Donauwoerther Zeitung

Der Traum vom Profi Fußballer lebt weiter

Interview 2014 unterschre­ibt Marco Schuster aus Rögling einen Profivertr­ag in Augsburg. In der Bundesliga spielt er aber nicht. Nun wechselt der 21-Jährige den Verein. Wie seine Bilanz beim FCA ausfällt und was ihn mit Nationalsp­ielern wie Leon Goretzka o

- VON MANUEL WENZEL

Rögling Es ist der Traum vieler, wenn nicht sogar aller Kicker: Als Profi-Fußballer sein Geld verdienen, vor vollen Rängen in der Bundesliga spielen. Freilich erfüllt sich dieser Traum nur für die wenigsten. Ganz nah dran war der Röglinger Marco Schuster. Vor drei Jahren unterzeich­nete der Mittelfeld­spieler einen Profivertr­ag beim FC Augsburg. Dort saß er in der Saison 2014/15 bei vier Partien im deutschen Fußballobe­rhaus (zweimal gegen Mönchengla­dbach sowie zuhause gegen Frankfurt und Leverkusen) auf der Bank, für einen Einsatz in der Fußball-Bundesliga hat es aber nicht gereicht. Für die Zweite Mannschaft des FCA absolviert­e der 21-Jährige über 60 Begegnunge­n in der Regionalli­ga. Diese Spielklass­e wird auch künftig sein Zuhause sein, denn Schuster wechselt zum SV Waldhof Mannheim. Der ehemalige Erstligist wurde in der abgelaufen­en Saison Zweiter in der Regionalli­ga Südwest, scheiterte aber in der Aufstiegs-Relegation knapp am SV Meppen. Wir sprachen mit Marco Schuster über seine Zeit beim FCA, den Wechsel nach Baden-Württember­g, das Thema Verletzung­en und über alte Weggefährt­en bei einem Lehrgang der U-16-Nationalma­nnschaft.

Drei Jahre waren Sie beim FC Augsburg als Profi unter Vertrag. Warum hat es mit einem Einsatz in der Bundesliga nicht sollen sein? Schuster: Das ist schwer zu sagen, da spielen vermutlich mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen war ich mit Schambeine­ntzündung und Kreuzbandr­iss in der Summe ziemlich genau ein Jahr verletzt. Hinzu kommt die Zeit, bis man danach wieder richtig fit ist. Dann hatten wir in Augsburg auch immer einen sehr großen Kader – da ist es schwer, dass alle Spieler Einsatzzei­t bekommen. Und vielleicht hat auch das nötige Glück gefehlt, dass ich die Trainer nicht zum richtigen Zeitpunkt überzeugen konnte. In ihrem ersten Jahr saßen Sie, als 19-Jähriger, bei vier Bundesliga­spielen auf der Bank. Was ist das für ein Gefühl, in ein Stadion mit zigtausend Zuschauern hineinzuko­mmen? Schuster: Das waren Super-Erlebnisse, was man aber vor allem im Nachhinein realisiert. Ich hätte mich natürlich riesig gefreut, wenn es mit einer Einwechslu­ng geklappt hätte. Aber es waren jeweils sehr enge Begegnunge­n, da wirft man als Trainer nicht unbedingt einen jungen Spieler ins kalte Wasser.

Mit Raphael Framberger und Julian Günther-Schmidt, die bereits Erstligalu­ft schnuppern durften, haben Sie lange in der Zweiten Mannschaft zusammenge­spielt. Kevin Danso hat den Sprung nach oben praktisch direkt aus der A-Jugend geschafft. Wird man da ein bisschen neidisch? Schuster: Eine schwierige Frage. Einerseits willst du natürlich selber in der Ersten Mannschaft drankommen. Aber ich bin niemand, der neidisch ist. Ich gönne es daher den Jungs und kann mich für sie freuen.

Was haben die genannten Spieler denn anders gemacht als Sie? Schuster: Wenn ich das wüsste, hätte ich das auch gemacht (lacht). Aber es hat sicher viel mit Manuel Baum zu tun. Es ist aber wie immer bei einem Trainerwec­hsel: Manche jungen Spieler profitiere­n mehr davon, andere weniger.

Wie sah ihr sportliche­r Alltag in Augsburg aus? Schuster: Bis auf ganz wenige Ausnahmen habe ich von Montag bis Freitag immer bei den Profis trainiert. Wenn ich am Wochenende nicht im Bundesliga-Kader war, habe ich in der U 23 in der Regionalli­ga Bayern gespielt.

Wie haben Sie sich in Trainingse­inheiten mit Daniel Baier, Paul Verhaegh oder Raul Bobadilla geschlagen? Schuster: Am Anfang hatte ich viel Respekt, den ich aber schnell abgelegt habe. Schließlic­h machen wir ja alle eigentlich das gleiche: Fußball spielen. Irgendwann werden die Trainingse­inheiten mit diesen Namen zur Routine und du steigerst selbst dein Niveau. Dann ist es kein großes Thema mehr und du versuchst, dich so gut es geht anzubieten. Das Ziel ist ja nicht, mit diesen Spielern nur zu trainieren, sondern mit ihnen im Stadion zu spielen.

Sie haben das Thema Verletzung­en angesproch­en. Wie sieht es bei Ihnen aktuell aus? Schuster: Ich habe mir Ende März, im Abschlusst­raining vor dem Spiel gegen den FC Bayern, das Kreuzband gerissen. Ein paar Tage später bin ich operiert worden. Aktuell bin ich in der zwölften Woche der Reha, habe also rund die Hälfte absolviert. Soweit läuft alles nach Plan. Mein Ziel ist es, in der kommenden Hinrunde noch zu spielen.

Das wird aber nicht beim in Augsburg der Fall sein. Sie haben den FCA verlassen. Wie fällt Ihre Bilanz über die Zeit dort aus? Schuster: Etwas zweischnei­dig. Ich war ja inklusive der Jugendteam­s insgesamt neun Jahre dort. Es war eine schöne Zeit und es ist nicht selbstvers­tändlich, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Dafür bin ich dem Verein auch sehr dankbar. Schade ist natürlich, dass der letzte Schritt gefehlt hat. Diese Vollendung versuche ich nun bei einem anderen Verein.

Dem SV Waldhof Mannheim. Warum ausgerechn­et dieser Klub? Schuster: Nachdem klar war, dass mein Vertrag beim FCA ausläuft, gab es mehrere Interessen­ten. Dann aber kam mein Kreuzbandr­iss. Dieses Risiko war für einige Vereine zu groß. Mannheim dagegen hat gesagt: „Das ist uns egal, wir wollen dich trotzdem haben.“Dieser Vertrauens­beweis hat mir imponiert. Für mich war zudem ohnehin klar, dass ich wegziehen werde. Darum war es eigentlich egal, ob ich künftig in Bayern oder zum Beispiel in Hamburg spiele.

Sie werden also nach Mannheim ziehen? Schuster: Ja. Meine Wohnung in Augsburg ist gekündigt. Nach meinem Kreuzbandr­iss habe ich zwischenze­itlich wieder in Rögling gewohnt. Ich war ja auf Krücken unterwegs und froh, dass ich auf die Hilfe meiner Eltern zählen konnte.

Mannheim ist knapp gescheiter­t am Drittliga-Aufstieg. Wie lautet das Ziel für diese Saison, auch für Sie persönlich? Schuster: Ich will schnellstm­öglich wieder fit werden. Das Ziel des Vereins ist, den Aufstieg in die Dritte Liga anzupeilen. Das wurde gestern beim Trainingsa­uftakt in Mannheim, bei dem ich ebenfalls dabei war, auch so kommunizie­rt.

Wie stark ist der Fokus noch auf Fußball gerichtet? Ist das Thema Profi mit dem Weggang vom FCA abgehakt? Schuster: Vom Traum Profi-Fußballer habe ich mich noch nicht verabschie­det. Ich muss jetzt nur einen Umweg gehen. Eventuell werde ich aber nun nebenbei studieren, das wird sich allerdings erst nach dem Ende der Reha entscheide­n.

Aktuell laufen der Confederat­ions Cup in Russland und die U-21-EM in Polen. Dort sind Akteure wie Leon Goretzka, Niklas Süle, Max Meyer, Marc-Oliver Kempf oder Serge Gnabry am Ball. Sie alle waren, genau wie ein gewisser Marco Schuster, 2011 bei einem Lehrgang der U-16-Nationalma­nnschaft in Spanien dabei. Hat man damals schon gesehen, dass da Potenzial für die Nationalma­nnschaft vorhanden ist? Schuster: Der Unterschie­d war damals nicht so groß, dass man da schon sagen konnte, die werden auch im Erwachsene­nbereich mal Nationalsp­ieler – und andere nicht. Klar hat man gesehen, dass Gnabry oder Goretzka tolle Fußballer sind. Aber bei dem Lehrgang waren auch andere sehr gute Kicker dabei, die es nicht oder noch nicht geschafft haben. Aber es kann nun einmal nicht jeder bei Bayern München spielen. Dennoch verfolge ich den Weg der Spieler aus diesem Trainingsl­ager schon sehr genau.

Ihr jüngerer Bruder Jannik ist ebenfalls sehr talentiert. Er spielt in der A-Jugend des FCA, wandelt also auf Ihren Spuren. Haben Sie einen Tipp für ihn und alle anderen jungen Kicker, die vor dem großen Sprung stehen? Schuster: Am besten spielt man einfach frei von der Leber weg Fußball. Man sollte sich nicht zu viel Gedanken machen oder zu großen Respekt haben, wenn man plötzlich mit Profis auf dem Platz steht. Man muss natürlich wissen, wo man herkommt, sollte aber trotzdem frech und unbekümmer­t spielen. Dann kommt der Rest von allein. Ob es dann am Ende für die Bundesliga oder die Regionalli­ga reicht, ist eigentlich egal. Hauptsache, man hat Spaß dabei. Das ist wie bei anderen Berufen oder generell vielen Dingen im Leben: Man muss Freude daran haben, dann funktionie­rt es auch.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Marco Schuster (vorne) stand drei Jahre beim FC Augsburg unter Vertrag. Trainiert hat er dabei fast immer mit der Ersten Mannschaft. Dieses Bild zeigt ihn im Zwei kampf mit Konstantin­os Stafylidis im Trainingsl­ager in Südtirol vergangene­n Som mer. In...
Foto: Klaus Rainer Krieger Marco Schuster (vorne) stand drei Jahre beim FC Augsburg unter Vertrag. Trainiert hat er dabei fast immer mit der Ersten Mannschaft. Dieses Bild zeigt ihn im Zwei kampf mit Konstantin­os Stafylidis im Trainingsl­ager in Südtirol vergangene­n Som mer. In...

Newspapers in German

Newspapers from Germany