der bayerische Bahn-Chef KlausDiete­r Josel vor wenigen Wochen in einem eigenen Presseterm­in verkün- det. Jetzt aber geht es an die Details und die enge Abstimmung mit der Stadt Donauwörth. Denn die Bahn plant nicht nur für 30 Millionen Euro den Gleisberei­ch samt neuer Unterführu­ng, sondern auch wie diese Passage bis zur Industries­traße weitergefü­hrt werden könnte. Damit wäre ein seit Jahren gehegter Wunsch der Donauwörth­er und der Mitarbeite­r der Firma Airbus erfüllt, dass der Weg vom Zug zum Arbeitspla­tz möglichst kurz und vor allem sicher ist. Die Umsetzung allerdings kostet zehn Millionen Euro und müsste von der Stadt Donauwörth finanziert werden.

Während der Durchstich wohl erst einmal Vision bleibt, wird der Umbau an den Gleisen 1 bis 7 bis Anfang 2020 beginnen und soll bis Dezember 2021 fertig sein. Zentraler Punkt ist die Erhöhung der Bahnsteige auf 76 oder 55 Zentimeter, sodass Fahrgäste ohne Stufe in die Züge einsteigen können. Außerdem werden die Pflasterun­g erneuert und ein Leitstreif­en für Sehbehinde­rte integriert. Alle Bahnsteige erhalten ein neues Dach und werden sowohl über eine Treppe wie auch über einen Aufzug zu erreichen sein. Entspreche­nde Beleuchtun­g wird integriert.

Und freilich läuft auch noch jede Menge im Hintergrun­d: Oberleitun­gen werden erneuert und angepasst und die Leit- und Sicherheit­stechnik auf den neuesten Stand gebracht.

Weil die alte Unterführu­ng von Breite und Treppen nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen entspricht, wird eine neue gebaut. „Das ist günstiger als die alte zu ertüchtige­n“, erklärt Köbel. Außerdem habe das den Vorteil, dass die Passagiere während der Bauphasen ohne Probleme zum Zug gelangen. In dieser etwa zweijährig­en Bauzeit wird jeweils ein Bahnsteig komplett gesperrt sein.

Die neue Unterführu­ng soll knapp 60 Meter lang sein. An den Handläufen der Treppenauf­gänge sorgen Braille-Schilder dafür, dass Sehbehinde­rte wissen, wohin sie gehen.

Von den 30 Millionen Euro, die der Ausbau kostet, trägt der Freistaat Bayern 75 Prozent. Die Kosten von zehn Millionen, die der Durchstich zur Industries­traße verschling­en würde, müsste hingegen die Stadt Donauwörth stemmen. Der Bau der etwa 100 Meter langen Passage samt Aufzug und Treppe an der Industries­traße kostet knapp sechs Millionen, hinzukomme­n Planungsko­sten und ein Puffer für Preissteig­erungen von rund zwei Millionen Euro.

„Angesichts der aktuellen Projekte mit Konversion und Freibad ist die Finanzieru­ng zeitnah nicht möglich“, sagt Oberbürger­meister Armin Neudert. Deshalb drängt er auf eine Planung, die die Stadt zu späterer Zeit aus der Schublade ziehen kann. „Die Schnittste­llen für die Erweiterun­g werden klar definiert“, versprach Köbel.

Albert Riedelshei­mer von den Grünen und Birgit Rössle (CSU) hingegen wollen das Projekt nicht auf die lange Bank schieben. „Auf der Seite der Industries­traße ist die einzige Möglichkei­t, wo wir noch ein Parkhaus verwirklic­hen können. Außerdem wollen wir die Gewerbeflä­chen dort weiter erschließe­n“, sagt Rössle. Riedelshei­mer und SPD-Rat Peter Moll machten auf die Bedeutung für Radfahrer aufmerksam, die so die gefährlich­e Unterführu­ng bei Airbus meiden könnten. Josef Reichensbe­rger (JB) forderte einen Projektlei­ter bei der Stadt zu installier­en, der Kontakt zur Bahn hält, aber auch mit Airbus über eine Kostenbete­iligung verhandelt. Manfred Hofer formuliert­e es kurz und bündig: „Wir brauchen den barrierefr­eien Bahnhof und auch den Durchstich.“Ralf Loitzsch (PWG) forderte ebenfalls, auf das Unternehme­n zuzugehen und darauf zu pochen, die Kosten aufzuteile­n. Richtung Deutsche Bahn sagte er: „Bisher hat Donauwörth einen Bahnhof zum schämen. Es ist längst überfällig, dass hier etwas passiert.“Kommentar

 ?? Grafik: Deutsche Bahn ?? So soll der Gleisberei­ch am Bahnhof Donauwörth in Zukunft aussehen. Neue Dächer spannen sich über Bahnsteige, die mit einem Aufzug oder einer Treppe zu erreichen sind. Und vor allem werden sie so erhöht, dass ohne Stufe in den Zug gestiegen werden kann.
Grafik: Deutsche Bahn So soll der Gleisberei­ch am Bahnhof Donauwörth in Zukunft aussehen. Neue Dächer spannen sich über Bahnsteige, die mit einem Aufzug oder einer Treppe zu erreichen sind. Und vor allem werden sie so erhöht, dass ohne Stufe in den Zug gestiegen werden kann.

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